Albus beobachtete, wie seine Eltern dem Zug hinterher wanken, bis dieser die erste Kurve erreichte und er sie nicht mehr sah.
Im Gang herrschte ein reger Tumult. Schüler hangelten sich von Abteil zu Abteil, um ihre Freunde zu suchen und den meisten stand ein Lächeln, voll Vorfreude auf Hogwarts, ins Gesicht geschrieben.
Viele der Erstklässler wirkten jedoch verunsichert, überfordert, ja sogar traurig.
Kein Wunder, die Knirpse haben keine Ahnung, was sie erwartet, dachte Albus.
Dann schob er beiläufig eine Gruppe Hufflepuffs zur Seite, um sich im Zug voran zu tasten, bis er sich schließlich auf den freien Platz neben seinem besten Freund gleiten ließ.
Sie hatten ein Abteil ganz für sich.Scorpius, der in ein altes Buch, welches bereits aus allen Nähten zu reißen schien, vertieft war, nahm von Albus Anwesenheit jedoch herzlich wenig zur Kenntnis.
Seine Augen huschten wie in Trance über die Zeilen der Seiten.
Neugierig versuchte Albus die Ziffern des Einbandes zu entziffern.
Verborgene Arke... Arkoniden?„Was ließ du, Scorp?"
Keine Reaktion.
„Scorpius?" forderte Albus mit Nachdruck in der Stimme auf.
Ohne aufzublicken antworte Scorpius gedankenverloren.
„Verborgene Arkanen: Magische Weisheiten jenseits der Kesselkunst."
„Jenseits der Kesselkunst? Bei Merlins Bart, was soll denn das bitte schön bedeuten?"Den Blick immer noch star auf sein Buch gewandt fuhr Scorpius fort.
„Jenseits der Kesselkunst bedeutet soviel wie, über das Wissen der Zaubertränke hinaus. Tiefere, komplexe magische Praktiken und Theorien."
Er ließ das Buch sinken und blickte zu Albus auf.
„Zum Beispiel das Verständnis der elementaren Kräfte und wie sie manipuliert werden können."
„Feuer, Wasser, Erde, Luft." Fuhr Albus fort.
„Genau. Die fortgeschrittene Elementarmagie geht weit über die Fähigkeit eines durchschnittlichen Zauberers hinaus. Und ich rede nicht von Aguamenti. Ich rede davon ganze Ozeane zu kontrollieren!" Bei diesen Worten schlich sich ein Hauch der Euphorie in Scorpius Stimme.Allein die bloße Vorstellung, dass so etwas möglich war, ließ Albus den Mund offen stehen. Scorpius klappte das Buch zu und steckte es zurück in seine Umhängetasche.
„Wahnsinn, oder?"
Sprachlos beobachtet Albus, wie die monotonen Felder und Wiesen an ihnen vorbeizogen. Die meisten waren vom Regen des Vortages Überschwemmt und in ihren Pfützen spiegelten sich die Grauen Wolken, des kühlen September Morgens.
„Wahnsinnig, aber brilliant."Nachdem die Jungen nach einer ausgiebigen Diskussion darüber, welches der vier Elemente das beste sei, immer noch zu keinem Entschluss gekommen waren, sie den halben Wagen der Imbiss-Wagen-Verkäuferin ausgebeutet und sich schließlich ihre Hogwarts Uniform über gezogen hatten, kam der Zug endlich am Bahnhof Hogsmaede zum stehen.
Scorpius und Albus schlenderten über den Bahnsteig, bedacht darauf, nicht aufzufallen. Planmäßig ergatterten sie eine der Kutschen, die wie es aussah von alleine fuhren.
Von seinem Vater wusste Albus, dass sie in Wahrheit von Thestralen gezogen wurden.
Unsichtbare, Geflügelte Pferde mit schwarzer Haut und dem Kopf eines Drachen, welche man nur sehen konnte, wenn man jemanden sterben gesehen hatte. Albus schnürte sich bei der Vorstellung an diese gruseligen Wesen, die gerade einmal 2 Meter von ihm entfernt sein konnten, der Margen zu. Mit voller Konzentration versuchte er einen Umriss dieses Wesen auszumachen, doch er konnte beim besten Willen nichts erkennen. Einen kurzen Moment hatte er geglaubt etwas zu sehen, doch es stellte sich enttäuschender Weise nur als der Schatten eines Fünftklässlers heraus, der gerade hinter der Kutsche auftauchte.Albus sprang er auf die Leere Kutsche auf und Scorpius folgte ihm, wobei er beinahe das Gleichgewicht verlor.
„Alles unter Kontrolle", winkte der schmächtige Junge das kleine Ungeschick schnell ab, doch Albus grinste nur und sagte mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ich seh's."Der Fünftklässler von zuvor gesellte sich ebenfalls zu den beiden Jungen und streckte ihnen einladend seine Hand zur Begrüßung entgegen.
„Finneas Adams."
„Hi", begrüßte ihn Albus, mit etwas weniger Selbstbewusstsein in der Stimme, als er es sich vorgestellt hatte. Seine Hand zitterte leicht, doch das war nichts im Vergleich zu Scorpius, welcher seine Hand rasch wieder in seinem Umhang verschwinden ließ.
Fünftklässler sprachen sonst nie mit ihnen, und wenn sie es doch taten, waren sie bei weitem nicht so aufrichtig und freundlich.Finneas folgten zwei Mädchen, welche sich bedeutende Blicke zu warfen.
„Komm schon Finn, wir suchen uns eine andere Kutsche...", flüsterte eines der Mädchen dem Jungen zu, während sie Albus und Scorpius einen finsteren Seitenblick zu warf.
„Wieso?"
Das Mädchen bemühte sich jetzt, noch leiser zu flüstern, doch Albus konnte jedes Wort verstehen.
„Da vorne sitzt der Malfoy Junge, du weißt schon der Sohn von..."Scorpius guckte betreten zu Boden als gäbe es nichts interessanteres als die Schnürsenkel seiner schwarzen Lederschuhe, auf dieser Welt. Er war bereits daran gewöhnt in dem Schatten seines Vaters zu leben, dem ehemaligem Todesser und Anhänger Voldemort. Doch das hieß noch lange nicht, dass ihm das nichts mehr ausmachte.
Albus Miene verfinsterte sich bei dieser Bemerkung und die Mädchen waren ihm augenblicklich unsympathisch.
„Habt ihr ein Problem?"
„Und du bist dann Albus Potter, der Sohn von Harry Potter?", fragte das andere Mädchen, ohne den Hauch eines Ansatzes ihre Abneigung irgendwie zu verbergen.„Wüsste nicht, wieso dich das was angehen sollte."
Albus verdrehte die Augen, beschloss aber nichts weiter zu sagen.Irgendwo in der Ferne hörte er die vertrauten Rufe von Hagrid, dem Wildhüter von Hogwarts.
„Erstklässler zu mir!"Die Rufe wurden leiser und leiser, und irgendwann wurden sie von dem geholpert der unzähligen Kutschen, welche sich nach und nach mit Schülern füllten und in Bewegung setzten, übertönt.
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Albus Potter und die verschwundene Schachfigur
FanficUnsere Geschichte spielt 21 Jahre nach der Schlacht von Hogwarts. Zusammen mit seinem besten Freund Scorpius Malfoy, schlägt sich Albus Potter durch den Schulalltag der Schule für Hexerei und Zauberei und muss sich ganz nebenbei auch mit Konflikten...