Die Drei Kräfte der Mimbulus Mimbeltonia

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Einige Minuten später kreuzte der blonde Neville Longbottom, in seinem üblichem roten Strickpullover auf. Unter seinem rechten Arm hielt er eine graue, kakteenartige, mit unzähligen Beulen übersäte Pflanze.

Nachdem er das Gewächshaus entriegelte und die Schüler sich auf die verschiedenen Kisten aufgeteilt hatten, stellte er den Kaktus für alle gut sichtbar vorne auf das Lehrerpult.

„Sind alle da?" Fragte er in die Runde und ließ dabei seinen Blick durch die Reihen schweifen.
Craig meldete sich zu Wort.
„Amycus fehlt!"
Professor Longbottom sah verwundert aus und legte die Stirn in falten:
„Was hat er?"
Craig grinste zu Tiara rüber und fuhr dann fort.
„Ihm ging es wohl nicht so gut..."

Der Kräuterkunde Lehrer schien sich damit zu frieden zu geben und sagte an Craig gewandt:
„Richtest du ihm gute Besserung aus?"
Craig nickte kurz, dann begann Professor Longbottom mit dem Unterricht.

„Ich habe euch heute ein Pflanze mitgebracht, die mich schon in meiner Jugend sehr fasziniert hat." Begann er seinen Vortrag.
„Kann mir jemand sagen, um welches Exemplar es sich hier handelt?" Lächelte er und deutete dabei auf den Kaktus.

Mehrere Finger schnellten in die Luft. So war es immer wenn die Slytherins mit den Ravenclaws zusammen Unterrichtet wurden, denn beide Häuser hatten es sich zur Aufgabe gemacht, dass jeweils andere zu überbieten.

Neville wartete einen Moment, um allen die Gelegenheit zu geben, sich zu melden, dann blieb sein Blick bei Tiara hängen und er nickte ihr zu.
„Ja?"
„Ich vermute, dass es sich um eine Mimbulus Mimbeltonia handelt?"

„In der Tat! 5 Punkte für Slytherin!", verkündete der Professor, bevor er anfing über die Besonderheit der kakteenartigen Pflanze zu schwärmen. Wie er damals zu seinem 15. Geburtstag eine aus Assyrien von seinem Großonkel geschenkt bekommen und sich seither mit der Zucht der exotischen Kaktusse befasst hatte.

Dabei habe er Sieben neue Kräfte der Pflanze entdeckt und forderte seine Schüler nun auf, sich selbst ein Exemplar aus Gewächshaus 4 zu holen, um die restliche Doppelstunde die Pflanze auf mindestens Drei der besagten Kräfte zu untersuchen.

Anschließend galt es, die Ergebnisse und Informationen zur Mimbulus Mimbeltonia in einem kurzen Aufsatz zusammenzufassen.

Tatsächlich gelang es am Ende der Stunde, zu Nevilles Enttäuschung, kaum einem Schüler mindestens Drei Kräfte zu entdecken.

Er blätterte die Essays durch und legte sie dann Kopfschüttelnd zur Seite.

„Kaum einer von euch hatte den Einfall, den grünen Schleim, den die Mimbulus verspritzt wenn sie gereizt wird, auf Rasen zu streichen." Dann blätterte er wieder ein paar Pergamente zurück und fuhr weiter fort.

„Christopher scheint der einzige zu sein, der auf die brillante Idee gekommen ist, dass der Schleim ein fantastisches Düngemittel darstellen würde! 10 Punkte für Ravenclaw!", lächelte Neville.

Ein Ravenclaw Junge mit zig verschieden farbiger Armbänder und blau, blond gefärbten Haaren errötete schüchtern und beobachtete verlegen den grauen Himmel. 

Albus, dem es selbst nicht gelungen war auch nur eine einzige der Kräfte zu entdecken, hatte in den letzten Fünf Minuten hastig Scorpius Notizen ab gekraxelt, so dass seine alleinige Hoffnung darin bestand, dass Professor Longbottom, oder wie er ihn außerhalb der Schule nannte, Neville, die Ähnlichkeit der Aufsätze nicht bemerkte.

Gemächlich packte er seine Unterlagen zusammen und schlenderte dann mit Scorpius zurück zur großen Halle. Craig hatten vor in der Mittagspause zum Gemeinschaftsraum zu gehen, um sein V.g.d.d.K Buch zu holen, welches er am Morgen vergessen hatte. Tiara wollte ihm dabei Gesellschaft leisten.

So kam es, dass Albus und Scorpius wie gewohnt zu zweit durch die Gänge des Schlosses wanderten. Sie schlenderten Vorbei an alten Rüstungen, Statuen und dutzenden sprechenden Gemälden, bis sie schließlich den Riesigen Torbogen zur Halle erreichten.

Während sie ihre Spiegeleier und Bratkartoffeln verspeisten sprachen sie kein Wort.
Beiden graute es in der Magengrube, bei dem Gedanken an die gleich folgende V.g.d.d.K Stunde.

Als sie sich eine halbe Stunde später auf ihrem gewohnten Platz in der letzten Reihe niederließen, stellten sie erleichtert fest, dass sich Professor Twig dazu entschlossen hatte, heute eine theoretische Stunde einzuschieben und so verbrachten sie die restliche Zeit damit Texte zu Irrwichten und ihrer Herkunft im Lehrbuch nachzulesen, um daraus einen Aufsatz zu verfassen.

Normalerweise hätte Albus sich mit allen Mitteln dagegen gesträubt, diesen Aufsatz zu verfassen. Da er aber unbedingt mehr über Irrwichte lernen wollte, um sich besser gegen sie verteidigen zu können kam es, dass er am Ende der Stunde einen eigenständig Verfassten Aufsatz in Länge von 2 Pergamenten einreichte. Twig tat dies mit einem anerkennenden Nicken ab, und Albus Laune erhellte sich schlagartig.

Seine gute Stimmung hielt sogar so lange an, dass er sich noch am frühen Abend zu Scorpius und Tiara in den vollen Gemeinschaftsraum gesellte. Wie gestern Abend auch, waren die Zwei in eine angeheizte Partie Zauberschach verwickelt und Albus stellte vergnügt fest, dass Scorpius Tiara in Zwei Zügen Schachmatt setzen konnte.

„Läufer von B5 auf C6." Grinste Scorpius siegessicher, denn er hatte die gleiche Lücke wie Albus entdeckt. Der Läufer schob sich um ein schräges, weißes Feld vor, bis er stehen blieb.
„Schachmatt!" Rief Scorpius euphorisch und Tiara lehnte sich deprimiert in ihrem Stuhl zurück.
„Ich geb's auf, ich werde nie auch nur den Hauch einer Chance gegen dich haben."

Scorpius hätte jetzt wahrscheinlich etwas ermutigendes entgegnen sollen, von wegen dass sie nur noch ein bisschen Übung brauche, doch stattdessen packte er munter seine Spielfiguren zusammen.
„Im Schach bin ich eben unbesiegbar."

Albus gab ihm daraufhin einen liebevollen Nackenklatscher und lachte.
„Jetzt komm mal runter von deinem hohen Ross. Wollen wir wetten, dass du keine Chance gegen mich hast?"

Scorpius kratzte sich am Hinterkopf und schaute verwundert zu seinem Freund auf.
„Aber du hast gesagt, dass du kein Schach spielst?"
„Nicht mehr." Korrigierte ihn Albus.
„Aber ich habe früher oft mit meinem Onkel Ron gespielt, bevor ich die Lust dran verloren hab."

Er wuschelte sich durch sein Pech schwarzes Haar und richtete dann seine Krawatte gerade.
„Ich kann unmöglich zusehen, wie mein bester Freund jeglichen Bezug zur Realität verliert, nur weil er denkt er wäre unbesiegbar."

Scorpius schien nachzudenken und sagte dann mit einem provokantem lächeln:
„Na gut, ich hoffe nur, dass dein sensibles Herz mit einer Niederlage umgehen kann."
„Das wird nicht nötig sein" scherzte Albus munter, dann wandte er sich an Tiara:
„Kann ich dein Deck benutzen? Ich hab meins zuhause."
Tiara sah zu Albus auf.
„Das ist nicht meins, ich hab es hier im Raum gefunden, als ich gestern Mittag meinen Ohrring gesucht hab."

Sie kramte wieder den braunen Beutel mit den abgenutzt aussehenden, hellbraunen Figuren hervor.
„Du kannst es aber trotzdem gerne benutzen."
„Danke." Entgegnete Albus und nahm den Beutel entgegen.

Er stellte die Figuren der Reihe nach auf ihre Felder. Erst jetzt viel ihm auf, dass der König aus einem anderen Material geschnitzt war. Er war, im Gegensatz zu den anderen Figuren, Schwarz und wirkte deutlich edler.
Jetzt wo er den starken Kontrast bemerkte, wunderte er sich, wie ihm dieses Detail so lange entgehen konnte, schließlich hatte er Scorpius und Tiara bereits spielen sehen.

Interessant, nicht wahr?

Hallte ihm die Stimme des Fremden, den er bei Borgin & Burgs getroffen hatte, nach.

Interessant, dass uns Sachen oft erst auffallen, wenn sie nichtmehr da sind.

Albus schüttelte den Kopf, um sich wachzurütteln. Er musste sich auf die ihm bevorstehende Partie konzentrieren.

Die Figuren hatten sich wahrscheinlich mit der Zeit zusammen gesammelt und da kann es schonmal vorkommen, dass nicht alle Figuren zum gleichen Deck gehören.

Ja, so musste es sein.

Und ehe Albus alle seine Gedanken ordnen konnte, begann Scorpius mit seinem Ersten Zug.
„Bauer von F2 auf F4!"

Albus Potter und die verschwundene SchachfigurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt