Hongkong

104 13 0
                                    

Nach den Anrufen die Asami und Akihito bekommen hatten, hatten sie umgehend ihre Sachen gepackt, ausgecheckt und sich zu Asamis Jet bringen lassen. Nun befanden sie sich in der Luft auf direktem Kurs nach Hongkong. Das Video, welches ihm Emilia geschickt hatte und er sich eigentlich im Continental in New york ansehen wollte, sah er jetzt gerade im Jet das erste Mal und wie er bereits befürchtet hatte, half es ihm nicht weiter. Außer das er jetzt natürlich wusste, wie der Mörder aussah. Aber gesehen hatte er ihn davor noch nie. Frustriert klappte Akihito seinen Laptop zu und legte ihn auf den leeren Sitz neben sich. Der Yakuza saß ihm gegenüber und telefonierte in diesem Augenblick mit Kirishima, um diesen über die neuesten Vorkommnisse zu informieren. Aki sah nachdenklich aus dem kleinen Fenster ... Feilong angeschossen. Liu Feilong. Der Boss der Baishe-Triade. Wie er diesen mächtigen Mann kennengelernt hatte, würde ihm wohl auch niemand glauben, der wusste, wer Akihito Jovonovich eigentlich war. Aki musste unwillkürlich schmunzeln, als er an die Zeit zurückdachte. Nachdem Asami ihn vor dem korrupten Politiker gerettet hatte und anscheinend beschlossen hatte, dass der ungezähmte Junge ihm gehörte, hatte es nur eine knappe Woche gedauert, bis er erneut entführt wurde. Er hatte gerade Gefallen an dem Spielchen «fangt den kleinen Akihito» gefunden, welches Asami und seine Bodyguards mit ihm spielten, als er eines Abends nach seiner Arbeit festgestellt hatte, dass etwas anders war als sonst. Die Männer, die ihn an diesem Tag durch Shinjuku jagten, waren keine Japaner gewesen, sondern Chinesen und dummerweise hatten sie ihn tatsächlich in die Finger bekommen. Er war nur einen kurzen Moment unaufmerksam gewesen, da wurde er schon mit Chloroform betäubt und außer Landes geschafft, noch bevor Asami gemerkt hatte, dass etwas mit seinem Eigentum nicht stimmte. Akihito kam erst in Hongkong wieder vollständig zu sich und machte das erste Mal Bekanntschaft mit dem hübschen chinesischen Drachen. Dieser hatte sich wohl in den Kopf gesetzt dem Yakuza etwas wegzunehmen, was diesem allem Anschein nach etwas bedeutete. Und das tat normalerweise niemand. Doch es hatte sich anscheinend bis nach China herumgesprochen, dass der mächtige Japaner einem blonden Jungen zu Hilfe gekommen war, der von einem ziemlich dummen Politiker entführt wurde. Genau diesen Jungen hatte man schon vorher an der Seite Asami Ryuichis gesehen und damit hatte Fei wohl seine Chance gefunden, sich rächen zu können.
Der Chinese war zu diesem Zeitpunkt nämlich immer noch der Meinung, dass der Yakuza für den Tod von Feilongs Vater verantwortlich war. Aki verzog das Gesicht. Ab diesem Tag hatte er für zwei Wochen Fei's Bett gewärmt. Zwar hatte er tatsächlich einen kleinen Versuch gestartet zu fliehen. Doch er musste zugeben, das Fei's Leute gut sind. Sie hatten ihn tatsächlich auf den Straßen Hongkongs wieder eingefangen und zu ihrem Boss zurückgebracht. In diesen zwei Wochen lernte er den Mann immer besser kennen. Dieser hörte schließlich auf ihn zu verletzen, nur um Asami eins auswischen zu können, und hatte ihn echt gefragt, ob er nicht bei ihm bleiben wollte. Fei hatte angefangen, ihn ehrlich zu mögen ... und das war etwas überaus Seltenes. Der mächtige Mann ließ normalerweise niemanden an sich ran und vertraute fast niemandem. Akihito hatte ihn jedoch irgendwie verstanden und so sind sie sich damals in der Tat näher gekommen. Was auch der Grund war, warum Aki keinen erneuten Fluchtversuch unternommen hatte. Außerdem lernte er so auch Tao kennen. Ein kleiner chinesischer Junge, der in dieser Zeit zu einem guten Freund von ihm wurde. Dem Mafioso sehr viel bedeutete und fast immer an seiner Seite war und natürlich immer noch ist. Nachdem Asami herausgefunden hatte, wer seinen Kleinen verschleppt hatte, suchte er nach einem Weg Akihito wieder zu sich zu holen und entwendete dem Triadenchef schließlich Besitzrechtdokumente eines Casinos in Macau als Druckmittel und hatte so einen Austausch erzwungen. Da Aki nicht wollte, das Fei das eine, was ihm wichtig war, gegen etwas anderes austauschte, dass ihm in der Zwischenzeit etwas bedeutete, hatte der Chinese schließlich dem Austausch zugestimmt. Auf einem Casinoschiff, welches Feilong gehörte, sollte Akihito schließlich dem Yakuzaboss übergeben werden. Alles hätte so gut funktioniert, wenn sich nicht auch noch die russische Mafia eingemischt hätte. Akihito wurde während der Übergabe an Asami von Michel und Eury Albatof auf dem Schiff entführt und festgehalten. Sie hatten schon lange Interesse an den Dokumenten und sahen nun ihre Chance. Die erneute Übergabe lief ebenso schief, er wurde von Eury Albatof leicht angeschossen und Asami sorgte dafür, dass der Russe dafür mit einer eingefangenen Kugel büßte und über Bord ging. Asami war daraufhin ziemlich sauer und wollte Feilong dafür zur Rechenschaft ziehen und ihn erschießen. Doch er stellte sich zwischen Asami und Fei und rettete dem Chinesen damit das Leben. Das war wahrscheinlich der Beginn ihrer Freundschaft. Der ältere Japaner nahm ihn wieder mit nach Japan und Feilong hatte seine Dokumente wieder. Schon auf dem Weg zurück ans Festland hatte er tief durchgeatmet und gehofft, dass Asami den Sohn von Jefim Albatof nicht umgebracht hatte. Der junge Japaner hatte die zwei Söhne des Patriarchen des Albatof-Syndikats sofort erkannt. Auch wenn diese ihn nicht erkannt hatten. Was aber kein Wunder war, denn schließlich hatte Akihito bis jetzt auch nur Aufträge für Jefim erledigt. Er hatte in seiner Zeit als Killer engen Kontakt zu dem Russen gehalten. Der Jüngere hatte sich, seit sie sich in Moskau kennengelernt hatten immer gut mit dem Russen verstanden was nicht viele behaupten können.
In einem unbeobachteten Augenblick, nachdem sie wieder zu Hause angekommen waren, rief er den gefährlichen Mann an. Erklärte ihm die Ereignisse und bat den Vater von Michel und Eury, seinen Söhnen alles zu erklären und sie zu bitten Asami nichts über ihn zu erzählen oder etwas Blödes zu unternehmen. Jefim hielt Wort und seit diesem Augenblick hatte er nicht nur engen Kontakt zu dem Chinesen, sondern auch zu den jungen Russen. Nach diesen ereignisreichen zwei Wochen kamen er und Asami sich dann tatsächlich näher, auch was ihre Gefühle füreinander betraf und er fühlte sich nicht mehr wie ein austauschbares Sexspielzeug. Drei Wochen passierte nichts. Dann geschah das mit Asamis Entführung. Seine Rettung. Und schließlich kam er doch nicht drum herum Asami und Feilong etwas über sich zu erklären. Ganz zu schweigen von ihrer Reaktion als sie erfahren haben, dass die Russen dank Jefim bereits Bescheid wussten und jetzt die Ereignisse der letzten Tage. Hoffentlich ging es dem Triadenanführer so weit gut. Tao hatte sich ziemlich verstört angehört. Aber so sehr, wie der Kleinere an Feilong hing, war das auch kein Wunder. Ach verdammte Scheiße ... eigentlich wollte er mit diesem ganzen Mist nichts mehr zu tun haben. Alles hatte mit diesem dämlichen Stick angefangen und jetzt würde er wieder einen Killer jagen, der anfing die Menschen zu gefährden, die ihm was bedeuteten. Nur irgendwie hatte er die Befürchtung, dass es dieses Mal nicht mit einer Jagd durch einen Wald zu Ende war.
Asami hatte schon vor einer Weile aufgehört, zu telefonieren, und musterte seinen kleinen Japaner aufmerksam. „Du machst dir tatsächlich Sorgen um den Chinesen. Nicht wahr Akihito?"
„Ja Ryuichi. Ich mache mir Sorgen um Feilong. Der Chinese ist mir ebenso ans Herz gewachsen wie ihr anderen. Außerdem wäre es schon ein dummer Zufall, wenn ihn ausgerechnet jetzt jemand angreifen würde, der nichts mit meinem Problem im Moment zu tun hat."
„Fei sieht zwar nicht so aus ... aber er ist ziemlich zäh und hart im Nehmen. Er steht das durch. Ist schließlich nicht die erste Kugel, die er sich eingefangen hat."
„Selbst wenn er es überlebt - und das muss er einfach - ist er noch nicht außer Gefahr. Wenn es tatsächlich unser Killer war, wird er es zu Ende bringen wollen. Wir dürfen keine Zeit verlieren."
„Wir stehen kurz vor dem Landeanflug. Yoh wird uns abholen und uns ins Krankenhaus bringen. Dann sehen wir weiter."

Es dauerte tatsächlich nicht mehr lange, dann begannen die Piloten mit dem Sinkflug und sie landeten auf dem Hongkong International Airport.
Sie verließen Asamis Privatjet und liefen auf die wartende schwarze Limousine mit ihren sechs Begleitfahrzeugen zu. Yoh stand bereits wartend neben der hinteren Autotür, begrüßte die beiden Japaner respektvoll. Bevor er ihnen die Tür aufhielt und sich dann wieder hinters Steuer setzte. Kaum saßen sie alle im Wagen, da setzte sich der Konvoi auch schon in Bewegung und steuerte das Hongkong Sanatorium & Hospital an. Ein privates Krankenhaus, in dem der Anführer der Baishe-Triaden gerade behandelt wurde. Zum Glück befand sich das Hospital nicht allzu weit vom Flughafen entfernt und so parkte Yoh die Limousine schon nach etwa 40 Minuten direkt vor dem Eingang der Klinik. Sie stiegen aus und betraten das Gebäude, begleitet von Asamis und Feilongs Bodyguards. Sofort kamen Ärzte und Wachleute auf sie zu geeilt, versperrten ihnen den Weg, doch ein böser durchdringender Blick von dem Yakuzaboss reichte aus, damit sie ihren Weg zur Empfangsdame fortsetzen konnten. Diese schluckte sichtlich eingeschüchtert. Versuchte aber trotzdem ein freundliches Lächeln zustandezubringen, als der goldäugige Japaner vor ihr stehen blieb und sie musterte.
„Wir möchten umgehend zu einem ihrer Patienten. Mr. Liu Feilong!"
„Das ist leider nicht möglich, Mr...?"
„Asami. Ryuichi Asami - und ob das möglich ist. Sie werden mir sofort mitteilen, auf welcher Station Mr. Feilong liegt."
Die Dame schluckte erneut ihren Kloß im Hals hinunter und schien zu dem Schluss zu kommen, das es keinen Sinn machte, sich mit diesem Mann anzulegen. Etwas kleinlaut fragte sie dann noch leise. „Sind sie Freunde oder Familienmitglieder von Mr. Feilong?"
Akihito kicherte kaum hörbar und antwortete, „Freunde-. Wir sind Freunde von ihrem einflussreichen Patienten. Keine Sorge." Die Frau nickte leicht und gab schließlich doch die Zimmernummer auf der Intensivstation preis, inklusive einer kleinen Wegbeschreibung. Sie machten sich umgehend auf den Weg und trafen vor dem Einbettzimmer auf weitere Bodyguards des Chinesen und Tao, der Akihito sofort schluchzend um den Hals fiel, als er den Älteren entdeckt hatte. Aki streichelte dem Jüngeren leicht über den Kopf und gab ihm etwas Zeit sich zu beruhigen, dann fragte er leise. „Wie geht es ihm und weißt du, was passiert ist Tao?"
Der Junge ließ von dem Älteren ab und wischte sich die nassen Spuren aus dem Gesicht. „Er hat das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt, seitdem er aus dem OP raus ist. Ich habe mitbekommen, wie sie gesagt haben, dass eine Kugel knapp sein Herz verfehlt hat. Darum hat die OP auch so lange gedauert und sie lassen mich einfach nicht zu Feilong- sama hinein."
„War er zu Hause Tao, als es passierte?" „Ja. Feilong-sama wollte gerade in seine Limousine einsteigen. Die Kugel hat einen der Bodyguards getötet, bevor sie Feilong-sama getroffen hat."
Akihito nahm den jungen Chinesen in den Arm, als diesem nun wieder die Tränen kamen, und drückte ihn zärtlich an sich.
„Feilong-sama wird es schaffen Tao.", dann sah er zu Yoh, „-wie konnte das passieren? Ich kenne das Gelände. Es sollte nicht möglich sein den Boss der Baishe einfach so zu erschießen!" Yoh verzog das Gesicht. „Normalerweise nicht. Aber wer rechnet auch schon mit einem Scharfschützen. Dem Gewehr nach zu urteilen war er nämlich einer!" Akihito fiel die Kinnlade hinunter und auch Asami drehte sich von dem Fenster, welches den Blick auf Fei freigab, weg und sah nun zu seinem ehemaligen Personenschützer. Aki fand als Erstes seine Stimme wieder. „Ihr habt die Waffe!?"
„Ja. Ich habe nach dem Attentat auf den Boss alles im Umkreis von mindestens 5 km auf links drehen lassen. Wir haben auf einem Dach in ca. 2,5 km die Waffe gefunden."
„Wo ist sie jetzt?"
„Sie liegt im Moment im Kofferraum der Limousine. Ich dachte mir schon, dass du sie sehen möchtest."
Akihito setzte sich in Bewegung und lief den langen Gang hinunter. Machte sich sofort auf den Weg zum Ein- und Ausgang des Krankenhauses begleitet von einigen Bodyguards die sich beeilen mussten, um an dem jungen Killer dranzubleiben. Vor dem Kofferraum des Wagens blieb er stehen und öffnete ihn langsam mit einem flauen Gefühl. Der junge Japaner hatte nur einen kurzen Blick auf das Scharfschützengewehr geworfen. Da ließ er auch schon wieder den Deckel des Kofferraumes zufallen und sank hinter dem Wagen zu Boden. Legte seinen Kopf in die aufgestützten Hände und unterdrückte einen lauten Wutschrei. Die Männer standen etwas perplex und ratlos um ihn herum. Wussten nicht, was sie tun sollten. Doch dann stand der Killer auch schon wieder auf und griff mit einem so Wut verzerrtem Gesicht nach seinem Handy in der Hosentasche, dass selbst die Mafiosi um ihn herum etwas mehr Abstand nahmen. Es dauerte nur einen Moment, bis er die gesuchte Nummer gefunden hatte und auf anrufen drückte. Es klingelte ein paar Mal, dann meldete sich eine dunkle sympathische Männerstimme zu Wort. „Akihito Jovonovich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich irgendwann noch einmal diesen Namen auf dem Display meines Telefons lese-. Was kann ich für dich tun?"
„Hallo Baihu. Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich in ca. 30 Minuten im InterContinental- Hotel durch den Eingang spazieren werde, um meine Schuldmünze bei dir einzulösen. Ich hoffe, du, als Manager des Continentals in Hongkong bist derzeit in deinem Hotel anwesend?"
„Mein lieber Freund-. Der Manager ist immer anwesend. Wir sehen uns in 30 Minuten."

Kein Entkommen - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt