Erste Liebe

117 14 3
                                    

Der Boss der SunYeeOn-Triaden kam auf seine Gäste zu und blieb mit etwa drei Armlängen Abstand vor dem jungen Japaner stehen. Chen Lu Huang war fast so groß wie Asami, der Körperbau ähnelte jedoch eher dem von Feilong, nur die Schultern waren noch ein klein wenig breiter. Auch das feminine Gesicht ähnelte dem des Baishe-Anführers. Allerdings waren Chen's Gesichtszüge minimal kantiger und dadurch etwas männlicher. Doch was jeden, egal ob männlich oder weiblich aus der Fassung brachte, waren die grauen, fast weißen Haare, die je nach Lichteinfluss mal etwas grauer oder etwas weißer schimmerten. Flüssiges Silber, das dem mächtigen Chinesen in Strähnen über sein Gesicht und Rücken fiel. Die Haare waren nicht alle gleich lang, so wie es bei Feilong den Anschein hatte. Die etwas kürzeren Strähnen vielen Chen über die Schultern nach vorne und die längeren wurden durch ein paar zusammengebundene Strähnen von der Seite hinten gehalten. Doch trotzdem hatte er durch sein etwas längeres schräg geschnittenes Pony immer ein paar Strähnen über mindestens einem seiner graublauen Augen hängen. Dieser silberne Sturm raubte einem den Atem und man konnte nicht anders als sich in ihnen zu verlieren. Passend zu seiner Haar- und Augenfarbe trug der Chinese einen weißen Cheongsam, bei dem die Hose in einem dunklen Grau gehalten wurde, er war bestickt mit einem chinesischen Drachenmuster aus silbernen Fäden. Die Verschlüsse und die Ränder des Oberteils waren in einem dunklen Blau gehalten.

Akihito verbeugte sich vor dem Anführer. „Chen-. Danke, dass du dir Zeit genommen hast."
Ohne Vorwarnung machte der Mann zwei schnelle große Schritte nach vorne und griff mit einer Hand unter Akihito's Kinn. Drückte ihn sanft aber bestimmt nach oben und sah den Jüngeren in die Augen. „Wie kommst du auf die Idee dich vor mir zu verbeugen! Du bist der einzige Mensch auf dieser Welt, der vor mir nie auf diese Weise den Kopf senkt. Nicht du. Niemals!"
Chen senkte den Kopf und wollte seine sanften Lippen auf die des Jüngeren legen, doch Akihito hob die Hand, legte seine Finger auf Chen's Mund und hielt ihn auf. „Bitte nicht-.", flüsterte der Kleinere leise. Asami und sogar Feilong hätten sich der geflüsterten Bitte jetzt wohl widersetzt und Akihito trotzdem geküsst. Chen jedoch nahm die Finger, die auf seinem Mund lagen in eine seiner Hände und drückte einen Kuss auf den Handrücken. „Wie du wünschst."
Der mächtige Mann ließ die Hand des Jüngeren los und betrachtete den Yakuza, als hätte er ihn erst in diesem Augenblick wahrgenommen. „So. Das ist also Asami Ryuichi. Der gefährliche Oyabun aus Tokyo. Der Mann, der dir im Moment nicht von der Seite weicht."
Chen Lu Huang kicherte leise und verschränkte seine Hände hinter dem Rücken. Akihito sah den Chinesen verunsichert an. „Was - du weißt, wer dieser Mann ist?!"
Chen wandte den Blick von Asami ab und sah wieder zu Akihito. Nahm eine Hand erneut hinter seinem Rücken hervor und strich dem jungen Killer sanft mit dem Daumen über die Wange, dann verschwand sie wieder hinter seinem Rücken.
„Natürlich. Oder hast du gedacht ich, würde nicht weiterhin auf dich acht geben? Ich weiß das du im Moment das Bett mit ihm teilst und ich hoffe, das er dich nur so zugerichtet hat, um mir das heute deutlich zu machen."
Chen drehte sich um und deutete auf die teuren Sitzgelegenheiten. „Da dich der Yakuzaboss nicht alleine herkommen ließ, gehe ich davon aus, dass es unnötig ist, mich ihm vorzustellen, oder?" Asami wies seine Bodyguards mit einer einfachen Handbewegung an, sich an die Seite des Raumes zu stellen, bevor er der Aufforderung Chen's nachkam und sich auf das weiße Sofa setzte. Der Chinese ließ sich dem Yakuza gegenüber ebenfalls auf der Couch nieder und beobachtete Akihito, der sich keinen Zentimeter vom Fleck bewegt hatte. Nach einem kurzen Moment, in dem keiner der Anwesenden etwas sagte, ging Akihito auf die Bar zu. Ohne, um Erlaubnis zu bitten. Griff nach einer ziemlich weit unten stehenden Weinflasche und einem frischen Weinglas und schenkte einen großen Schluck gekonnt ein, dann ließ er seinen Blick langsam über die große Auswahl gleiten.
Sein Blick blieb an einer edlen Flasche Whiskey hängen. An die er jedoch so nicht herankam. Der junge Japaner knurrte verärgert auf und überlegte kurz wie er an die Flasche herankommen sollte, ohne sich dabei zum Deppen zu machen. Den chinesischen Bodyguard, der in der Zwischenzeit neben ihn getreten war, hatte er noch gar nicht wahrgenommen. „Mein junger Herr, darf ich Ihnen behilflich sein?"
Akihito verzog bei der Wortwahl des Chinesen dermaßen das Gesicht. So als hätte er irgendwelche schlimme Schmerzen, zeigte jedoch auf die Flasche. „Wenn du mir diese dort geben könntest Mian."
„Aber natürlich."
Mian reichte Akihito die Flasche Whisky, verbeugt sich leicht und stellte sich wieder zu den anderen. Aki atmete geräuschvoll aus und schenkte in ein passendes Glas ebenfalls einen großen Schluck des teuren Getränks ein. Nahm beide Gläser in jeweils eine Hand und lief damit langsam zu den belegten Sofas, reichte Asami das Whiskyglas und Chen den Wein. Dann setzte er sich auf das dritte Teil des Sofas, zwischen den zwei Mafiagrößen und biss sich auf die Innenseite seiner Unterlippe. Sich der durchdringenden Blicke beider Mafioso durchaus bewusst. Chen schwenkte den Wein gekonnt, bevor er einen kleinen Schluck davon nahm, seinen Blick auf das Weinglas in seiner Hand gerichtet. „Du hast eben ausgesehen, als hättest du in etwas äußerst Bitteres gebissen, bei Mian's Anrede, Akihito. Und der Yakuza war sich wohl nicht sicher, ob er verärgert vom Sofa aufspringen soll. Du weißt so gut wie ich, dass die Anrede und das Verhalten meiner Männer dir gegenüber vollkommen korrekt ist und ich sie bestrafen müsste, wenn sie dich mit weniger Respekt behandeln. Es von ihnen zu verlangen wird nicht möglich sein. Sie werden ihr Verhalten dir gegenüber nicht ändern Akihito. Was allerdings die Frage aufwirft. Was weiß mein einflussreicher japanische Gast, der mir gegenüber sitzt, überhaupt?"
Akihito lehnte sich zurück und fuhr sich seufzend über das Gesicht. „Zu deiner ersten Frage Chen-. Asami weiß, dass du das Oberhaupt der SunYeeOn-Triaden und ein Mitglied der High Table bist. SunYeeOn dürfte ihm als Oyabun natürlich ein Begriff sein. Sonst - habe ich nur erwähnt, dass wir mal etwas miteinander hatten. Du mich als dein Eigentum angesehen hast und wir uns getrennt haben als du den Sitz am Tisch angenommen hast ... und ich nun deine Hilfe brauche, mehr nicht."
Der Chinese zog eine Augenbraue nach oben und betrachtete den Jüngeren einen kurzen Moment einfach nur. „Du wirst den Sitz nicht hergeben und ich werde die Mitgliedschaft nicht kündigen. Es ist unnötig, alles genauer zu erklären. Ich gehöre Asami - und fertig. Damit hat jeder, was er möchte, oder etwa nicht!?"
„Du gehörst mir Akihito. Denkst du nicht, er sollte das wissen?"
„Es spielt keine Rolle. Du hast dich ... nein ... wir haben uns dafür entschieden, dass du das Angebot annimmst."
„Das spielt ebenfalls keine Rolle. Ich befürchte nämlich, Mr. Asami versteht die Tragweite des Begriffes ‚Eigentum' in Zusammenhang mit mir und dir nicht."
„Chen-. Denkst du nicht, dass es egal, ist?", Akihito sah flehend zu dem Chinesen.
„Akihito, wenn ich mir den eisigen Gesichtsausdruck von Asami-sama so ansehe, ist es keineswegs egal. Ich habe von seinem Temperament gehört und ich bin froh, dass du ihn an deiner Seite hast. Was bedeutet, dass ich dich ihm auch nicht wegnehmen werde. Allerdings möchte ich auch keinen Unterweltkrieg wegen dir zwischen Japan und China, nur weil der Yakuzaboss dich als sein alleiniges Eigentum ansieht. Es macht nämlich den Eindruck, als würde er seine Waffe ziehen, sobald einer meiner Leute noch mal einen Satz so formuliert wie Mian eben."
Asami nahm einen großen Schluck von seinem Getränk. „Einer von euch wird wohl nicht drumherum kommen es mir zu erklären. Ich mag es nicht, wenn man mich einfach so da sitzen lässt!"
Akihito seufzte traurig und schloss kurz die Augen, bevor er zu dem Yakuza blickte. „Ich gehöre Chen in der Tat auf eine andere Weise wie dir Asami. Du betrachtest mich als dein Eigentum, weil du das Anfangs so entschieden hast und sich das mit der Zeit zwischen uns zu einer Beziehung entwickelt hat. Ich gehöre allerdings auf eine Weise zu Chen, die sich nicht aufheben oder ändern lässt. Außer natürlich durch den Tod. Ich trage das Zeichen der SunYeeOn auf meinem Körper. Genauer gesagt das Zeichen des Geliebten des Bosses."

Kein Entkommen - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt