Kapitel 4: Der Propo

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Ich bin auf einer Wiese. Es ist wunderschön hier. Ich höre platschendes Wasser und sehe nach hinten. Ein Wald und ein Wasserfall in den schönsten Farben! Es ist Sonnenuntergang und der Himmel strahlt in den schönsten Farben. Hier ist alles perfekt, so wie Katniss. Ich höre ihr Lachen. Es klingt so wundervoll herrlich! Die Sonne ist nun komplett untergegangen und alles ist schwarz. Ich kann die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Doch ich bin glücklich. Das Lachen erstirbt. Auf einmal ändert sich alles. Ich höre Katniss' Schreie! Ich suche sie, rufe sie, flehe Gott an, ihre Schmerzen zu beenden! ,,Katniss! Katniss! Wo bist du?", rufe ich verzweifelt. Dann kann ich mich nicht mehr bewegen. Ich sehe ihr schmerzverzertes Gesicht. Ich sehe ihre Angst darin. Ich höre ihr flüstern: ,,Peeta! Hilf mir!" Doch ich kann ihr nicht helfen. Ich kann mich nicht bewegen. Ich sehe sie an und sehe Feuer! Sie verbrennt! ,,Nein!!!", schreie ich, doch sie ist schon tot. Ich spüre den Schmerz. Ich spüre keine Angst, warum auch? Alles, was ich hatte, alles was ich liebe, ist weg. Die Dunkelheit nimmt Besitz von mir und umschließt mich. Ich weine. Ich will nie wieder die Augen öffnen. Der unerträgliche Schmerz nimmt immer weiter zu und ich warte auf meinen Tod. Warum kann der Schmerz mich nicht töten? Ich will es doch!

Mit einem Schrei wache ich auf. Es war nur ein Traum! Nur ein Traum! Ich habe diesen Albtraum nicht zum ersten Mal. Seit meinen ersten Hungerspielen habe ich ihn immer mal wieder gehabt. Doch hier habe ich ihn immer, wenn ich schlafe. Die Tage haben immer das gleiche Schema. Sobald ich wach bin und Johanna wach ist, kommen Friedenswächter und befragen sie. Sie foltern uns beide. Sie immer auf die gleiche Weise. Aber bei mir suchen sie noch nach der Idealen Methode. Ich habe schon viele Arten hinter mir: zuerst Schläge, dann Kopf Unterwasser drücken, Schläge mit Gürteln und Peitschenhiebe. Gestern haben sie sich einen Spaß aus Portias Kostümen gemacht: sie haben mich mit glühenden Eisen und Feuer gefoltert. Mein ganzer Körper tut weh und ich weiß, dass sie mich heute noch mit Feuer foltern, bevor sie sich etwas schlimmeres einfallen lassen. So war es bis jetzt immer. Ich bekomme hier auch nur einen halben Liter Wasser am Tag und ein winziges Stück Brot. Und lange kann ich nichts bei mir behalten. So bin ich entsprechend schon abgemagert. Annie hat es im Vergleich zu uns sehr gut. Sie bekommt genug zu essen und wird nicht gequält. Ich gönne ihr das auch wirklich. Nur weiß ich noch immer nichts über Katniss. Und ich möchte wissen, ob sie wie ich oder wie Annie behandelt wird. Wird sie gefoltert? Meine Sorge lässt mich nie los, nicht mal für Sekunden. Ich weiß, oder eher bin mir ziemlich sicher, dass es Annie genauso wegen Finnik geht. Die beiden wissen etwas, aber sie erzählen mir nichts. Angeblich zu meiner Sicherheit. Doch irgendwie glaube ich ihnen nicht. Da muss noch mehr dahinter stecken. Vielleicht gibt es hier Kameras? Das würde ich verstehen. Ich habe kein Problem, es nicht zu wissen. Nur wenn sie etwas über sie wissen, will ich es wissen. Doch...woher soll ich wissen, was/ob sie etwas über sie wissen? Ich warte auf die Friedenswächter und sehe Johanna nur an. Wir unterhalten uns nicht. Es gibt hier einfach nichts, worüber man sprechen kann. Ich warte und warte und warte. Und dann höre ich die Tür. Doch etwas ist anders! Ich höre jemand wimmern. Gurgelnd wimmern. Und ich höre etwas, was auf dem Boden geschliffen wird. Was ist denn jetzt los? Die Friedenswächter kommen näher. Kein Snow. Stattdessen sehe ich den früheren obersten Friedenswächter von Districkt 12, Darius, und das rothaarige Avox-Mädchen, dass uns vor beiden Hungerspielen immer bedient hat. Sie schleppen beide in die Zellen neben Johanna und ketten sie an. Es waren insgesamt sieben Friedenswächter: zwei tragen je einen der beiden und die anderen tragen Batterien und Kabel wie bei Johanna. Oh, nein! Sie montieren alles und ich kann meine Augen nicht schließen. Wie grausam! Sie schalten den Strom an und ich kann ihre gurgelnden Schreie hören. Sie stellen ihnen Fragen, wie bei Johanna, und machen in der Zeit den Strom aus. Doch dann schalten sie ihn bei dem Mädchen zu hoch und nach einem letzten Schrei stirbt sie. Ein Friedenswächter ruft:
,,Bringt Lavinias Leiche weg. Ich kümmer mich um den anderen Rotschopf!" Und sie verschwinden mit ihr. Woher sollen die den irgendwas wissen? Das ist doch total grausam! Und das nur wegen mir, weil ich die Qualen Unschuldiger nicht aushalte. Sie foltern ihn noch den Rest des Tages. Viele Stunden. Doch irgendwann starb auch er. Dann wenden sie sich mir zu. Nun bekomme ich Stromschläge. Ich hoffe bloß auf einen schnellen Tod und das es Katniss gut gehen wird. Das ist meine größte Hoffnung. Katniss soll es gut gehen. Doch ein schneller Tod wird mir nicht gegönnt und ich habe keine Ahnung wie es Katniss geht. Meine Angst um sie steigt von Minute zu Minute. Doch dann kommt ein Friedenswächter mit einem Fernseher! Das ist purer Luxus hier! Ich starre es an und dann sehe ich es:

Zuerst ist der Bildschirm vor mir
schwarz. Dann flackert in der Mitte ein winziger
Funke auf. Er wird größer und heller, verdrängt das Schwarz, bis das ganze Bild von einem so echten, intensiven Feuer ausgefüllt ist, dass ich die Hitze zu spüren meine. Rotgold glühend erscheint Katniss' Spotttölpelbrosche. Dann ertönt die tiefe, hallende Stimme. Claudius Templesmith, der Moderator der Hungerspiele, sagt:
,,Katniss Everdeen, das Mädchen, das in Flammen stand, brennt immer noch."
Statt des Spotttölpels ist plötzlich Katniss zusehen, wie sie in einem Distriktͺvor den Flammen und dem Rauch steht. ,,Ich möchte den Rebellen sagen, dass ich am Leben bin. Ich stehe hier in Distrikt 8, wo das Kapitol soeben ein Lazarett mit unbewaffneten Männern, Frauen und Kindern bombardiert hat. Keiner da drin wird überleben." Dann Schnitt zum einstürzenden Lazarett, zur Verzweiflung der Umstehenden, die machtlos zusehen müssen, während sie aus dem Off weiterredet.
,,Euch allen möchte ich sagen: Solltet ihr auch nur eine Sekunde lang glauben, dass das Kapitol uns im Fall einer Waffenruhe fair behandeln würde, dann macht ihr euch etwas vor. Ihr wisst, wer sie sind und was sie tun."
Dann wieder Schnitt auf sie, sie hebt die Hände und zeigt auf das Grauen um sie herum.
,,Das tun sie! Und wir müssen zurückschlagen!" Jetzt kommt eine großartige Montage von Aufnahmen der Schlacht. Wie die ersten Bomben fallen, wie alle wegrennen, zu Boden gefegt werden eine Großaufnahme von Katniss' Wunde, richtig schön blutig - , wie Katniss und Gale aufs Dach klettern, in die MG-Nester springen, dann einige beeindruckende Treffer der Rebellen. Gale, aber vor allem Katniss, wie sie die Hoverplanes vom Himmel schießen. Ein harter Schnitt zurück zu ihr, wie sie auf die Kamera zugeht.
,,Präsident Snow sendet uns eine Botschaft? Hier habe ich eine für ihn. Sie können uns quälen und bombardieren und unsere Distrikte niederbrennen, aber sehen Sie das hier?" Die Kamera zoomt die Hoverplanes heran, die auf dem Dach des Lagerhauses brennen. Nahaufnahme vom Wappen des Kapitols auf einem Flügel, Überblendung zu ihrem unverletzten Gesicht, wie sie den Präsidenten anschreit. ,,Das Feuer breitet sich aus! Und wenn wir brennen, brennen Sie mit!"  Wieder füllen die Flammen den Bildschirm. Darüber wird in fetten schwarzen Buchstaben eingeblendet:

   WENN WIR BRENNEN,
   BRENNEN SIE MIT!

Die Worte fangen Feuer, und die ganze Bildfläche verbrennt, bis alles schwarz ist.

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