Kapitel 10: Bombardierung?

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Sie bringen mich in Snows Büro. Dort warte ich alleine auf Snow. Ein neues Interview? Etwas schlimmeres? Ich sehe ihn hineingehen.
,,Guten Morgen, Mr. Mellark. Schön dich wiederzusehen.", sagt er ruhig, als wäre nichts gewesen. Bilde ich mir alles nur ein? Aber das kann nicht sein, Johanna und Annie wissen doch Bescheid! Ich nehme all meinen Mut zusammen und sage: ,,Sie Mistkerl!"
Ich mache mich auf einen Schlag bereit, denn ich weiß bereits, welche Kraft er hat, aber er lacht nur.
,,Du musst dich noch beherrschen lernen, Peeta. Katniss würde es nicht freuen, wie du dich benimmst! "
Ich erkenne das sofort als eine Drohung, früher hätte ich sofort nachgegeben, aber jetzt spüre ich keine Angst, keine Sorge, keine Liebe. Sie ist mir egal. Komm schon, Peeta! Du liebst sie! Du willst sie beschützen! Irgendwo in dir drin sind die Gefühle noch! Wo sind sie?
,,Was hattest du nochmal gesagt? Achja: >Sie können mir meine Liebe zu Katniss nicht nehmen!", flüstert er leise und lacht. Er hat es gewusst. Er hat es geschafft. Er weiß, dass er es geschafft hat. Es bringt nichts mehr, mich zu wehren. Es ist vorbei. Ich habe verloren. Doch diese Erkenntnis macht mich nicht traurig, nicht wütend, macht mir keine Angst, lässt mich nicht verzweifeln. Sie erreicht meine Gefühle nicht. Es ist zuspät.
,,Nun, aber die kleine Prim kann ich trotzdem töten. Und Haymitch. Plutarch. Einfach alle, die ihr helfen."
Auch wenn Katniss mir egal ist, alle Unschuldigen sind mir nicht egal! Ich will keine Toten! Anscheinend hat er gesehen, wie ich aufgebe, denn er spricht weiter:
,,Es ist wieder Zeit für ein Interview. Auf einem Kleinen Bildschirm stehen ein paar Informationen, die du nutzen wirst und eine Karte wird neben dir stehen, auf der alle Distrikte abgebildet werden. Wenn du mal nicht weiter weißt stehen Sätze auf dem Bildschirm, die du ablesen wirst. Alles verstanden?"
Ich nicke. Ich habe ja keine Wahl. Ich hatte nie eine Wahl. Seit den ersten Hungerspielen hatte ich keine Wahl. Ich musste immer alles tun um Katniss und Haymitch und Prim und einfach alle zu beschützen. Und das wird immer so sein, bis ich sterbe. Und es sieht nicht so aus, als würde das bald geschehen. Snow hat anscheinend ein langes, schreckliches Leben für mich geplant.
Die Friedenswächter kommen und bringen mich in einen anderen Raum. Es ist nicht der Raum der anderen Interviews. Es ist irgendein anderer Raum. Ein Podium, für Snow wahrscheinlich, ein hoher Stuhl mit einer Karte dahinter. Eine Elektrische Karte. Das ist mein Platz und, ohne nachzufragen, setze ich mich darauf. Ich sehe zur Kamera und sehe daneben direkt den Bildschirm, den Snow gemeint haben muss. Er ist noch aus. Na gut, das wird nicht wie sonst. Platz für Caesar ist hier nicht. Snow ist noch nicht da. Auch keine anderen. Ich bin allein mit zwei Friedenswächter. Sie fangen an sich zu unterhalten. Leise. Erst nach einer Weile höre ich zu.
,,Ja, genau, direkt nach dem Interview."
,,Und der Angriff soll ziemlich groß werden. Er soll alle in 13 töten."
Angriff? 13? Aber Distrikt 13 ist doch zerstört, warum ein Angriff auf 13?
,,Naja, es befinden sich ja auch die Meisten Rebellen dort. Sind sie tot, gibt es keine Rebellion mehr."
,,Nein, nicht die Meisten. Nur die Wichtigsten!"
,,Meinst du?"
,,Ja, sicher. Sonst hätte Präsident Snow längst angegriffen!"
,,Tja, aber 13 hat das Kapitol ja auch nicht angegriffen. Und hier sind nunmal alle."
,,Nein, Friedenswächter gibt es überall, außer in 13. Die müssen zuerst besiegt werden. Sie wollen erst die Distrikte einigen und dann erst das Kapitol zerstören."
,,Ja, da kannst du recht haben. Aber warum sollte Snow dann sofort ganz 13 bombardieren?"
,,Na, weil mit 13 die ganze Rebellion steht und fällt!"
,,Dann muss jemand ihn aufhalten!"
WAS?!? Sie wollen ihn aufhalten? Und das sagen sie hier? Vor einer Kamera, verdammt nochmal! Und vor mir. Sie haben nicht vergessen, dass ich hier bin, dämmert es mir. Ich soll 13 warnen! Ihnen ist egal, ob Snow es mitbekommt und sie sterben, ihnen ist egal ob ich sterbe! Sie sind genau wie ich, sie wollen die Menschen retten! Und das werde ich! Ich werde sie warnen! Mir ist egal, dass Katniss vielleicht böse ist, ich muss die Bombardierung verhindern!
Snow und weitere Friedenswächter kommen rein und ich beginne nervös mit dem Fuß zu klopfen. Wie soll ich das nur machen. Die Friedenswächter gehen an die Seiten, um nicht im Bild zu sein und Snow fängt an zu reden, dann bin auch ich im Bild. Der Monitor geht an. Ich beginne zu schwitzen, was soll ich sagen? Ich bin so wütend auf Snow! Und ich sehe, was für Schäden die Rebellion schon angerichtet hat und werde nun auch wütend darauf. Soll ich die Bombardierung wirklich aufhalten? Ja? Nein? Ja? Nein? ...
,,Ihr müsst sofort aufhören zu kämpfen! Ihr zerstört uns alle! Es wird niemand mehr übrig bleiben!" Hier wär es gut, sie zu warnen, doch ... soll ich wirklich?
,,Ihr habt bereits die Infrastruktur in mehreren Distrikten zerstört! Wie soll das weitergehen? In Distrikt 7 ist ein Damm zerstört, die Wassermassen zerstören den ganzen Distrikt! Der entgleiste Zug, den ihr zerstört habt, zerstört jetzt die Umwelt, denn der Kesselwagen war voller Giftmüll! Hört auf! Bald wird es kein Leben mehr geben! Bitte, hört auf!"
Ja? Nein? Ja? Nein? Ja? Nein? Ja? Nein? ...
So geht es noch eine Weile weiter. Ich sehe gerade auf den Bildschirm, um die nächsten Informationen abzulesen, als dort Katniss auftaucht. Sie steht in den Trümmern von Distrikt 12. Mein zerstörtes Zuhause. Ich kenne diese Bilder. Ich habe es gesehen, vor dem ersten Interview. Ich sehe ihr Gesicht und es ist wieder alles auf Anfang. Katniss, ich liebe dich!
Doch dann ist Katniss verschwunden und meine Liebe mit ihr. Was ist gerade passiert? Ist das echt? Habe ich Halluzinationen?
Ich sehe Snow und versuche weiterzumachen.
,,Wie ... könnt ihr Rebellen dabei zusehen und es provozieren, während Menschen darunter leiden? Die gesprengte Kläranlage in Distrikt ... Finnik!"
Er ist auf dem Bildschirm! Er ist nicht verletzt! Das muss ich Annie erzählen! Dann ist er verschwunden. Nein! Plötzlich wird mir klar, wenn ich Snow nicht aufhalte, er für immer verschwinden. Dann kann ich ihr gleich sagen, dass er tot ist. Ja? Nein? JA! ICH MUSS SIE ALLE RETTEN! Katniss, Finnik, Haymitch, Plutarch, ...
Dann ist wieder Katniss auf dem Bildschirm. Katniss! Mit jedem neuen Spot, den sie zeigen - lauter kurze Spots, nur ein paar Sekunden lang - entgleiten Katniss und Finnik uns, denn wie soll ich sie alle dann retten? Ich liebe Katniss doch und Annie liebt Finnik!
Dann geht der Bildschirm aus und ich denke, jetzt habe ich meine Chance verpasst. Nein! Katniss! Nein, du darfst nicht sterben! Alle laufen herum, Snow schreit alle an und plötzlich geht der Bildschirm wieder an. Ja! JA! Jetzt keine Zeit verlieren! Wie soll ich das machen?
Snow geht nach vorne und brüllt etwas. Ich überlege, wie ich das mache. Da sagt er, er würde die Sendung wieder ausstrahlen, wenn es sicher wäre. Er meint, nach der Bombardierung! Nein! Bitte! Ich muss sie warnen!
,,Peeta, willst du Katniss noch etwas abschließendes mitteilen?"
Konzentrier dich! Du hast nur den einen Versuch! Auf der Suche nach einer Möglichkeit, verziehe ich angestrengt mein Gesicht. Soll ich wirklich? Ich weiß doch nicht, wie!
,,Katniss was meinst du, wodasalleshinführensoll?Was wirdamEndeübrig bleiben? Alle sind in Gefahr. Im Kapitol und in den Distrikten." Wie soll ich weiter machen? Ich sehe auf dem Bildschirm und erblicke meine Chance:
Und ihr in Distrikt 13 werdet verlieren und sterben!
,,Und ihr in Distrikt 13..."
Soll ich wirklich? Ist Katniss wirklich gut? Aber Finnik ist gut! Ich holle Luft und rede weiter: ,,... noch vor Tagesanbruchtot!"
,,Ausschalten!"
Hab ich es geschafft? Wissen sie was ich meine? Auf dem Bildschirm taucht Katniss immer wieder auf und ich schreie: ,,Bringt euch in Sicherheit! Sie kommen mit Bomben! Gebt niemals auf! Ich liebe dich, Katniss!"
Die Kamera wird nach unten gerissen. Die Friedenswächter kommen auf mich zu. Einer schlägt zu und ich schreie und spucke Blut. Sie schlagen weiter auf mich ein und meine Nase bricht, meine Lippe platzt auf, ein Schlag auf meinen Kopf und ich sehe schwarz, doch die Schläge hören nicht auf. Ich sehe noch das viele Blut und höre Snows ruf: ,,Aufhören! Er soll leben!"

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