Ich bin erstarrt. Ist das wahr? Oder eine Lüge von Katniss und ihren Komplizen? Das kann doch nicht wahr sein! Wahr oder nicht wahr? Richtig oder falsch? Was ist wahr?
Peeta, das ist einfach herauszufinden! Erinnere dich einfach! Du weißt, was wahr ist. Du musst dich nur erinnern! Genau! Ich muss daran erinnern! Was ist wirklich geschehen?
Wir sind in einer Höhle. Ich liege auf einem Schlafsack, Katniss ist gerade hereingekommen. Ich sehe elend aus, krank, doch Katniss greift mich trotzdem sofort an. Sie geht mit einem Messer auf mich zu, kniet sich hin, legt mir einen Lappen auf die Augen, damit ich nichts sehen kann und versucht mir das Messer in die Brust zu stechen. Der Lappen verrutscht und ich sehe, was sie tut und greife schnell ihre Hand. Sie tut unschuldig und sieht mich besorgt an. Dann fragt sie mich: ,,Möchtest du etwas?" Sofort antworte ich: ,,Nein, danke." und sehe sie misstrauisch an.
Dann überlege ich es mir nochmal und sage: ,,Ach, doch, warte. Erzähl mir eine Geschichte." , um sie abzulenken.
,,Eine Geschichte? Was für eine?", fragt sie überrascht.
,,Irgendwas Aufheiterndes. Erzähl mir vom glücklichsten Tag, an den du dich erinnern kannst.", bitte ich sie. Sie macht ein komisches Geräusch, etwas zwischen Stöhnen und Schnauben. Es klingt verzweifelt. Sie überlegt sehr lange.
Dann scheint sie zu wissen, was sie erzählen kann: ,,Habe ich dir schon mal erzählt, wie ich an Prims Ziege gekommen bin?", fragt sie mich. Ich schüttele den Kopf und betrachte, noch immer misstrauisch. Und sie beginnt zu erzählen:
,,Es war der Tag vor Prims zehntem Geburtstag. Ich wollte ihr umbedingt etwas schenken, immerhin war es ihr zehnter Geburtstag. Ich habe mit meiner Mutter darüber gesprochen und habe von ihr ein altes Medaillon aus Silber bekommen, um es zu verkaufen und für das Geld ein Geschenk von uns für Prim zu kaufen. Ein Kleid oder Stoff dafür oder eine Bürste. Sie ließ mir da freie Hand. Es war schon sehr spät, als ich endlich einen Käufer fand und dann gab es keine Zeit mehr, um etwas zu kaufen. Also ging ich mit dem Geld zurück nach Hause, um am nächsten Tag etwas zu kaufen.
Es war nun ihr Geburtstag und am Nachmittag ging ich wieder zum Markt. Ich sah mir gerade einen hübschen, blauen Stoff an, als ich ihn sah. Du kennst doch den Mann mit den Ziegen? Er war an dem Tag mit der ganzen Herde auf dem Markt. Er verkaufte dort gerade seine Ziegenmilch und eine Ziege war getrennt von den anderen in einen kleinen Wagen. Das war Lady. Irgendein Tier hat sie verletzt und die Wunde war entzündet. Die Verletzung war schlimm. Sehr schlimm. Sie konnte nicht allein stehen. Aber mir kam sofort der Gedanke, dass ich jemanden kannte, der sie heilen könnte. Ich flüsterte Gale zu, dass ich ihr die Ziege schenken wollte.
,Sie ist ziemlich schwer verletzt. Wir sollten sie uns genau ansehen.', meinte er zu mir.
Wir gingen hinüber und kauften uns einen Becher Milch. Wir gingen zu der Ziege und sahen sie uns ruhig und gelassen an.
,Lasst sie in Ruhe!', rief uns der Ziegenmann zu.
Darauf antwortete Gale ,Wir gucken nur.' Und der Mann erklärte uns, wir sollten uns beeilen, weil sie zur Metzgerin käme. Keiner wolle ihre Milch, zumindest nicht zum Normalpreis. Höchstens für die Hälfte. ,Was zahlt die Metzgerin für sie?',fragte ich." Katniss macht eine kurze Pause, in der sie wieder ihr Messer zückt, doch gerade rechtzeitig kann ich es ihr aus der Hand reißen und verstecke es schnell. Ich werfe ihr noch einen wütenden Blick zu, doch sie beachtet mich nicht und spricht dann weiter. ,,Der Mann zuckte die Achseln. ,Das werdet ihr gleich erfahren.' Ich drehte mich um und sah, dass Rooba quer über den Platz auf uns zukam. ,Gut, dass du kommst', sagte der Ziegenmann, als sie bei uns war. ,Das Mädchen hier hat ein Auge auf die Ziege geworfen.'
,Ach, die ist doch schon vergeben', sagte ich gleichgültig. Sie sah mich an, sie mussterte mich, als ob sie sich fragte, ob es mein Ernst war. Dann sah sie zur Ziege und ihr Blick verfinsterte sich. ,Ist sie nicht. Schau dir die Schulter an. Ich wette, das Tier ist schon halb verfault, da kann ich nicht mal mehr Wurst draus machen!', sagte sie mit wütender Stimme.
Der Ziegenmann war entsetzt und rief: ,Was? Wir hatten eine Abmachung!' Darauf antwortete sie mit: , Wir hatten eine Abmachung über ein Tier mit ein paar Bissstellen. Aber nicht so was. Verkauf sie dem Mädchen hier, wenn sie so dumm ist und sie nimmt.'
Als sie davon ging, zwinkerte sie mir zu.
Der Ziegenmann war wütend, aber seine Ziege wollte er immer noch loswerden. Es dauerte eine halbe Stunde, bis wir uns auf den Preis einigten. Wir wurden zu einer richtigen Attraktion. Immer mehr Menschen hatten sich unterdessen um uns geschart. Sie gaben Kommentare ab. Solche Sachen wie, wenn die Ziege überlebt, hätten wir ein super Geschäft gemacht, falls nicht, hätten wir nur unser Geld verloren. Ich kaufte die Ziege einfach.
Gale bot an, sie nach Hause zu tragen. Wahrscheinlich war er ebenso gespannt wie ich auf Prims Gesicht. In einem Anfall von Übermut kaufte ich ein rosafarbenes Band und knotete es der Ziege um den Hals. Dann liefen wir nach Hause.
Prims Gesicht war unbeschreiblich, als wir mit der Ziege hereinkamen. Sie war so aufgeregt, dass sie gleichzeitig weinte und lachte. Es sah sehr lustig aus. Meine Mutter hingegen war skeptisch. Sie sah sich die Wunde an, und glaubte nicht daran, dass sie überlebt. Die beiden machten sich dann gemeinsam ans Werk, sie dachten nicht an die Bedenken. Wie immer sahen sie nur sich und den Patienten. Sie zermahlten Kräuter und redeten der Ziege gut zu, um sie dazu zu bewegen, dieses komische Gebräu zu trinken."
Sie beendete die Geschichte schnell.
,,Das war's schon." Sie macht eine kurze Pause und fügt dann hinzu: ,,Ich weiß noch, dass Prim in dieser Nacht partout mit Lady auf einer Decke neben dem Feuer schlafen wollte. Kurz bevor sie einschliefen, hat die Ziege Prims Wange geleckt, als ob sie ihr einen Gutenachtkuss geben wollte. Sie war ihr schon verfallen."
,,Trug sie denn noch das rosa Band?",frage ich, um es mir besser vorzustellen. Katniss sieht mich wieder mordlustig an und sucht nun nach einer neuen Waffe, während sie antwortet.
,,Ich glaub schon.", antwortet Katniss verwirrt. ,,Warum?"
Dann erkläre ich: ,,Ich versuche es mir nur vorzustellen. Ich verstehe, warum dich dieser Tag glücklich gemacht hat."
Nun versucht sie sich herauszureden, und das konnte man dem Monster natürlich sofort glauben. Andere waren ihr egal. Nur sie selbst war ihr wichtig.
,,Na ja, ich wusste, dass die Ziege eine kleine Goldgrube werden würde"
Da antwortete ich ernst, um ihr zu zeigen, dass ich sie verstehe, dass ich weiß, sie will mich töten: ,,Ja,natürlich. Genau das hab ich gemeint."
Und sie stimmt mir zu.
,,Die Ziege hat sich bezahlt gemacht.Um ein Vielfaches",antwortet sie mit überlegener Stimme. Doch ihre Augen verengen sich böse.
,,Na, die konnte ja auch gar nicht anders, nachdem du ihr das Leben gerettet hast.", sage ich. ,,Ich beabsichtige übrigens, dasselbe zu tun. Ich werde überleben!"
,,Du redest dummes Zeug!", sagt sie und sie befühlt meine Stirn. ,,Dabei fühlt es sich ein bisschen kühler an." Das hört sich sehr nach einer Lüge an. Das glaube ich ihr nicht. Wahrscheinlich war es sehr viel heißer als vorher. Das ist gut für sie. Je schlechter es mir geht, desto wahrscheinlicher sterbe ich. Ich habe bis jetzt immer verhindert, dass sie mich tötet, doch sie kann es auch einfach meiner Krankheit überlassen. Dauert nur länger.
Der Klang der Fanfaren scheucht uns auf. Blitzschnell ist Katniss aufgestanden und steht an der Höhlenöffnung. Unmenschlich schnell. Claudius Templesmith lädt zu einem Festmahl ein. In Katniss Gesicht kann man sehen, dass sie diese Einladung abschlägt, da sagt er schon: ,,Moment noch. Ein paar von euch wollen meine Einladung vielleicht nicht annehmen. Aber dies ist kein gewöhnliches Fest. Jeder von euch benötigt etwas ganz Bestimmtes besonders dringend."
Katniss will nur eins. Meinen Tod. Egal wie.
Man kann sehen, wie Katniss plötzlich aufmerksam wird.
Claudius spricht weiter: ,,Dieses Etwas könnt ihr bei Sonnenaufgang am Füllhorn finden, in Rucksäcken, die jeweils mit der Nummer eures Distrikts gekennzeichnet sind. Denkt gut darüber nach, ob ihr euch weigern wollt, zu erscheinen. Für einige von euch ist es die letzte Chance."
Katniss springt auf und ich lege ihr schnell eine Hand auf die Schulter und sage mit kräftiger Stimme: ,,Nein! Du wirst nicht mein Leben beenden."
,,Wer sagt, dass ich das vorhabe? Glaubst du, ich will dich töten? Wieso vertraust du mir nicht? Ich möchte dich nicht ermorden!", erwidert sie mit ihrer Lügen-Stimme. Man erkennt sofort, dass sie lügt.
,,Ach, dann gehst du also nicht hin?", frage ich sarkastisch. Und sie antwortet, immer noch mit ihrer Lügen-Stimme: ,,Natürlich gehe ich nicht hin. Wofür hältst du mich? Glaubst du, ich renne geradewegs in eine Massenkeilerei mit Cato, Clove und Thresh? Sei nicht dumm"
Sie hilft mir, mich wieder hinzulegen.
,,Sollen sie es untereinander auskämpfen. Morgen Abend werden wir sehen, wessen Foto am Himmel erscheint, und dann überlegen wir weiter."
,,Du lügst echt schlecht, Katniss. Es ist mir schleierhaft, wie du so lange überleben konntest.", kofrontiere ich sie und äffe sie nach. ,,Es fühlt sich ein bisschen kühler an. Natürlich gehe ich nicht hin. Ich möchte dich nicht ermorden!" Ich schüttel den Kopf.Dann füge ich noch scherzhaft hinzu: ,,Lass ja die Finger vom Glücksspiel, falls du je in Versuchung gerätst. Du würdest deinen letzten Heller verlieren."
Sie wird rot.
,,Also gut, ich werde gehen und du kannst mich nicht aufhalten!", schreit sie mich an. Ruhig antworte ich: ,,Ich werde nicht zulassen, dass ich sterbe. Egal, was du sagst!"
Da wird sie erst recht wütend und sagt: ,,Mit dem Bein kommst du keine hundert Meter weit! Du kannst nicht fliehen!"
Sie stürzt aus der Höhle und rennt raus. Später kommt sie mit einem Fläschchen rein, auf dem ,,Gift" steht und flösst ihn mir ein und alles wird schwarz.
Das beweist doch, dass sie mich töten wollte! Ich darf Prim nicht vertrauen! Ich darf Katniss nicht vertrauen!
Doch dann fällt mir etwas anderes ein. Eine dunkle Erinnerung. Vage. Schwach. Unsichtbar, und doch da. Es ist wie ein Nebel, der den Blick auf die Erinnerung versperrt. Es ist dasselbe, die gleiche Erinnerung, doch ganz anders.
Ist sie war? Ich kann sie kaum sehen, mich kaum erinnern. Warum kann ich das nicht? Ist doch egal, Peeta. Du brauchst sie nicht sehen. Katniss will dich töten! Das hast du gesehen, sie hat es sogar angedeutet! Was brauchst du noch? Alles ist da! Ich will es aber sehen! Als endgültige Bestätigung! Hilf mir, mich zu erinnern! Du weißt, was geschehen ist! Du musst es nicht sehen. Es ist doch bloß noch mehrmals zu sehen, wie sie versucht, dich zu töten! Wenn das alles ist, wieso kann ich es dann nicht sehen? Weil du es nicht schaffst, dich zu erinnern. Wozu die Mühe? Ich will es sehen! Ich muss es sehen! Peeta, bleib ruhig. Es ist der Mühe nicht wert!
Ich muss die Wahrheit wissen! Das kann ich nicht zulassen!
Da beginnt ein richtiger Kampf in meinem Inneren, durch die meine Gewissheit vollständig zerstört wird und nur noch einen verwirrten, kleinen Jungen zurücklässt. Ist Katniss eine Mutation? Liebt sie mich? Liebe ich sie? Will sie mich töten? Will ich sie töten? Solche Fragen bilden sich in meinem Kopf und obwohl meine innere Stimme immer eine Antwort zu haben glaubt, hat mein richtiges Ich die vielen Fragen, aber nur eine Antwort: Ich weiß es nicht.
Egal, was ich sage, egal, wie lange ich um diese Erinnerung kämpfe, um sie ganz zu sehen, ich schaffe es nicht.
Du brauchst es nicht sehen! Katniss ist eine Mutation! Sie liebt dich nicht! Du liebst sie nicht! Sie will dich töten! Du willst das verhindern! Du musst sie töten! Woher soll ich wissen, ob das wirklich war ist? Ich muss die Erinnerung sehen! Auf gar keinen Fall! Das brauchst du nicht! Doch! Vielleicht ist sie ja doch keine Mutation! Sie ist eine Mutation! Beweis es mir!
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Pausiert Die Tribute von Panem Flammender Zorn Peetas Sicht
FanfictionZur Adoption freigegeben Wie wurde Peeta eingewebt? Was ist mit ihm geschehen? Warum hält er Katniss für eine Mutation? Wie kam es dazu, dass er Katniss wieder vertraut? Hier beschriebe ich eine Mögliche Sichtweise von Mockingjay (Flammender Zorn) a...