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Der muffige, schimmlige Geruch der Kerker kam mir schon entgegen, als ich die Treppen hinunter in die düsteren Gemäuer stieg. Die schwachen Lichter der Fackeln warfen seltsame Schatten an die Wände. Die Schritte in meinen beschlagenen Stiefeln klangen viel zu laut wieder und wieder. Als ich endlich ganz unten angekommen war, erblickte ich am Ende des Ganges eine einzelne Person. Die Verlieswache war noch hier... Ich ging auf den Mann zu, dem mich sofort erkannte. Wie selbstverständlich griff er an seinen Gürtel und überreichte mir einen gewissen Schlüssel. Ich brauchte schließlich jedes Mal den Selben. Dankbar nickte ich, und schob den Schlüssel in meine Hosentasche. ,,Du bist hiermit von deinem Dienst befreit." erklärte ich der Wache. Bevor der Mann noch verwirrte Nachfragen stellen konnte, hob ich die Hand. ,,Das Schloss befindet sich im Ausnahmezustand. Begib dich auf schnellstem Wege zu Rakuro und folge seinen Anweisungen!" Meine Stimme klang wohl sehr überzeugend, denn der Mann nickte nur und verschwand ohne Widerrede die Treppe hinauf. Seufzend begab ich mich nun in den hintersten Teil der Kerker. Die letzte Fackel nahm ich mit, und trug sie bis an das letzte Ende des Ganges. Dann hängte ich sie wieder in eine leere Halterung. Die Person in der letzten Zelle saß auf ihrem erbärmlichen Bettlager und blinzelte überrascht. ,,Die bringen dir ja tatsächlich nicht mal Licht." stellte ich schmunzelnd fest. Paolo rollte mit den Augen. ,,Diese Zelle ist so dunkel und finster, wie meine Seele und mein Herz." zischte er. Gespielt betroffen legte ich mir eine Hand auf die Brust. ,,Wie unfassbar poetisch..." flötete ich, eine unüberhörbare Ironie mit dabei. Paolo kicherte heißer auf. Mir fiel auf, dass er zu meinem Schreck besser aussah als bei meinem letzten Besuch. Mir war, als hätte sein Gesicht mehr Farbe bekommen. Außerdem wirkte er nicht mehr ganz so arg abgemagert. Oder sah ich das in dem wenigen Licht nur falsch? ,,Also nun, ich höre dass Schloss ist im Ausnahmezustand. Ich frage mich doch wirklich warum..." Sein Grinsen gefiel mir gar nicht. Ich hatte vergessen, dass seine Ohren nach so vielen Monaten hier unten in der Stille verdammt gut geworden waren. ,,Mhm, das stimmt. Und wir wissen beide, dass du auch weißt warum..." gab ich zurück, und ließ mich vor seiner Zelle auf den Boden sinken. Mit klirrenden Ketten kam Paolo dem Gitter seiner Zelle ein bisschen näher, und starrte mich dahindurch an. ,,Natürlich weiß ich warum. Ich bin ein Yiga, schon vergessen?" Ich schnaubte. ,,Erbärmlich bist du." gab ich zurück. Jetzt war Paolo es, der sich gespielt berührt an die Brust fasste. ,,Solch böse Worte von einer so liebreizenden Dame..." murmelte er. Ich grinste leicht. ,,Liebreizend? Weißt du, Link sagt immer ich wäre lebensmüde." Paolos Blick hob sich. ,,Dein Leibwächter ist nicht hier..." stellte er überrascht fest. Ich schüttelte den Kopf. ,,Für dich brauche ich jetzt wirklich keine Unterstützung, hast du dich mal angeschaut?" Paolo quittierte mein Kommentar nur mit einem leisen Kichern und setzte sich wieder auf sein Bettlager. ,,Du hast den Schlüssel dabei, und kommst doch nicht hier in meine Zelle herein... Was willst du hier alleine, Kira? Braucht Hyrule dich denn nicht gerade so sehr?" Ich hielt ihm die Hand entgegen, mit der ich vorhin Siba geschlagen hatte. ,,Ich bin nur hier, um dir etwas zu berichten. Rate doch mal, von wem dieses Blut hier ist..." meinte ich grinsend. Paolo runzelte die Stirn. ,,Woher soll ich das denn wissen?" fragte er. Ich grinste noch breiter. ,,Weil wir die junge Frau, der ich die Nase blutig geschlagen habe, beide kennen. Oh ja, wir kenne sie beide schon so lange... Viele Jahre." Mir bereitete es ziemliche Freude, Paolo so verwirrt zu sehen. ,,Von wem zur Hölle sprichst du?" fragte er zischend. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Fängt mit S an, und hatte eigentlich schon immer eine Schwäche für einen gewissen Leibwächter, seit seinem ersten Besuch in Kakariko..." gab ich ihm ein bisschen Hilfe. Kurz blieb sein Gesicht ratlos, bis der Groschen schließlich fiel. Seine Mine versteinerte. ,,Siba!" fauchte er wütend. ,,Siba, die verdammte Verräterin!" Ich hob eine Augenbraue. ,,Es ärgert dich also, dass sie euch Yiga jetzt doch verraten hat?" fragte ich grinsend. Paolo ließ mir einem lauten Scheppern seine Ketten auf den Boden fallen. ,,Siba hatte so viel verdammtes Potenzial..." fluchte er vor sich hin. ,,Sie ist so gut geworden, über die Monate! Sie war eine so verdammt gute Yiga..." Ich musste grinsen. ,,Das klingt mir jetzt aber sehr nach Affäre..." meinte ich kichernd. Er schüttelte den Kopf. ,,Das würde gegen die Gebote der unserer Vereinigung gehen." Ich hob überrascht die Augenbrauen. ,,Bei den Yiga gibt es feste Gebote?" Paolo zog die Nase hoch und nickte. ,,Gebot Nummer drei: Gehe niemals eine romantische Verbindung mit einem Mitstreiter ein. Allerdings..." Er drehte den Kopf zu mir um und grinste hämisch. ,,Allerdings denke ich, Siba hatte durchaus eine Schwäche für mich. Aber wie kann man es ihr auch verübeln... Wenn selbst die berüchtigte Kira mir einmal verfallen ist..." Sein zufriedener Gesichtsausdruck gefiel mir gar nicht. Ich rümpfte die Nase. ,,Verfallen ist das falsche Wort. Und auch nicht dir, sondern dem, der du früher mal warst." Ich erhob mich wieder. ,,Jedenfalls. So gut scheinst du dich ja nicht gehalten zu haben, wenn Siba jetzt doch die Seiten gewechselt hat." Paolo rollte dramatisch mit den Augen. ,,Siba ist einfach nur neidisch. Neidisch auf dich Kira. Sie wollte immer so sein wie du, und das haben was du hattest. Mit mir hat es angefangen. Nachdem wir beide zusammen waren, wollte sie mich plötzlich auch. Sie war so neidisch auf unsere Beziehung, sogar als sie schon vorbei war, dass sie mir sogar zu den Yiga folgte. Aber nachdem du dann mit diesem... Link zusammengekommen bist, hat sie begonnen zu zweifeln. Sie wollte plötzlich auch die Heldin des Landes sein, die du bist..." Ich lächelte, fast schon gerührt. ,,Du denkst, ich bin die Heldin des Landes?" Paolo seufzte tief, und ließ sich wieder in seiner Zelle auf den Boden fallen. ,,Noch, Kira. Noch. Aber heute Nacht... Heute Nacht wird sich das alles ändern." Mein Blick war bei diesem Satz finsterer geworden. Bedrohlich langsam trat ich an Paolos Gitterstäbe heran. ,,Heute Nacht, wird sich überhaupt nichts ändern, außer dass zu meiner Liste der Erfolge noch ein weiterer Sieg über die Yiga dazukommt." zischte ich. Paolo grinste nur schief, und das passte mir gar nicht. Ich versuchte erst gar nicht nachzufragen, woher er von dem Angriff der Yiga wusste. Allerdings beunruhigte es mich sehr, dass wir anscheinend unter den Bediensteten noch immer mindesten einen Spion der Yiga im Schloss haben mussten, der ihn mit Informationen versorgte. Paolo kicherte noch immer wie wahnsinnig vor sich hin, brach aber langsam damit ab, als ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche zog. Das kleine Metallteil klingelte verräterisch, als ich mit einem leisen Knacken das erste große Vorhängeschlösser öffnete. ,,Also, du Möchtegern-Superbösewicht..." Ich öffnete das zweite Schloss. ,,Wie siehts aus? Verrätst du deiner Lieblingsbotschafterin ein bisschen was über diesen geplanten Angriff?" Paolo rollte mit den Augen, wich aber dennoch minimal zurück als ich seine Zelle betrat und die Tür hinter mir schloss. ,,Träum weiter... Ich werde nicht den Fehler machen und meine ganze Bande verraten, wegen einer einzigen Person die ich... die ich..." Er stammelte. ,,Ach, lass mich doch!" stieß er dann aus. Ich kicherte. ,,Warum sollte ich?" fragte ich grinsend. Paola starrte mich wütend an. ,,Weil es euch sowieso nichts bringt, wenn ich dir jetzt etwas verrate. Die Yiga sind schon viel zu stark! Wir sind unaufhaltsam! Ihr könnt uns nicht alle besiegen! Du nicht, Link nicht, Siba nicht, der König nicht..." Seufzend stemmte ich die Hände in die Seiten und sah auf ihn herunter. ,,Also gar nichts? Schade. Gut, dann lass ich dich mal weiter hier versauern." Damit drehte ich mich um, und öffnete die Gittertür wieder. Kaum hatte ich einen Fuß über die Schwelle gesetzt, hörte ich hinter mir Ketten rascheln, und im nächsten Moment wurde ich grob an der Taille zurück gerissen. Obwohl grob noch übertrieben war. Paolo hatte so viel seiner Kräfte verloren, dass kaum mehr als ein schwaches drücken zurückblieb, als er versuchte mich zu würgen. Mühelos drehte ich mich aus seinem Griff, packte seine beiden Handgelenke und hielt sie fest. Für einen Moment überkam mich ein Flashback. Vor Jahren, als Paolo und ich noch mehr als Freunde gewesen waren, hatte er sich immer eine Freude daraus gemacht, mich von hinten zu erschrecken und an den Schultern zu packen. Allerdings waren seine Hände dabei nicht gefährlich nah an meinen Hals gewandert, sondern er hatte mich liebevoll an seine Brust gezogen. Kurz erwischte ich mich dabei, wie ich diese Geste vermisste. Verärgert starrte ich Paolo an, und stieß seine Handgelenke von mir. Aber dann erinnerte ich mich wieder an Link, und daran, dass er andere Gesten und Angewohnheiten hatte. Link wusste auch, und noch viel besser, wie er liebevoll und bestimmt mit mir umgehen konnte. Ich trat zurück, aus der Zelle hinaus, und knallte die Tür wieder zu. Link kannte mich besser als Paolo. ,,Netter Versuch." kommentierte ich, während ich die beiden Schlösser wieder verschloss. ,,Leider nur etwas erbärmlich." Paolo schnaubte. ,,Wenn ich nur noch etwas mehr verdammte Kraft hätte..." fluchte er vor sich hin. ,,Dann hätte ich dich gepackt, und gegen die Wand gedrückt, und..." Ich steckte den Schlüssel wieder weg. ,,Und dann hätte ich den Dolch aus meinem Gürtel gezogen und dich endlich erstochen." meinte ich, mühsam beruhigt. Paolo hob die Augenbrauen. ,,Den hast du immer noch?" fragte er und schüttelte ungläubig den Kopf. ,,Ja klar. Hat Cado mir geschenkt." brummte ich, bevor ich die Fackel aus der Halterung an der Wand nahm. ,,Also dann, du verdammter Mistkerl. Viel Spaß noch beim verrotten!"

Secret Lover ...2... (botw link ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt