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,,Wenn diese in Rätseln sprechende, unmenschliche Göttin sich dieses Mal auch wieder so unfassbar unklar ausdrückt, ich sags dir, dann werde ich..." Link unterbrach mein frustriertes Wüten gerade noch rechtzeitig bevor ich den unheilvollen Satz aussprechen konnte, indem er den einen Schritt, den er hinter mir gelaufen war, aufholte, mir von hinten eine Hand auf den Mund drückte und mich an sich zog. Mir war klar, dass es sehr dumm gewesen wäre, den Satz zu beenden, aber ich rollte trotzdem mit den Augen, während er sich zu meinem Ohr hinunter beugte. Er hätte mich auch einfach warnen können, anstatt mich so zu überfallen. ,,Wenn du so weiter machst, und ich einmal nicht dabei bin, bringt dich deine scharfe Zunge noch um!" zischte er mir ins Ohr. Ich rollte erneut mit den Augen und gab unter seiner Hand auf meinem Mund ein unverständliches Gebrabbel von mir. Ich konnte ihn leise kichern hören. Schon im nächsten Moment aber schrie er überrascht auf, und riss seine Hand von meinem Mund. ,,Spinnst du?!" stieß er aus, und betrachtete mit fassungslosem Blick die winzige Bisswunde auf seiner Hand. Ich schmunzelte, und lief weiter. ,,...dann werd ich sie beißen!" beendete ich meinen Satz vom Anfang, und schritt weiterhin ungerührt die Treppen zur Zitadelle hinauf. Jetzt war es Link, der hinter mir die ganze Zeit leise vor sich hin murrte. Nach etwa einer halben Stunde hatten wir den Aufstieg geschafft, und standen vor der riesigen Kirche. Zum ersten Mal erblickten wir sie nach dem großen Erdbeben des Vulkanausbruchs. Und sie sah... schrecklich mitgenommen aus. Link war an einer Stelle hinter mir stehen geblieben, und als ich zu ihm zurück blickte, lag eine niedergeschlagene Traurigkeit in seinen Augen. Ich seufzte, drehte um und stellte mich neben ihn. Er hatte mit dieser Zitadelle eine viel bedeutendere Vorgeschichte als ich. Tröstend schlang ich die Arme um einen seiner Oberarme und legte den Kopf auf seine Schulter. Dieser Ort hatte Link viel bedeutet, solange ich ihn kannte. Nicht nur im Positiven. Aber er verband diesen Ort nicht nur mit seinem Trauma, sondern auch mit seinen größten Erfolgen und heiligen Momenten. Es war eigentlich verflixt, dass ein Ort so viele unterschiedliche Emotionen in jemandem hervorrufen konnte. Die Zitadelle der Zeit nun so zerstört zu sehen machte Links Gedanken bestimmt nicht weniger wirr und anstrengend. Ich wusste nicht, wie lange wir einfach dort standen, und die eingestürzte Zitadelle betrachteten, bis Link sich endlich bewegte. Langsam hob er den Kopf. ,,Hörst du das?" flüsterte er. Ich hob den Kopf von seiner Schulter und lauschte angespannt. ,,Was?" flüsterte ich zurück. Link legte den Finger auf die Lippen, und strich mir geräuschlos die Haare hinter die Ohren. Ich schloss die Augen, und lauschte erneut. Link hatte Recht, da war etwas. Etwas klang in unseren Ohren, aber so unfassbar leise, das man unmöglich sagen konnte ob es ein Tier, der Wind oder eine Stimme war. Ich kniff die Augen fester zusammen und strengte mich noch mehr an. Plötzlich schien das Geräusch deutlicher zu werden, und näher zu kommen. Schlagartig schlug ich die Augen wieder auf, aber es blieb. ,,Die Stimme..." hauchte ich fast unhörbar. Link nickte langsam. ,,Die Stimme der Göttin..." flüsterte er. Wie von selbst fanden unsere Hände einander, und wir gingen langsam die nächsten Schritte auf die Zitadelle der Zeit zu. Die Stimme war hell, und trotzdem noch unklar. Das Gestrüpp unter unseren Füßen raschelte viel lauter. Eindeutig war nur, das die Stimme weiblich war, und irgendwie von oben zu uns drang. Ich versuchte irgendwie, mich gleichzeitig darauf zu konzentrieren, die Stimme zu verstehen und nicht volle Kanne über eins der Trümmer in unserem Weg zu stürzen. Die Recken... Ich riss den Kopf nach oben, und sah zu Link auf. Er hatte den Blick starr auf die Ruine vor uns gerichtet, aber sein Griff um meine Hand wurde immer stärker. Die Stimme war nun so deutlich geworden, dass ich vereinzelte Worte deutlicher verstehen konnte. Träger des heiligen Schwertes... Wieder erklang die Stimme von neuem. Ich seufzte kaum hörbar und nickte vor mich hin. Damit waren dann wahrscheinlich wieder mal wir gemeint... Ehrlicherweise wenig begeistert aber dennoch neugierig und angespannt hielt ich Links Hand fest, und folgte ihm ins Innere der Ruine. Ihr werdet die Recken retten... Das klang gleichzeitig gut und beunruhigend. Mir war, als würde ein geisterhaftes Licht uns umgeben. Ich beobachtete still, wie Links Miene sich verfinsterte, und drückte seine Hand fester. Das Unheil des Todesberges wird sich ausbreiten, wenn ihr es nicht aufhaltet... Immerhin sprach Hylia nun anscheinend in ganzen Sätzen, aber das machte die ganze Sache nicht weniger besorgend, eher das Gegenteil. Wartend stellte ich mich neben Link, und wir verweilten ziemlich genau in der Mitte der Zitadelle. Vor uns türmten sich die Reste dessen auf, was einmal die große Statue der Göttin gewesen war, und das seltsame Licht schien von der Trümmern selbiger auszugehen. Ein großer Kampf wartet auf euch, in der großen Arena Hyrules... Sofort begann mein Kopf zu arbeiten. Eine Arena? Meines Wissens nach gab es davon in Hyrule nur eine einzige, die groß, und einmal für Kämpfe genutzt worden war: die Ruine des Amphitheaters. Sie lag auf der Ebene von Hyrule, auf einer Art Halbinsel. Fast direkt neben dem Stall der Ebene, nur getrennt durch den Aquame- See, der die Arena fast komplett umgab. Sie werden sich gegen euch wenden, doch ihr müsst sie heilen, vom Unheil des Todesberges... Regungslos standen Link und ich Seite an Seite in der Zitadelle, während das Licht immer heller zwischen den Trümmern hervorquoll. Was hatte das zu bedeuten? Warum sollten sich die Recken gegen uns wenden? Natürlich, wir hatten uns mit den Meisten von ihnen nie besonders gut vertragen, aber trotzdem... Würden wir in der Arena gegen sie kämpfen müssen? Das Heilmittel wird entstehen aus der Blüte der weißen Blume... Sofort trafen sich meiner und Links Blick. Er hatte also von Anfang an Recht gehabt. Der Prinzessinnen- Enzian war das Heilmittel, nach dem Mipha gesucht hatte! Tretet den Recken entgegen ohne ihnen zu schaden und bringt ihnen das Heilmittel... Ich hielt unbewusst die Luft an. Es würde tatsächlich auf einen Kampf hinauslaufen, verdammt noch mal! Regungslos klammerte ich mich an Links Arm. Rettet die Recken und das Kind, um Hyrule zu retten... Bitte was? Woher kam denn jetzt ein Kind plötzlich? Ich sah zu Link auf, aber er runzelte auch nur die Stirn. Seid ihr dem Kampf in der Arena gewachsen, Träger des Bannschwertes? Das war eindeutig eine offene Frage gewesen. Link sah mich an. Ich sah Link an. Er nickte. Ich nickte. Gleichzeitig drehten wir das Gesicht in Richtung der Göttin. Dann nickten wir beide, mutig und entschlossen. So geht mit meinem Segen. Das Heilmittel findet ihr an der Quelle des Lichtes... Ich senkte den Blick, und erkannte einen ganzen Strauß des Prinzessinnen- Enzians, der zwischen den Trümmern aufblühte. Träger des Bannschwertes... Die Zukunft des Landes liegt in euren Händen. Rettet die Recken und das Kind. Mein Segen wird euch auf eurem Weg immerwährend schützen...

Secret Lover ...2... (botw link ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt