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Als Link und ich Hyrule Stadt erreichten, war die Mittagsstunde noch nicht angebrochen. Zum ersten Mal spazierten wir wie ganz normale Bürger durch die Straßen, ohne uns unter Kaputzen und Masken verbergen zu müssen oder von Wachen gejagt zu werden. Zumindest fast. Ganz normale Bürger waren wir ja nun doch nicht. Die Blicke der Menschen klebten an uns, verfolgten jede unserer Bewegungen genau. Egal wo wir hinkamen, brach sofort ein aufgeregtes Getuschel und Geflüster aus. Ich wusste nicht, wie viel die Menschen hier von der angeblichen Bedrohung wussten, und ob sie deshalb unsere Anwesenheit damit in Verbindung brachten. Wir kehrten in das selbe Gasthaus ein, in dem ich auch schon damals übernachtet hatte, als ich Link vor einer Hochzeit gerettet hatte. Diesmal war allerdings sofort Platz für unsere Pferde, und hinter dem Tresen in der Empfangshalle saß die selbe junge Frau, der ich damals schon begegnet war. Sie war etwas älter geworden, offensichtlich. Ich legte meine Hände auf den Tresen, während Link im Hintergrund stehen blieb. Die arme Frau traute ihren Augen kaum. Erschrocken ließ sie alles aus ihren Händen auf den Tisch fallen und erhob sich abrupt. ,,Botschafterin! Ich... Es freut mich, Sie wieder hier begrüßen zu dürfen. Bitte, Ma'am, wie kann ich Ihnen helfen?" Ihr nervöser Blick huschte zwischen Link und mir hin und her. ,,Ein Zimmer für zwei Personen. Wir wissen noch nicht genau, wie viele Übernachtungen." Nickend kramte die junge Frau hektisch in ihren Papieren herum, schrieb etwas auf, drehte sich um, hob einen Schlüssel vom Haken und übergab ihn mir. ,,Zimmer Nummer 23." Ich bedankte mich, und nickte Link zu. Nachdem wir unser Zimmer gefunden, und unser Gepäck abgelegt hatten schnappte ich mir die Schriftrolle. Nur zu gerne überbrachte ich diese Botschaft des Bürgermeisters dem König. Also machten wir uns auf den Weg zum Schloss. Unter den Rittern, die in der Stadt unterwegs waren, fielen wir mit unseren Klamotten kaum auf. Die gleichen silbernen, eisernen Schutzplatten. Das gleiche, ätzende Kettenhemd. Die gleichen, festen Stiefel und die gleichen Waffen. Was Link und mir fehlte, war das königliche Wappen. Wir trugen das von Hateno. Und nichts in der Welt würde mich je dazu bringen, das Zeichen dieses Königs zu tragen. Zu meiner Überraschung machten die Wachen vor dem großen Schlosstor sofort Platz, als sie Link und mich sahen. Auch die vor der Hauptreppe wichen sofort zurück. Oha... Das gab mir ein ziemlich wichtiges, mächtiges Gefühl. Unsere Ankunft wurde allem Anschein nach dringend erwartet. Wir mussten auch nicht auf Einlass warten. Die Tür zum Thronsaal stand bereits offen, und ein Bediensteter bat uns hinein. Ich sah ein letztes Mal zu Link. Er schluckte, dann nickte er. Und so betraten wir die sprichwörtliche Höle des Löwen erneut. 


Angespannt war gar kein Begriff mehr für diese Stimmung. Es war, als könnte man die Spannungen in der Luft mit einem Schwerthieb zerschneiden. Der König saß auf seinem Thron, ein eher ausdrucksloses Gesicht. Neben ihm Zelda. Sie musterte uns abschätzig und gab sich sichtliche Mühe, ihre Wut zu verbergen. Aber das schärfste war Rakuro. E gab sich keinerlei Mühe, die Abneigung uns gegenüber zu verschleiern. Sauer und mordlustig starrte er zu Link und mir herüber. Noch beuruhigender fand ich allerdings die Blicke der vier Recken. Nur Mipha lächelte schüchtern und senkte den Blick. Revali und Urbosa musterten uns ziemlich misstrauisch und verurteilend. Und Daruk sah aus, als hätte er uns am Liebsten sofort einen mit seinem gigantischen Hammer übergezogen. Vor diesem wandelnden Felsbrocken hatte ich tatsächlich echt Respekt. Keine Angst, nur Respekt. Gespannt und leise schmunzelnd beobachtete ich das Gesicht des Königs, als er die Botschaft des Bürgermeisters von Hateno las. Die weniger freundlichen Worte zum Verweis auf die unbestimmte Abwesenheit zwei seiner besten Leute waren äußerst treffend, zumindest meinem Empfinden nach. Seufzend rollte der König die Schrifftrolle wieder zusammen und übergab sie einem seiner Berater. ,,Erinnere mich, eine Antwort zu verfassen." Der Diener nickte, und verzog sich schleunigst. Ohne eine Miene zu verziehen standen Link und ich aufrecht nebeneinander vor dem Thron. Der König räusperte sich und nickte uns unsicher zu. Blödmann. ,,Botschafterin, Ritter Link..." meinte er. Ich rollte mit den Augen. Natürlich. Sich meinen Namen zu merken überschritt anscheinend die Gehirnleistung dieses Typen. ,,Eure Ankunft erfüllt uns alle mit Freude und neuer Hoffnug." fuhr der König fort. Ich hob die Augenbrauen. Würden das heute nur Lügen werden hier? ,,Wir sind ratlos, und verlassen uns leider Hylias ganz auf euch beide." Zufrieden nickte ich daraufhin. Der König musste ganz schön viel seines Stolzes überwandt haben, um diesen Satz über die Lippen zu bringen. ,,Was ist nun passiert?" wollte Link wissen. Ich schien die einzige zu sein, die den genervten Unterton in seiner Stimme hörte. Der König seufzte erneut schwer. ,,Die Yiga sind zurück, es stimmt. Nachdem sich die Überfälle auf Unschuldige in letzter Zeit häuften, wurde uns aus einer geheimen Quelle bestätigt, dass ein erneuter Großangriff auf das Schloss geplant ist." Ich hob die Hand und unterbrach die Hoheit. ,,Bitte welche Quelle war das?" wollte ich wissen. Die Prinzessin sah mich an als hätte ich sie gerade gefragt, wann sie sich das letzte mal gewaschen hatte. ,,Nun... Zum Schutz der entsprechenden Person, wird kein Name genannt. Aber die Information ist stichfest." meinte der König. Ich rümpfte die Nase und sah zu Link hinüber. Na hoffentlich. ,,Ihr beide seid unsere einzige, verbliebene Hoffnung, den Angriff auch dieses mal abzuwehren." Leise kicherte ich in mich hinein, und auch Link hatte Mühe sich zusamenzureißen. ,,Sieh an, sieh an. Ihr braucht also unsere Hilfe, Hoheit? Was verleitet euch zu dem Gedanken, Ihr würdet sie verdienen?" fragte ich. Ein Raunen ging durch die Anwesenden. Jeder andere wäre für diese unverschämte Aussage auf der Stelle zum Tode verurteil worden. Aber die Vergangenheit hatte bewiesen, dass Link und ich nicht einfach zu fangen waren. Urbosa funkelte mich wütend von oben herab, und Revali verschränkte missmutig die Flügel. Der König nickte grimmig. ,,Natürlich. Die Vergangenheit ist Vergangenheit, und wir sollten sie ruhen lassen." Ich unterdrückte es, ein Gespräch darüber anzufangen, dass man eine Zwangshochzeit mit dazugehöriger Entführung nicht einfach ruhen lassen konnte, und zog nur die Nase hoch. ,,Doch am heutigen Tage, in Zeiten wie diesen, müsst ihr uns helfen." Wir müssen gar nichts, hätte ich am liebsten geantwortet. Wieder hielt ich mich zurück. ,,Gegen eine Bedrohung wie die solche müssen wir als gestandene und vereinte Kraft auftreten! Mit euch beiden können wir es schaffen, dessen bin ich mir sicher!" Beeindruckt nickte ich vor mich hin. Ganz der große Kriegsredner. Link seufzte nur vor sich hin und bohrte mit seinem Stiefeln Löcher in den roten Teppich. Sir Rakuro räusperte sich, beugte sich zum König und flüsterte ihm etwas zu. Der König nickte heftig. ,,Ach ja, genau..." Sein Blick legte sich direkt auf mich. Ich begegnete ihm nicht gerade unterwürfig. ,,Botschafterin. Der Name Paolo dürfte dir bekannt vorkommen, nehme ich an?" fragte er. Ich seufzte tief. ,,Natürlich." gab ich zurück. ,,Leider." Ich konnte Links Seitenblick spüren ohne hinzusehen. Der König nickte. ,,Nun, der junge Mann in unserem Verließ verweigert trotz aller Anstrengungen die Aussage, und wir kriegen ihn nicht zum reden. Laut ihm bist du, Botschafterin, die einzige Person, mit der er angibt sprechen zu wollen. Wie erklärst du dir das?" Plötzlich waren nicht nur die Augen der beiden Hoheiten sondern auch die der Ritter, Wachen und Recken auf mich gerichtet. Link sah aus, als könnte er jeder Zeit mit einer abwehrenden Antwort einschreiten, aber ich signalisierte ihm, dass alles in Ordnung war. Link wusste von Paolos und meiner Vorgeschichte. Zögerlich begann ich meine Antwort: ,,Paolo und ich sind viele Jahre zusammen in Kakariko groß geworden. Wir... haben oft gemeinsam trainiert." Ich war mit dieser Antwort eigentlich ganz zufrieden. Leider war der König es nicht. ,,Es erschließt sich mir allerdings noch immer nicht ganz. Warum sollte dieser Verräter, von allen euren Mitbürgern, ausgerechnet mit dir reden wollen? Schließlich warst du doch diejenige, die ihn als Yiga enttarnt hatte, nicht wahr Botschafterin?" hackte er nach. Während ich mir noch eine neue Antwort im Kopf zurecht legte, erhob sich von irgendwoher ein leises, eher schwächliches Stimmchen: ,,Paolo und Kira waren für über ein Jahr ein Paar." Ich hob den Blick, und erfasste damit eine kleine, geduckte Gestalt, die sich bis gerade noch hinter den Recken versteckt hatte. ,,Acht Monate." korrigierte ich sie, und legte mit gehobenen Augenbrauen langsam den Kopf schief. ,,Hallo Impa." Die gekrümte Frau mit den weißen Haaren kniff die Augen zusammen. Über die etwa fünf Meter Entfernung schien sie mich mit ihrer Seeschwäche schon nicht mehr gut sehen zu können. Auf meinen Gruß reagierte sie nicht. Also sah ich wieder zum König. ,,Das war vor mehr als zwei Jahren, eure Hoheit. Es war vorbei, noch bevor ihre werte Tochter beschloss Lügen zu verbreiten." Ich liebte es einfach, Zelda zur Weißglut zu bringen. Sie war so putzig wenn sie sich aufregte! ,,Und um auch noch den letzten Rest an Zweifeln zu vernichten: Er hat nach der Enttarnung allen Ernstes versucht mich umzubringen, und vielleicht ist er auch für den Tod eines guten Freundes verantwortlich." Impa fiel mir hektisch ins Wort: ,,Reko ist im Fluss ertrunken! Für seinen Tod waren die Yiga nicht verantwortlich!" Fassungslos sah ich sie an. Und nicht mal Link konnte mich noch festhalten, als ich auf die kleine Hexe zuging. Mit finsterer Miene kniete ich mich vor Impa, um auf ihre geringe Höhe zu kommen. Drohend hob ich einen Finger. ,,Wag es nicht noch einmal, seinen Namen in den Mund zu nehmen, Dorfälteste. Wag es nicht..." Soweit war es gekommen, dass ich ohne Angst vor Konsequenzen der Bürgermeisterin von Kakariko drohen konnte. ,,Tja, und zu doof, dass es Anika und Liku waren, die seine Leiche fanden. Und von den beiden wissen alle, dass es die Yiga waren. Von wegen ertrunken..." Zischend stand ich wieder auf und klopfte mir den Staub von den Knien. ,,Eure Hoheit, König von Hyrule, seid ihr euch sicher, dass ihr einer Frau vertrauen wollt, die die Yiga in Schutz nimmt, und deren Morde in ihrem eigenen Dorf verschleiert?" Impa wollte protestieren, aber ich zog ihr einfach den viel zu großen Strohhut ins Gesicht und ging zu Link zurück. Er kniff die Lippen zusammen und versuchte sein Grinsen zu verstecken. Schmunzelnd stellte ich mich wieder an seine Seite und wartete die Antwort des Königs ab. ,,Wem ich traue und wem nicht ist nicht dein Bedenken, Botschafterin. Ihr seid nur hier, um zu reden und zu helfen. Also, man wird dich sofort in den Kerker führen, zu diesem... Paolo. Bring ihn gefälligst zum reden!" Mit einem unübersehbaren Sarkasmus verbeugte ich mich vor dem hochroten Mann mit Krone. ,,Aber natürlich, immer zu Befehl Majestät..." 

Secret Lover ...2... (botw link ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt