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Kira POV:

Natürlich steckte Impa dahinter. Aber was hatte sie denn davon, wenn Link und ich gegeneinander kämpften? So viel an dieser alten Frau war mir ein Rätsel. Aber Link und ich hatten keineswegs etwas dagegen. Auch wenn ich wusste, dass er noch immer besser war als ich. Ob ich in diesem Leben noch jemals auf Links Level an Schwertkampfkunst kommen, wusste auch nur Hylia... Aber ich hätte behauptet, ein ganz akzeptabler Gegner zu sein. Insbesondere, nachdem ich wahrscheinlich endlich seine Schwachstelle gefunden hatte. Na ja, Schwachstelle war übertrieben, denn Link hatte keine wirklichen Schwachstellen. Er hatte Stellen, die im Gegensatz zu den restlichen nur 99, und nicht 100 Prozent perfekt waren. Aber mir war bei unserem letzten Training in Hateno vor Wochen etwas aufgefallen: Seine hintere Schulter. Wenn er mit dem Rücken zu mir nach hinten schlug, kamen die Schläge vergleichsweise schwach. Obwohl Link keine schwachen Schläge hatte. Sie kamen eher... nicht ganz stark. Mir war das ehrlich gesagt vorher nie aufgefallen. Vielleicht war es auch vorher nicht da gewesen. Ich beobachtete Link, wie er lauernd mir gegenüber stand. Während ich mich auf seinen ersten Angriff gefasst machte, überlegte ich. Hatte er sich am Ende an der Schulter verletzt? Aber da hätte er mir doch gesagt. Kaum war ich auch nur minimal abgelenkt, schlug er zu. Ich wich zur Seite, blockte und schlug zurück. Am besten fragte ich ihn später ob alles in Ordnung war. Für den Moment sprach nichts dagegen, dass ich diese Schwachstelle ausnutzte. Er würde sowieso gewinnen, also warum nicht zumindest ein bisschen spannender machen? Noch klirrten unsere Schwerter relativ harmlos aufeinander, meine Bewegungen waren locker und überdacht. Mit ein paar eleganten Drehungen und Duckungen tänzelten wir umeinander herum. Noch war es mehr Showkampf als Ernst. Aber Links Hiebe wurden sekündlich schneller. Unser Kampf nahm langsam an Fahrt auf. Dann kam der erste eventuell tödliche Schlag. Link tat das nur, weil er wusste, dass ich ausweichen konnte. Aber von den anderen Rittern, die uns zusahen, erklangen erstaunte Rufe. Ich setzte nach, drängte Link zurück, nur um gleich darauf selber wieder ausweichen zu müssen. Bei Hylia... Ich kam nicht an ihn heran! Ich war noch nie wirklich an ihn heran gekommen, im Kampf. Der junge Mann mir gegenüber trug nicht umsonst das Bannschwert. Die heilige Waffe hatte ihn auserkoren, weil er so gut war. Sein Talent überragte sogar das meine, und ohne mich selbst zu viel loben zu wollen, das war schon eine Nummer. Wieder musste ich ausweichen, setzte einen Schritt falsch und wäre um ein Haar getroffen gewesen. Nachdem meine Brüder und ich Kakariko verlassen hatten, und ich somit nicht mehr von Cado trainiert wurde, war Link zu einer Art Lehrmeister aufgestiegen. Ich hatte noch so viel von ihm zu lernen. Grinsend zwinkerte ich ihm zu, als wir uns aneinander vorbei drehten, nachdem ich aus seinem Schwinger ausgestiegen, und zur Seite geglitten war. Das war der Unterschied zu Cado. Zwischen Link und mir herrschte kein Autoritätsverhältnis. Vor ihm hatte ich nicht die selbe Ehrfurcht wie vor Cado. Über Link konnte ich mich lustig machen, konnte ihn ärgern. Wie aufs Stichwort tippte ich ihm in einem schnellen, günstigen Moment auf die Nasenspitze, worauf er mit den Augen rollte. Er revanchierte meine Frechheit mit einem sachten Schlag auf den Hinterkopf. Ich hatte aber genau auf diesen Moment gewartet. Ich schlug meine Schulter nach hinten, und Link wich aus. Genau wie ich es erwartet hatte, drehte er sich, und stand nun mit dem Rücken zu mir, wenn auch nur für einige Sekundenbruchteile. Jedoch sollten diese mir reichen. Ich fuhr nach vorne, um ihn festzuhalten. Ebenfalls wie erwartet kam sofort sein Schlag. Doch seine hintere Schulter war tatsächlich... schwächer. So schwach, dass ich mich darunter hindurch ducken konnte, und er somit aus dem Gleichgewicht geriet. Nicht sehr viel, aber ausreichend. Mit einer blitzschnellen Bewegung schloss ich einen Arm von hinten um seinen, der eigentlich sehr viel breiter und stärker war. Link zischte verärgert. Kaum hielt ich mein Schwert in der anderen Hand von hinten herum an seinen Hals, wirkte der Hebel am Arm und er ließ sein Schwert fallen. Ich schickte schlagartig ein Stoßgebet zu Hylia. Was, bitte zur Hölle, war gerade passiert? Link stand noch immer mit dem Rücken zu mir. In meiner endlosen Verwirrung musste ich mich zusammenreißen, ihn nicht loszulassen. Seinen Arm hielt ich noch immer im Hebelgriff. Mit meinem Schwert hob ich sein Kinn von hinten ein wenig nach oben. Das Bannschwert lag im Sand. Schwer atmend sah ich zu ihm auf. Er war noch immer gut einen Kopf größer als ich, und trotzdem hatte ich ihn. Keuchend standen wir mitten auf dem Trainingsplatz. Es war fast ganz still, nur ein leises, aufgeregtes Getuschel kam von den anderen Rittern. Dann schallte Rakuros Stimme über den Platz: ,,Kampf beenden!" Kurz legte ich den Kopf schief und seufzte, bevor ich Link regelkonform zu Boden brachte. Ohne Widerrede oder sonstige Geräusche sank er vor mir auf seine Knie. Ich ließ ihn los, und blieb direkt hinter ihm stehen. Mit den Händen auf seinen Schultern abgestützt kam ich wieder zu Atem. Die anderen Ritter begannen zu applaudieren. Links Brustkorb hob und senkte sich ruckartig. Er war am Ende. Irgendetwas stimmte doch nicht... In einem vergeblichen Aufmunterungsversuch klopfte ich ihm auf die Schultern. Er sagte noch immer nichts, und stemmte sich unter dem Gejohle seiner ehemaligen Ritterkollegen wieder vom Boden hoch auf die Füße. Ich steckte mein Schwert wieder weg und fühlte mich sofort schlecht, dass ich ihn besiegt hatte. Das hätte doch nicht passieren dürfen! Schnell hob ich das Bannschwert für ihn vom Boden auf, damit er sich nicht auch noch diese Pein antun musste. Kaum hielt ich die heilige Waffe in der Hand, verstummten die belustigten Rufe der anderen Ritter schlagartig. Wieder kam Getuschel auf. ,,Botschafterin!" brüllte Rakuro herüber. ,,Leg sofort das Bannschwert nieder!" Er klang komplett entgeistert. Ich sah auf meine Hand hinunter. Das Schwert glänzte in der Sonne. Das tat es immer und überall. Egal wie klein oder schwach der Lichtstrahl war, dieses Schwert fing ihn ein, und spiegelte ihn. Rakuor schrie schon wieder, ich sollte sofort das heilige Schwert zurückgeben. Ich drehte das Bannschwert langsam hin und her, das Licht schien mich auf eine Art und Weise einzufangen... Dann sah ich zu Link. Sein Gesicht war so ausdruckslos, dass ich erschrak. Ich musste wissen, was mit ihm los war. Also gab ich ihm ein stummes Signal, ohne den tobenden Rakuro und die johlenden Ritter zu beachten. Er nickte nur verbissen, und wandte sich zum gehen. Ich stampfte ihm mit dem Bannschwert hinter her, und warf allen anderen Rittern einen finsteren Blick zu, die es wagten ihn auszulachen. Die sollten erst mal auf Links Level kommen, bevor sie sich über ihn lustig machten. Als wir fast am Ausgang angekommen waren, sah ich noch einmal zu Impa hinüber. Auf die Distanz konnte ich ihren Gesichtsausdruck nicht genau erkennen. Das mit dem Duell zwischen Link und mir war ihre Idee gewesen! Wütend starrte ich die kleine alte Frau an. Diese Hexe... Sie hatte Link zum Gespött der Ritterschaft gemacht. Link räusperte sich, und riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah auf, und trat durch die Tür, welche er offen hielt. Kaum standen wir im Schloss, drückte ich ihm sein Schwert wieder in die Hand. Er nahm es etwas abwesend entgegen, und sah überrascht auf, als ich seine Hand bei der Übergabe festhielt. ,,Wir müssen reden, Soldat."

Secret Lover ...2... (botw link ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt