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Link und ich blieben zumindest noch lange genug in Hateno, um die Beerdigungen mitzubekommen. Schon einen Tag später faden die traurigen Feierlichkeiten statt. Tatsächlich waren von den Vermissten noch fast alle aufgetaucht. Bis auf einen. Einer wurde erst zu spät im Wald gefunden. Somit gab es nun vier Tote. Dementsprechend wurden auch vier schwarze Särge zu den ausgehobenen Gräbern getragen. Ich half mit, Gelox Mutter zu tragen. Eigentlich hatte er das selbst machen wollen, aber er schaffte es nicht. Körperlich, aber vor allem geistig. Er hatte es versucht, war aber schon nach wenigen Schritten unter Tränen wieder zusammengebrochen. Also hatte ich seine Position eingenommen. Schweigend stemmten die Männer und ich den Sarg auf unsere Schultern und trugen ihn zu den anderen. Ganz Hateno hatte sich versammelt, um den Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen und sie zu verabschieden. Link trug ebenfalls einen der anderen Särge. Mick und Manu standen mit Anika und Liku bei den anderen Bürgern und Bürgerinnen. Meine Brüder hatten unbedingt mitkommen wollen. Schweren Herzens hatte ich ihnen also ihre besten Sonntagsklamotten angezogen und sie mitgenommen. Eigentlich hatte ich den beiden das hier ersparen wollen. Aber wenn sie unbedingt wollten... Hylia, dann sollten sie halt mitkommen. Schließlich hatten auch Mick und Manu die vier Toten zumindest flüchtig gekannt. Wir kamen zusammen mit den anderen Sargträgern an den frisch ausgehobenen Löchern an und legten die Särge vorsichtig davor ab. Der Pfarrer des Dorfes stand neben dem Bürgermeister in seiner Kutte bereit, der Stoff ebenso schwarz wie die Gewänder der anderen, trauernden Anwesenden. Ebenso schwarz und verhangen wie der Himmel. Obwohl der Ausbruch des Todesberges nun schon fast drei ganze Tage her war, hing der Rauch und die Asche noch immer in den Wolken und verdunkelten den sonst taghellen Himmel auch noch um diese Uhrzeit. Wenn man zu lange in den Himmel hinauf sah, und dazu die unheimlichen, heiligen Worte des Pfarrers hörte, kam es einem vor, als würde gerade die Welt untergehen. Und für manche Anwesenden hier, war sie mit dem Tod eines geliebten Menschen bereits gestern untergegangen. Wie für Gelox. Nachdem wir den Sarg abgesetzt hatten, stellte ich mich neben ihn. Die Tränen rannen und flossen über seine Wangen, als wären sie unendlich. Schweigend legte ich ihm einen Arm um die Schultern und hörte weiterhin dem Pfarrer zu. ,,Möge die Göttin die wahrhaft schrecklichen Umstände der Tode dieser vier, sehr geschätzten und geliebten Menschen zwar zur Kenntnis nehmen, sie jedoch dank unserer Bitte nicht ewig in den Schmerzen und Qualen leiden lassen, sondern die Verstorbenen in ihr heiliges himmlisches Reich aufnehmen, auf das sie dort weilen und leben können, frei und friedlich, schmerzlos und gesegnet, bis in alle Ewigkeit." Mit einem allgemeinen Raunen wiederholte die Menge der Bürger: ,,Bis in alle Ewigkeit." Der Pfarrer hob seine Hände symbolisch über die vier pechschwarzen Särge. ,,Heilige, allmächtige Göttin Hyrules, deren Name in alle Ewigkeiten von jeder Seele dieses Landes hoch gepriesen und geehrt werden soll. Wir erbitten dich, nimm diese vier Opfer der Grausamkeit in den Reich des Friedens auf und gib ihnen einen Platz in deinen heiligen Reihen des Himmels. Sorge dich um unsere Liebsten, die so plötzlich und so schrecklich von uns gegangen sind, uns gar aus den Händen und dem Leben gerissen wurden." Ich musste unwillkürlich schlucken. Hoffentlich würde ich so eine Rede niemals für Mick oder Manu zu hören bekommen. Seufzend drückte ich Gelox noch näher an mich. ,,Wir wissen ganz sicher, dass unsere Liebsten mit deinem Seegen nun an einen besseren Ort überführt werden können. Um dies bitten wir dich, oh große Göttin, mit all unserer Kraft, unseren Seelen und unseren Geiste, zu dir gebracht durch unsere Stimmen. Und so bitten wir dich, Hylia erhöre uns." Wieder wiederholte die Menge seine letzte Worte gemeinsam: ,,Hylia, erhöre uns." Die Worte kamen mir nur schwer über die Lippen. Noch einmal sah ich in den Himmel hinauf. Kurz kam es mir in den Sinn, der Göttin zu drohen, sollte sie Gelox Mutter nicht in ihr himmlisches Reich aufnehmen. Hylia sei Dank, überlegte ich es mir noch anders. Mal abgesehen davon sich unbewaffnet in das Versteck der Yiga zu begeben, war eine Drohung an die Göttin so ziemlich die dümmste Idee, die ein Hylianer haben konnte. Deshalb entschied ich mich auch dafür, lieber zur Göttin zu beten anstatt sie zu bedrohen. Konnte man Gottheiten überhaupt drohen? Keine Ahnung. Aber beten half wohl eh eher mehr. Und noch dazu blieb ich dabei sicher. Ich musste mich also einfach damit abfinden, dass es eine einzige Person in Hyrule gab, der ich nicht drohen konnte. Aber war die Göttin überhaupt eine Person? Oder eher ein Geist? Ich wurde davon aus den Gedanken gerissen, dass die Leute um mich herum wieder ein gemeinsames Gebet sprachen. Ein bisschen überrascht sah ich schnell zu Boden, und achtete wieder auf Gelox. Zitternd lehnte er an  meiner Seite, als die Särge schließlich in die Gräber abgesenkt wurden. Nacheinander verschwanden sie unter der Erde, bis von der Beerdigung nur noch die Hinterbliebenen übrig waren. Ohne ein Wort legten alle Menschen ihre Blumen, Kränze und Gaben auf die frischen Gräber nieder. Viele weinten, andere murmelten Gebete vor sich hin. Langsam aber sicher zerstreute sich die stille Menge an Leuten. Gelox fiel vor dem Grab seiner Mutter auf die Knie. Ich versicherte mich, dass er warm genug angezogen war, bevor ich mich verabschiedete und ihn in Ruhe ließ. Er brauchte auch mal Zeit für sich, und er wusste ja, wo er mich finden konnte. Die Frage war nur, wie lange noch? Zwischen all den Trauergästen dauerte es kurz, bis ich Link erspäht hatte. Per Blickkontakt verständigten wir uns, und bald darauf stand er schon neben mir. ,,Wir müssen zurück ins Schloss, nicht wahr?" fragte er auch sogleich ohne Umschweife. Ich warf noch einen letzten Blick zurück auf Gelox, bevor wir uns auf den Weg nach Hause machten. ,,Wahrscheinlich. Aber... können wir Hateno jetzt alleine lassen?" Link zuckte mit den Schultern. Nachdenklich liefen wir nebeneinander her, bis plötzlich Mick und Manu angerannt kamen. Mit einem Winken dankte ich Anika und Liku dafür, dass sie auf die beiden aufgepasst hatten, bevor wir alle wieder in unseren jeweiligen Häusern verschwanden. Ich schickte meine Brüder gleich in ihr Zimmer, damit sie sich umzogen. Wie ich die zwei kannte, würden die feinen Sonntagsklamotten sonst in Nullkommanichts Löcher und Flecken haben. Und im Flicken und Nähen war ich noch nie gut gewesen. Schweigend zogen Link und ich unsere Mäntel und Mützen aus. Es wurde Winter, und das spürte man deutlich. ,,Das Schloss ist ohne die Recken und uns wirklich so gut wie schutzlos." meinte Link, und ließ sich auf einen der Stühle fallen. ,,Das stimmt doch gar nicht. Das letzte Mal konnten Rakuro und seine Männer die Yiga auch mit Leichtigkeit besiegen." entgegnete ich, und setzte mich ihm gegenüber. ,,Ich weiß. Aber dieses Mal sind die Yiga viel besser vorbereitet und koordiniert, das haben wir in ihrem Versteck doch gesehen!" meinte Link. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Sie sind immer noch ein idiotischer und chaotischer Haufen. Die kriegen doch niemals einen gut geplanten Angriff hin!" Link hörte mir zwar zu, schien aber nicht wirklich interessiert. ,,Kira, das mag ja alles sein. Aber alleine schon sicherheitshalber sollten wir zurück. Was ist, wenn..." Ich unterbrach ihn. ,,Ja, was wenn? Was, wenn gar nichts passiert, hm? Wenn im Schloss gar nichts passiert, und auch nichts passieren wird? Dann sind wir dort ganz umsonst, und könnten genauso gut hier sein!" Link runzelte über meine Unterbrechung verärgert die Stirn. Ich wollte mich schon entschuldigen, da meinte er: ,,Du musst doch einsehen, dass wir im Schloss dringender gebraucht werden, und dort viel nützlicher sind!" Ich rollte mit den Augen und erhob mich von meinem Stuhl, um durch den Raum hin und her zu laufen. ,,Am Schloss sind doch so viele Menschen und Ritter! Die schaffen es auch alleine, die Verletzten zu versorgen und die Schäden zu reparieren. Hier in Hateno brauchen die Leute wirklich unsere Hilfe! Sie müssen die Häuser wieder aufbauen, und den Verlust ihrer Geliebten verarbeiten!" Jetzt erhob auch Link sich, wobei sich seine Hände mit einem Knall in die Tischplatte stemmten. ,,Ich bin mir sicher, Gelox kommt auch gut alleine zurecht!" herrschte er mich an. Ich blieb stehen. ,,Was hat das denn jetzt alles mit Gelox zu tun?" fragte ich verärgert. ,,Es ist ja wirklich rührend, wie du dich um ihn kümmerst, Kira. Aber er ist sechzehn Jahre alt, er schafft das alleine!" Ich sah Link wütend an.

Secret Lover ...2... (botw link ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt