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,,Das macht doch alles keinen Sinn!" Link ließ sich seufzend auf sein Bett sinken. ,,Natürlich nicht. Kommt ja auch von Paolo..." gab ich zurück. ,,Was bei Hylia soll denn das Hauptziel sein, wenn nicht das Schloss?" Völlig überfordert ließ ich die Schultern hängen. ,,Und wer ist der Auftraggeber wenn nicht Koga?" Ich ließ mich der Länge nach auf mein eigenes Bett fallen. Leider gab es nur zwei Einzelbetten in dem Zimmer, dass uns im Schloss zugewiesen worden war. ,,Du meinst, wer sonst könnte ein Motiv haben, das Schloss zu stürzen?" Link schüttelte den Kopf. ,,Aber es geht doch gar nicht mehr ums Schloss. Wir sollten uns also fragen, wer hat ein Motiv irgendwas anzugreifen." Ich seufzte und schloss die Augen. ,,Toll, wirklich. Sehr aufschlussreich." Das machte doch alles hinten und vorne keinen Sinn. ,,So ziemlich jeder existierende Bürger dieses Reiches hat ein Ziel, das er gerne mal angegriffen hätte. Wie viele Bürger hat Hyrule noch mal? Zweitausen? Zweieinhalbtausend? Mehr?" Link schielte zu mir herüber. ,,Mehr. Also bestimmt an die zweitausend möglichen Ziele und noch mehr potenzielle Auftraggeber..." Kurz sahen wir uns einfach nur an, dann begannen wir beide zu lachen. Es war doch alles Blödsinn. ,,Paolo hat uns nur Bullshit erzählt..." Fast schon peinlich, dass wir für ein paar Stunden darauf reingefallen waren. ,,Fast wäre seine Veriwrrungstaktik sogar aufgegangen... Er sagt unter Folter kein Wort, aber zu mir natürlich sofort. Ja, ja, ist klar!" kicherte ich. ,,Netter Versuch von ihm. Aber leider zu bescheuert!" Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, beschlossen wir, dem König und seiner Kavalarie nichts von dem angeblichen Tipp von Paolo zu erzählen. Die würden uns doch alle auslachen, und denken dass wir ihm glaubten. So aber mussten wir einfach nur sagen, dass aus Paolo keiner verwendbaren Informationen herauszuholen waren. Er war nutzlos. Und das warhaftig.

Nervös zupfte ich an meinem Kleid herum. Eigentlich hatte ich nicht zu dem Abendessen gehen wollen. Aber ich tat es, um die Hoheiten und die Recken zu ärgern. Und eigentlich wollte ich mein altes Kleid aus Kakariko nicht anziehen, es hielt zu viele Erinnerungen. Aber ich tat es, um Impa zu ärgern. Außnahmsweise hatte ich mal keine frischen Narben oder Kampfspuren im Gesicht. Meine schwarzen Haare hingen glänzend über meine Schultern. Alles in allem sah ich gut aus. ,,Heilige Scheiße, wirklich..." murmelte ich. Kam das so, nach der Pubertät? ,,Du musst dringend deine Ausdrucksweise verbessern." tadelte Link. ,,Du musst deine Frisur verbessern." gab ich fast schon reflexartig zurück. Seufzend stellte er sich ebenfalls neben mich vor den großen Spiegel, und zupfte an seiner blonden Mähne und seiner Uniform herum. Als er zufrieden war, schlang er die Arme um meine Schultern und drückte mir einen schnellen Kuss auf den Haaransatz, bevor er das Kinn auf meinem Kopf ablegte. ,,Du siehst wirklich außerordentlich gut aus, heute Abend." flüsterte er grinsend. Ich lächelte erfreut. ,,Danke. Du auch." gab ich zurück. ,,Na, also dann..." Link trat zur Tür und hielt mir eine Hand hin. ,,Sollen wir?"

Warum genau wir überhaupt zu dem Abendessen geladen worden waren, wusste irgendwie auch keiner. Es war ja nicht so, dass wir uns mit den Gastgebern äußerst gut verstanden... Der Gedanke, mit den königlichen Vertretern und den Recken am selben Tisch zu sitzen, sagte mir noch immer nicht so zu. Insbesondere auf die Anwesenheit von Impa, Zelda und Rakuro hätte ich eigentlich weiterhin gut und gerne verzichten können. Aber alleine um sie zu nerven, würde ich hingehen. Bestimmt hatte weder der König noch einer der anderen damit gerechnet, dass Link und ich wirklich auftauchen würden. Das sah man auch an ihren mehr als überraschten und verunsicherten Gesichtern. Zelda erhob sich ruckartig von ihrem Stuhl, als Link und ich den Saal betraten. Ihr Vater zog sie wieder hinunter, noch bevor sie etwas sagen konnte und redete schnell auf sie ein. Wahrscheinlich um sie daran zu erinnern, dass wir eingeladen waren. Es waren nur zwei Stühle noch unbesetzt. Die gute Nachricht war, dass sie nebeneinander standen. Die schlechte Nachricht war, dass sie zwischen Revali und Impa lagen. Sofort schob Link mich nach links an ihm vorbei, sodass er den Platz neben Impa einnahm und mich möglichst weit von ihr fernhielt. Ich spürte die Blicke der alten kleinen Frau auf mir, aber als wir uns setzten verdeckte Link sie schließlich. Revali musterte mich kauend von oben bis unten. Auch von allen anderen kam ich mir äußerst beobachtet vor. Das hatte mich ja aber noch nie vom essen abgehalten. Die Situation erinnerte mich ziemlich an die von vor mehr als zwei einhalb Jahren, als ich meinen ersten Auftrag als Botschafterin für Kakariko ausgeführt hatte. Damals hatte ich auch mit dem König und der Prinzessin am Tisch gesessen und war erst ziemlich nervös gewesen. Auch Rakuro war dabei gewesen, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht gewusst wer und wie er war. Damals war mein Selbstbewusstsein gegenüber den Gastgebern noch aufgesetzt und gespielt gewesen. Jetzt war sie echt. Mir fehlte inzwischen nicht nur der Respekt, sondern auch die Angst vor der Macht und Person des Königs. Weder die Recken noch Rakuro oder Impa machten mich mehr nervös. Wegen der Ereignissen vor über einem Jahr war mir bewusst geworden, dass ich keine Angst haben musste. Mir war bewusst geworden, wie kraftvoll und mächtig ich selbst war. Und Link. Zusammen bildeten wir einen ziemlich ernstzunehmenden Gegner für die königlichen Gesetzgeber. Wir hatten ihnen mehrmals gezeigt, dass wir uns mit Machtmissbrauch und Lügen nicht einfach abfanden. Und mich würde es nicht wirklich stören, wenn Zelda und einige der anderen inzwischen Angst vor Link und mir hatten. Sollten sie doch, war besser so. Das würde sie vielleicht davon abhalten, weitere Lügen zu erzählen oder weitere Versprechen zu brechen. Hoffentlich. Ich schielte zum Platz des Königs hinüber. Zu meiner Überraschung sah er mich bereits an, und hob seinen Trinkpokal an, als unsere Blicke sich begegneten. Ich behielt ein ausdrucksloses Gesicht auf und richtete die Augen wieder auf meinen Teller. Der dachte auch, ich hätte schon vergessen dass er meinen Begleiter mit seiner missratenen Tochter verheiraten wollte. Aber das konnte ich genauso wenig vergessen wie Link selbst. Trotzdem konnte ich nicht wiederstehen Zelda ein wenig zu ärgern. Vielleicht ist, ein wenig, untertrieben. Und vielleicht trieb ich es zu weit. Den Blick der Prinzessin aufzufangen war nicht schwer. Sie sah mich immer wieder giftig von schräg gegenüber an. Ich rückte lässig den Ring an meiner linken Hand zurecht, bevor ich mein Kinn in eben dieser abstützte und ihr ein seichtes Lächeln zuwarf. Zelda hatte den silbernen Ring mit dem kleinen, glasklaren Diamanten gar nicht übersehen können. Und das war der Punkt an dem ich es theoretisch übertrieben hatte. Ich beobachtete, wie ihre Knöchel sich weiß färbten weil sie ihr Besteck und den Trinkbecher so fest umklammerte. Und nachdem ich den Blickkontakt auch nach einigen Sekunden noch nicht unterbrochen hatte, verlor sie die Beherrschung. Mit einem viel zu lauten Klirren landete ihr Trinkgefäß auf dem steinernen Boden. Hylia sei Dank war er nicht aus Glas, das hätte eklig werden können. Trotzdem reichte es, um sofort alle aufschrecken zu lassen. Zelda begann ziemlich unhöfliche Bezeichnungen für mich auszurufen. Ich ließ es mir nicht nehmen ebenfalls überrascht und verwirrt zu wirken. ,,Du verdammte Hexe! Das kannst du nicht machen!" Zelda wurde unfassbar schnell hysterisch. ,,Nimm ihn ab, sofort! Das ist ein Befehl!" Auch wenn ich mich um die Befehle dieser gestörten Hoheit nicht weniger kümmern konnte, zog ich den Ring unter dem Tisch blitzschnell von meinem Finger und hob abwehrend die Hände, als der König beim Versuch seine Tochter zu beruhigen fragte, was sie meinte. ,,Den Ring! Sie trägt meinen verdammten Ring!" kreischte sie. Ich sah mit fragendem Blick auf meine erhobenen Hände. ,,Welcher Ring?" fragte ich unschuldig. Zelda rastete noch weiter aus. Ich sah zu Link hinüber, der mich tadelnd aber auch eine Spur belustigt musterte. ,,Das ist mein Verlobungsring! Meiner!" Zelda war schon hochrot im Gesicht. Ihr Vater drückte sie mit bestimmtem Blick wieder in ihren Stuhl zurück. ,,Beruhige dich, oder geh auf dein Zimmer. Verstanden? Die Botschafterin trägt offensichtlich keinen Schmuck an sich!" meinte er erbost. Ich grinste. Die Prinzessin tobte. ,,Sie hatte ihn! Sie hatte ihn gerade an der Hand! Meinen Ring! Sie ist eine verdammte, verhexte Lügnerin!" Der ganze Tisch warf sich verstohlene Blicke zu. Ich schob den Ring unauffällig von meinem Schoß in die rechte Tasche meines Kleides. ,,Zelda! Das reicht! Die Botschafterin ist hier, weil sie dringend gebraucht wird. Und du wirst sie nicht mit deinem schrecklichen Benehmen vergraulen! Geh auf dein Zimmer, und zwar jetzt!" Es dauerte eine Weile, bis sich die Prinzessin schließlich wütend erhob und aus dem Saal stürmte. Ich sah mit gehobener Augenbraue zum König hinüber. Diese Erziehungsmaßnahmen kamen reichlich spät, wie mir schien. Link musste sich beim Anblick der schäumenden Prinzessin nun doch zusammenreißen nicht zu lachen. In aller Ruhe stochterte ich weiter in meinem Essen herum. Es war bestimmt etwas ganz besonders feines, aber ich konnte mit Essen, bei dem man nicht mehr erkennen konnte was es ursprünglich mal gewesen war, nicht viel anfangen. Schmecken tat es natürlich trotzdem. Der Rest des Essens verlief in kompletter Stille. Für mich war es eine angenehme Stille. Außerdem sagten Blicke ja oft mehr als tausend Worte. Besonders wütende Blicke.

Secret Lover ...2... (botw link ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt