Kapitel 14: Der Aufbruch in eine neue Welt

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Ich blicke Levi hinterher und greife mir an meinen Schritt, um meine Erektion zu unterdrücken. Keine Chance. Ich bin steif wie ein Lattenzaun. Aus mir kommt ein lautes Ausatmen und schaue kurz auf das Handy. 23:56, um zwei Uhr ist seine Schicht vorbei, aber was soll ich solange mit diesem Problem machen? Ich könnte kurz nachhause und es mir besorgen, wobei ich eher Levi an meiner Seite präferieren würde. Seine Lippen haben sich auf meiner Wange sehr weich angefühlt. Wie seine Lippen sich wohl auf meinem..eh. Ich bin kurz mit meinen Gedanken woanders gewesen. Eigentlich nicht. Ich würde schon Levi auf mir sitzen haben und ihm die Führung übernehmen wollen. Aber für mein Ego wäre das keine lange Angelegenheit. Oder einfach in die Bar rein und so eine: Du. Ich. Aufs Klo. Sofort. Dann kann er sich das sparen, sich mir frech gegenüber zu verhalten. Meine Hand gleitet wieder an meinen Schritt runter und drücke impulsiv mein Glied. Was soll ich tun. Im Auto zu wichsen ist mir zu schade und nachhause ist es mir zu fahrlässig mit Kopfkinos und einem harten Schwanz zu fahren. Levi. Ich muss mich hinlegen darauf einfach warten, dass meine Erektion verschwindet. Wenn sie verschwindet, kann ich ja zu ihm und auf seinen Feierabend warten. Worüber ich mir eher Gedanken machen sollte ist, dass ich morgen zur Arbeit muss, aber was ist mit Levi? Ich glaube, dass er sich ausruhen möchte. Wenigstens kann er in einer beheizten Wohnung seine Ruhe finden und nicht da, wo bereits die Wände anfangen zu schimmeln. Er wird mir bestimmt dankbar sein, dass ich ihn zu mir fahre. Warte nein, denk das nicht. Vielleicht ist er mit dem zufrieden was er hat. Vielleicht überinterpretiere ich seine Lage als was vollkommen schlimmes. Wieso habe ich einen starken Drang ihn zu beschützen? Tut er mir irgendwie leid? Mittlerweile hat sich meine Erektion gelegt und meine perversen Gedanken über Levi sind verschwunden, das heißt, dass ich zu ihm kann. Ich öffne die Autotür, um auszusteigen, meine Jacke lasse ich im Auto. Als ich die Bar betreten wollte, stößt Levi mir entgegen. Unsere Blicke treffen sich, seiner leicht gereizt, meiner verwundert. "Lass uns gehen.", befehlt er mir und geht weiter zu meinem Auto. „Was ist passiert? Hast du früher aus?" „Ich bin jetzt arbeitslos.", aus ihm kommt ein genervtes Seufzen, welches mich nicht daran hindert, weitere Rückfragen zu stellen. „Wie du bist arbeitslos?", ich öffne das Auto und sehe Levi dabei zu, wie er einsteigt. Mein Blick richtet sich zur Bar, dann zum Auto und steige ein. „Ich arbeite dort schwarz und mein Chef hat mir mein Lohn nicht gegeben.", gibt Levi, nachdem ich eingestiegen bin, zu. Ich gucke etwas erschrocken, tatsächlich hätte ich nicht gedacht, dass Levi irgendwo schwarz arbeitet. Okay, das ist gelogen, eigentlich wundert das mich nicht. „Also hast du kein Geld bekommen?" „Nei-", bevor Levi verneinen konnte, steige ich aus dem Auto und mache mich auf dem Weg zu der Bar. Levi fasst mir an die Schulter: „Erwin, das passt schon. Mein Chef kennt ä paar Leute, mit denen ich nicht so gut bin..", ich höre aus Levi's Stimme, dass er etwas verängstigt klingt. Meine Gedanken sind gerade darauf fixiert, wo sein Chef ist, denn das was ich als Chef gelernt habe, ist dass jeder ein Recht auf sein Entgelt hat. Egal, ob Schwarzarbeit oder nicht. Das macht mich wütend, vor allem, weil Levi mir wichtig ist. Ein Typ, in meiner Größe schaut mich an und ich spüre, dass das der Chef sein müsste. „Sind Sie der Chef von ihm?", ich zeige auf Levi. „Ich war von dem Zwerg sein Chef, aber jetzt kann er sich verziehen." „Schauen Sie mal, er wird nicht wiederkommen, aber geben Sie wenigstens ihm sein Geld.", der Chef lacht auf. „Ach komm, verschwindet.", ich packe ihn am Kragen und zieh ihn nah an mir. „Oi! Erwin!", höre ich von Levi, aber mein Blick ist auf den des Chefs fixiert. „Alter, du willst doch wohl kein Ärger bekommen.", droht mir der Chef. „Ich will nur das Geld." „Kannst du lange darauf warten, du Schwanz!", mit einem Hieb ziehe ich Levi's Chef raus und schmeiß ihn runter auf dem Boden. Ich lasse mich doch nicht beleidigen, vor allem nicht, wenn der Typ im Unrecht ist. Der Typ krächzt auf. „Warte..!", mühsam holt er aus seiner Hosentasche ein Batzen heraus und streckt es aus. Levi nimmt das Geld und schaut mich an: „Lass ihn los, Erwin. Ich habe ja das was ich wollte.", er hebt das Geld hoch. Ich lasse seinen Chef los,  richte mein Oberteil, trete ein Schritt zurück und schaue Levi an. „Macht euch bloß ab und du, du Zwerg! Komm hier noch einmal her und du wirst beim nächsten mal kein Glück haben.", brüllt er ihn dabei an und krächzt laut auf. Levi und ich steigen beide in mein Auto ein und fahren los. Für die ersten paar Minuten ist es ruhig auf der Autofahrt, bis Levi zögernd mein Namen sagt: „Das hättest du nicht machen sollen" „Aber ich habe es getan." „Du sollst dich aber nicht in der Verpflichtung fühlen, jemanden zu verletzen." Levi's moralische Ansicht lässt mich überraschen, denn ich hätte nicht gedacht, dass, weil er aus prekären Lebensverhältnisse stammt, ihm trotzdem diese Werte wichtig sind. „Wie bist du groß geworden, Levi?" „Warum? Weil du denkst, wie du denkst?" „Wie denke ich denn?" „Ich weiß es nicht", er verschränkt die Arme, „vielleicht tue ich dir leid. Vielleicht denkst du, dass das Leben, was ich führe, etwas zum Bemitleiden ist. Etwas wofür sich jemand schämen sollte. Ich hatte zwar kein einfaches Leben, aber ich habe nie vergessen, woher ich komme. Mein Leben ist geprägt von diesem Viertel. Ich habe meine Freunde, eine Wohnung und..." „Deine Familie?", unterbreche ich Levi. Seine Augen weiten sich und er schaut verlegen aus dem Fenster: „Meine Familie. Meinen Vater kenne ich nicht. Meine Mutter starb, als ich jung war. Sie war eine Heilige. Viele kannten sie. Danach bin ich bei meinem Onkel Kenny aufgewachsen. Jedoch war das nicht immer einfach." „Warum?" „Er hat nur das nötigste gemacht: mich zur Schule gebracht, dafür sorgen, dass ich überhaupt Essen hatte und das Überleben auf der Straße. Du siehst ja, dass ich klein bin und war sehr unterernährt. Das prägt mich. Es ist für mich wichtig, zu essen. Aber auch, dass andere essen.", das Autofenster öffnet sich ein Stück und er holt aus seiner Jacke eine Zigarette. „Ich war nie reich. Ich kenne nicht dieses gute Leben", er zeigt mit der Zigarette auf das Auto, „das ist alles Show. Ich habe das in dieser Bar gesehen. ‚Einmal das teuerste, was du hast!', sowas sagen diese Typen wie du." Levi zündet mit einem Feuerzeug, welches im Getränkefach meines Autos rumliegt, seine Zigarette an. „Als du dich vollgesoffen hast, hattest du dein Handy entsperrt und habe irgendeine Nummer von den Kontakten gewählt. Hanji oder so hieß sie. Sie war sehr besorgt, aber sehr dankbar, dass ich angerufen habe." Dass Levi so ausführlich von sich und an dem Abend, wo ich das erste Mal da war, erzählt, lässt mich warm werden. Deswegen hat er gefragt, ob ich ihm was zu Essen bringen kann, weil ihm das wichtig ist. „Du hast Recht. Ich weiß nicht, was du durchgemacht hast, aber ich respektiere dein Leben, weil ich weiß, dass es kein einfaches war." Ich fahre in die Tiefgarage, um das Auto zu parken. Wir beide steigen aus und gehen durch eine große Tür, wo auf uns ein Aufzug wartet. Als wir in den Aufzug steigen, bemerke ich, wie klein wirklich Levi ist . An seinem Nacken sehe ich einen Verschluss von einer Kette. Meine Finger gleiten zu diesem Verschluss, um die Kette in meine Richtung zu ziehen. Eine Kreuzkette. „Das war von meiner Mutter.", er meinte vorhin am Auto, dass seine Mutter wie eine Heilige war. „Sie ging mit mir immer zur Kirche und nach ihrem Tod war das mein Zufluchtsort." „So heilig bist du aber nicht.", ich will Levi etwas provozieren. Er lacht auf. Der Aufzug gibt einen Ton von sich: „Wir sind da." und verlassen den Aufzug. In jeder Etage gibt es vier Wohnungen, die jeweils parallel zueinander stehen. Meine Wohnung ist die zweite von links. „Zieh deine Schuhe bitte aus. Ich gebe dir Hausschuhe.", während ich meine Schuhe ausziehe, schließe ich die Wohnungstür auf. In meinem Flur ist ein Schuhregal voller Hausschuhe und Draußenschuhe. „Du sortierst deine Schuhe?", seine Augen funkeln beeindruckend, „Nicht übel." Ich betrete meinen Flur und hole ihm Hausschuhe raus. „Größe 42?", ich schaue zu Levi, der etwas verlegen schaut, „Gib mir einfach 40" „Du hast 40?" „Erwin. Gib mir die Schuhe, jetzt!", seine Stimme war leicht gereizt und ich gebe ihm lachend seine Schuhe. „Deine Jacke kannst du hier aufhängen, geh ins Wohnzimmer, rechts.", Levi befolgt meine Anweisungen und begibt sich zum Wohnzimmer. Aus dem Kühlschrank hole ich zwei Biere und eine Schale voller Nüsse. Als ich ins Wohnzimmer gehe, sehe ich Levi mit freiem Oberkörper. Zum ersten Mal, fällt mir auf, was er für eine Statur hat. Er ist schlank und trainiert. Ich stehe für ein paar Sekunden stumm da und beobachte ihn. Sein Kopf dreht sich zu mir: „Tut mir leid, mir ist aber wirklich warm.", Ich lege die Biere und die Schale auf den Kaffeetisch, um das Fenster zu öffnen. „Du hast ein schönes Wohnzimmer. Also du lebst..gut." Ich gehe kurz ins Schlafzimmer, um ihm ein T-Shirt zu geben. Wieder im Wohnzimmer angekommen, setze ich mich zu ihm und gebe das Shirt. Ohne was zu sagen, zieht er sich das Shirt an und guckt mich bestätigend an. „Siehst gut aus." „Danke.", Levi lehnt sich mit dem Rücken gegen meinen Oberkörper. Es ist still. So still, als wären wir nicht in der Wohnung. Ich zieh Levis Gesicht an meinen und küsse ihn.

Der bockige Barkeeper [Eruri]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt