Kapitel 22: Lieber Papa

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Warnung: in diesem Kapitel geht es um Tod von nahstehenden Personen und Suizid. Falls du selbst betroffen bist oder jemanden kennst, der sich womöglich in einer Krise befindet, bitte, such Hilfe!

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"Erwin, beweg dich schneller", stöhnt Levi laut auf, während er meinen Schwanz in seinem After spürt. Jedoch bin ich gedanklich nicht da, wo ich am liebsten sein möchte. Ich dachte, dass es gerade das ist, was ich brauche, aber nein. Nachdem Levi nach zigfachem Rufen nicht meine Aufmerksamkeit bekommt, löst er sich und setzt sich neben mich:

"Erwin", Levi drückt gegen meine Schulter, um irgendeine Reaktion zu bekommen.

Ich schaue ihn emotionslos an: "Ja?".

"Alter, was ist los mit dir? Du bist ja völlig woanders", Levi holt aus dem Tisch eine Zigarette und zündet sie an.

"Tut mir leid, es ist wegen der Arbeit", ich fasse mir ins Gesicht und beuge leicht nach vorne.

"Willst du darüber reden?", Levi schaut zu mir runter.

"Das passt schon..."

Ohne etwas zu sagen, steht Levi auf und zieht sich die Hose an und holt seine Jacke.

"Wohin gehst du?", ich schaue ihm hinterher. Er kommt wieder mit seiner Jacke angezogen und mit meiner Jacke in seiner Hand.

"Lass uns raus, los", er wirft meine Jacke zu mir. Ohne viel zu sagen, ziehe ich meine Hose und die Jacke an, um ihn anschließend mit nach Draußen zu folgen. Es ist mitten in der Nacht und ich weiß nicht, wohin Levi mich bringen will. Rumfahren wird schlecht, ich habe paar Drinks im Intus. Levis Gang wird langsamer und passt sich an meinen an. Wir beide gehen, ohne miteinander zu reden, währenddessen hatte Levi in den letzten 15 Minuten ca. sechs Zigaretten. Ich schaue mir die Gegend an; sie sieht ganz anders aus als die, wo die ganzen Kneipen und Bordellen sind. Es wirkt friedvoller und ruhiger, als ich es von hier gewohnt bin.

"Ich lebe seit meinem ganzen Leben hier", Levi fängt an zu sprechen, "Früher gab es nur meine Mutter und mich. Meinen Alten habe ich nie kennengelernt, den Wichser. Ich wusste nicht viel über meine Mutter, außer, dass sie abends immer gearbeitet hat, aber ich habe das fast nie mitbekommen, weil sie mich zu dem Zeitpunkt immer ins Bett brachte. Ich wusste nie, als was sie gearbeitet hat, aber ich kann es mir schon denken."

Wahrscheinlich deutet Levi gerade an, dass seine Mutter einer diesen Bordellen gearbeitet hat. Das würde zu mindestens die späten Uhrzeiten erklären. Levi bleibt plötzlich stehen, ich gleich mit und mir wird klar, dass wir uns nicht irgendwo befinden, sondern in einem Friedhof. Levi schaut mit müden Augen den Eingang an und betretet, ohne was zu sagen, durch das Tor. Es dauert nicht lange, bis wir vor dem Grab seiner Mutter stehen. Es ist gerade sehr still, wir können nur den Wind rauschen hören, ich meinen eigenen Herzschlag, der gerade lauter schreit als meine Gedanken.

"Meine Mutter starb, dass wusstest du bereits. Sie starb vor meinen Augen. Ich weiß noch, wie sie ihr Kopf auf meinen Schoß lag, meine Hand nahm und mir immer wieder versicherte, dass alles in Ordnung sein wird. Dass ich doch nur meine Augen zu halten soll und ihr was vorsingen soll. Sie sagte zu mir, dass sie sich kurz schlafen legen wird. Sie ist nur nie wieder aufgewacht. Sie schlief für immer ein.", Levis Nase errötet sich und das ist gerade das Hellste, was ich in dieser Dunkelheit gerade sehen kann, "Ich habe die ganze Nacht gesungen. Die komplette Nacht, bis ich selbst eingeschlafen bin. Sie sah so wunderschön aus, als sie einschlief, welch eine Ironie, oder? Der Tod ist so etwas grauenvolles, aber sie war der Engel."

Ich schaue Levi weiterhin an: "Was geschah danach?"

Levi hockt sich auf dem Boden und schaut das Grab an: "Es machte natürlich die Runde, etliche Menschen sind hierhergekommen, um die Leiche meiner Mutter zu betrachten. Man sagte, dass ihre Leiche etwas heiliges hat", er zeigt auf dem Grab, wo ihr Name steht:

Der bockige Barkeeper [Eruri]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt