Kapitel 17

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Callum

„Fahr schneller, Joe!", rufe ich dem Scotland-Yard-Ermittler zu, welcher ganz mit dem Fahren beschäftigt ist. „Ich fahr ja schon so schnell ich kann. Auch wenn ich gerne schneller fahren würde.", antwortet er mir, sein Blick ist nach wie vor wie hypnotisiert auf die Straße vor uns gerichtet.

Ich stöhne genervt auf. Vor uns fährt der SUV, von dem Jade, wie ich aus ihren Erzählungen weiß, verfolgt wurde. Ich weiß jedoch nicht, ob just in diesem Moment Thompson dort am Steuer sitzt. So langsam frage ich mich, wo er hinwill, da er immer sehr knapp abbiegt oder einfach weiter geradeaus fährt.

Eine ganze Weile später hält der Wagen vor uns endlich an. Nicht Thompson, sondern eine Frau steigt aus. Joe und ich steigen ebenfalls langsam und leise aus dem Auto, nachdem wir es so geparkt haben, dass man es von uns aus nicht direkt sehen kann. Erst einmal blicke mich mich um, versuche zu erkennen, wo wir hier sind. Da das Gebäude einigermaßen hoch ist, würde ich es auf eine alte Fabrik schätzen.

„Was meinst du, Joe? Nach was sieht dieses Gebäude für dich aus?" Für einen kurzen Moment zögert er. „Das ist ein altes Fabrikgebäude. Hier wurde früher Marzipan und Schokolade hergestellt. Ich war in meiner Kindheit mal mit meiner Mum hier. Aufgewachsen bin ich ja hier in London, auch wenn ich dreiundzwanzig Jahre in Deutschland gelebt habe, während meines Studiums und noch eine Weile danach nämlich." Okay, dann wissen wir zumindest schon mal, was wir für ein Gebäude vor uns haben.

Als ich mich weiter umschaue, merke ich, dass die Frau in der Zeit, in der Joe und ich uns über die Fabrik unterhalten haben, scheinbar reingegangen sein muss, denn nun steht sie zusammen mit Henry Thompson in nicht allzu weiter Entfernung zu Joe und mir. Es könnte jeden Moment sein, dass sie uns entdecken.

„Psst, Joe!", flüstere ich ihm zu. Erst schaut er mich verwirrt an, doch als ich mit meinem Kopf in Richtung von Thompson und der, mir unbekannten Frau, nicke, versteht er. Gott sei Dank ist ungefähr links neben Joe ein Gebüsch, hinter welchem wir uns also verstecken können.

Ich gebe ihm mit Handzeichen Bescheid, dass wir uns dort verstecken müssen und er nickt mir anschließend zu. Auf Zehenspitzen bewegen wir uns also Richtung Gebüsch. Gerade rechtzeitig, denn schon wirbelt der Kopf der Frau in unsere Richtung herum.

„Hast du das gehört, Henry?" Wir müssen unsere Ohren gewaltig spitzen, um überhaupt etwas verstehen zu können. Langsam bewegen wir uns ein Schritt vor. „Nein, habe ich nicht. Was war denn da?“ Das kann doch nicht sein! Ist er ernsthaft so dumm, oder tut er nur so?
„Nun ja, egal. Hast du nochmal nach dieser kleinen Anwältin geschaut?“ „Nein, habe ich vergessen. Sorry.“ Jetzt tut er ganz zerknirscht. War klar.

„Gott, Henry, wo warst du nur wieder mit deinen Gedanken?“ „Na, bei dir, Meredith-Maus!“ Aha! Die Frau heißt also Meredith. Interessant. Vielleicht hilft uns das ja weiter.

„Boah, wie oft denn noch?! Du sollst nicht an mich denken, sondern dich konzentrieren!“ Na, die ist ja hart. „Naja, auf jeden Fall: Komm jetzt. Wir müssen los!“ Und schon sind sie weg.

Wir verharren noch ein bisschen in unserer Position, bevor wir ganz sicher sein können, dass die beiden, die ein Paar zu sein scheinen, wirklich weg sind. „Okay, Joe, hör zu. Wir gucken jetzt nach, ob Jade irgendwo in dieser Fabrik ist, wenn nicht, gucken wir weiter. Verstanden?“ „Verstanden!“ Also machen auch wir uns auf den Weg.

Ungefähr fünf Minuten später haben wir Gewissheit. Jade ist nicht mehr in der Fabrik. Also muss sie es echt geschafft haben, zu entkommen. Ich muss sagen, in dieser Sache bin ich echt stolz auf sie, auch wenn ich natürlich immer noch ein bisschen sauer auf sie bin.

„Hey Jade, ich bin’s mal wieder.“, sage ich zu ihr, nachdem ich einen Anruf von einer unbekannten Nummer bekommen habe und sie sich gemeldet hat. Ich hatte tatsächlich vergessen, sie einzuspeichern. „Endlich erreiche ich dich auch mal. Sag mal, wo bist du eigentlich?“

***
Geschrieben von Johanna

✔️ Im Schatten der Intrigen | Mit @JNachtwehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt