Kapitel 1

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Callum

Ding Dong. Die Klingel.

Neugierig bin ich zwar schon, aber wofür habe ich Angestellte, die die Tür öffnen? „Mary-Ann? Würden Sie bitte die Tür öffnen?"

„Ja wohl, Sir!" Ich kann hören, wie meine, schon ältere, Angestellte die Tür öffnet und eine Frauenstimme ertönt. Diese kommt näher, als Mary-Ann die Dame hereinbittet.

Sie ist ein Püppchen. Eindeutig. Ein hübsches Gesicht, ein ebenso schickes Kleid, sie könnte Model sein. Naja, vielleicht ist sie das ja auch? Ich kenne sie nicht, es könnte also in der Tat sein, dass sie modelt. Ihre blonden Haare hat sie zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Einen tollen Körper hat sie zumindest. Oh Gott! Was denke ich denn hier? Wenn es nun eine Mandantin ist! So darf ich nicht über meine Kunden denken! Callum, reiß dich zusammen!

„Guten Tag, Ma'am. Wie kann ich Ihnen helfen?", frage ich sie in meinem gewohnten Tonfall. Nur nichts anmerken lassen.

„Hallo", sagt sie sehr selbstbewusst. Das hätte ich nicht gedacht. „Mein Name ist Jade. Jade Harper."

„Sehr erfreut." Ich nicke ihr zu und warte darauf, dass sie mir den Anlass ihres Besuches verrät.

„Ich hab gehört, Sie haben eine Stelle frei. Ich möchte mich dafür bewerben", rückt sie nach einigen Sekunden Stille heraus und sieht mich mit ihren blauen Augen an. Ich kann nicht aufhören, sie anzustarren. Sie räuspert sich. Schnell wende ich meinen Blick ab und schiebe wieder das Geschäftliche in den Vordergrund. „Nun, es wäre freundlich, wenn Sie mir Ihre Ambitionen und Ihren Lebenslauf vorstellen würden, damit ich alles überprüfen kann, Ms Harper."

„Natürlich." Die Frau reicht mir eine rote Mappe und ich schlage sie auf. In ihr liegen wichtige Unterlagen, unter anderem auch der Lebenslauf. Sorgfältig sehe ich mir alles durch und nicke. Die Frau hat einen völlig normalen, unspektakulären Lebenslauf. Sie war noch nie im Gefängnis und hat schon mal in einer Anwaltskanzlei gearbeitet. Gute Vorraussetzungen.

Plötzlich sprudelt aus ihr heraus, wie furchtbar wichtig ihr der Job ist und sie sich sehr über eine Zusage meinerseits freuen würde. Nun denn. Wir suchen diese Stelle schon seit einigen Monaten. Und auch wenn sie etwas unzuverlässig wirkt, ich kann mich natürlich auch täuschen, so kann ich nichts gegen ihren Lebenslauf einwenden. Sie ist perfekt für den Job als Rechtsanwaltfachangestellte. Sie wird mich zu einigen Fällen begleiten oder Klienten betreuen. Das wird sie wohl hinkriegen. Ein kleiner Job also.

Nachdem ich ihr dreißig Minuten lang unsere Kanzlei und ihren Arbeitsplatz gezeigt habe, erkläre ich ihr noch ihre Arbeitszeiten. „Arbeiten werden Sie 35 Stunden in der Woche, also sieben Stunden am Tag. Wie Sie sich diese einteilen, stelle ich Ihnen frei. Ebenso wie Ihre Mittagspause. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?"

Sie verneint, auch so bin ich zufrieden. Kein unnötiges Gelaber.

„Dann sehen wir uns morgen zum ersten Arbeitstag, Ms Harper."

Sie verabschiedet sich und verlässt mein Büro.

Zwei Stunden später ist es endlich geschafft und ich mache mich auf den Weg nach Hause. Während ich in meinem Mercedes sitze, ruft meine Frau Jessica an. Bestimmt vermisst sie mich, dabei habe ich einfach nur ganz normal gearbeitet.

„Hey Jess, was ist denn?" Erst herrscht eine angenehme Stille, bis sie schließlich anfängt, zu sprechen.

„Ich vermisse dich. Bist du schon auf dem Weg nach Hause, Schatz?"

Das war so klar! Natürlich ruft sie mich mal wieder nur an, um mir zu sagen, dass sie mich vermisst und um zu fragen, ob ich denn bald zu Hause sei. Es ist so typisch für Jessica. Ganz ehrlich: Wenn sie so weiter macht, halte ich das nicht mehr lange aus, so sehr ich sie auch liebe.

„Ja. Ich sitze schon im Auto und bin in ungefähr zehn Minuten bei dir. Okay?" Wir quatschen noch eine Weile, bis ich mich wieder vollkommen aufs Fahren konzentriere.

Zuhause angekommen, erwartet mich eine, wahrscheinlich nervöse Jessica. Kaum habe ich meine Jacke und Schuhe ausgezogen, gehe ich zu ihr und küsse meine Frau. „Hey Babe!"

„Selber hey. Ich habe etwas für dich. Warte kurz, ich hole es." Während ich warte, überlege ich, was die Überraschung wohl sein könnte, denn ich habe wirklich keine Ahnung, was das betrifft.

Zwei Minuten später ist meine Ehefrau wieder da. Mein Blick fällt auf die Box in ihrer Hand.

„Was ist das?"

„Mach sie doch einfach auf!"

„Okay... Dann mache ich sie jetzt einfach mal auf."

Als ich langsam den Deckel der Box anhebe, gefriert mir das Blut in den Adern. Was ich sehe ist ein Strampler, weiße, kleine Schuhe und ein Body, auf dem »Bester Papa« drauf steht. Um das ganze abzurunden, wurde ein Test dazugelegt. Mit zwei Streifen. Positiv.

Erst checke ich gar nicht, was überhaupt los ist, bis es mir wie Schuppen von den Augen fällt. O mein Gott!

Jessica. Ist. Schwanger!

***

Geschrieben von Alexandra und Johanna

✔️ Im Schatten der Intrigen | Mit @JNachtwehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt