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„Und..." zischte Froboscha. „Hat es geklappt? Habt ihr ihn gesehen und es ihm geben können? Nun redet doch!"

Merhibam hatte geschwiegen, als sie zu dem kleinen Boot unten im Fels zurückgekehrt war, hatte geschwiegen, als sie unter dem Gitter hindurch ins Freie gerudert waren. Und sie schwieg immer noch, während sie jetzt hinten im Boot saß, mit leerem Blick über die dunkle Bucht starrte, auf die fernen Lichter des Hafens, dem sie entgegenstrebten.

„Nun lass doch," sagte Farline. Sie hatte sofort gesehen, dass die Tulamidin geweint hatte. Warum erkannte Froboscha das nicht? Es war doch so klar wie das Licht des Madamals, dass ihr Vorhaben gescheitert war.

„Ich habe ihn nicht gesehen," sagte Merhibam plötzlich. „Sie haben mich nicht zu ihm gelassen."

„Oh..." Farline suchte nach Worten der Teilnahme. „Das... das tut mir so leid. Ich... wisst ihr. Ich mochte ihn. Ich hätte euch wirklich gerne geholfen."

„Vielleicht habt ihr das trotzdem," flüsterte Merhibam. „Vielleicht ist noch nicht alles verloren. Vielleicht wird er das Gift trotzdem bekommen. Der Kommandant ist kein schlechter Mensch. Es... es könnte sein, dass er es ihm aushändigt."

„Du hast das Gift dem Kommandanten gegeben?!" schnaubte Froboscha. Sie schüttelte den Kopf. Kein schlechter Mensch - also ein guter Mensch... Würde das ein guter Mensch tun? Menschen konnten komisch sein. Ein guter Zwerg jedenfalls täte es nicht. Tja... und damit war sie an dem Punkt, sich einzugestehen, dass auch sie im Augenblick alles andere war als eine gute Zwergin, dass sie pausenlos gegen ihre eigenen Grundsätze verstieß.

„Ja... ich hab's ihm gegeben. Das war das letzte, was ich tun konnte..."

„Aber... wird er es denn überhaupt nehmen?" zweifelte Farline. „Wenn es nicht aus deiner Hand kommt? Wenn du nicht mit ihm redest....?"

„Er wird." Merhibam wickelte die Kutte fester um sich, um ihren Körper daran zu hindern, zu zittern. Sie hatte gelogen heute Nacht. Es gab kein Kind. Nicht in ihrem Leib. Nicht in dieser Nacht. Aber... nicht alles war eine Lüge gewesen. Ich BIN seine Frau, dachte sie. Und er ist mein Mann. Ich will nie einen anderen haben. Und ich würde alles für ihn tun. Ich würde ihn sogar töten...

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Perlenmeer Teil 3: BoronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt