Chapter Twenty-three: Nervous

290 23 3
                                    

I don't think you're human if you don't get nervous. ~Sidney Crosby

Während Hyunjin sich die Begegnung mit Felix und seinen Eltern vorstellt, steigt Optimismus in ihm auf. Hyunjin glaubt an seine Verbindung zu Felix und hofft, dass seine Eltern den gleichen Funken sehen wie er. Er stellt sich Felix vor; das aufrichtige Lächeln, sein Gesicht voller Freude und die Wärme, die von ihm ausgeht. Dieser Optimismus wird jedoch von Zweifeln durchströmt. Werden sie ihn akzeptieren? Werden sie mich akzeptieren?

Schon immer wird viel von Hyunjin erwartet und er weiß, dass er die Erwartungen seiner Eltern dieses Mal nicht erreichen wird. Er hofft, dass seine Eltern die tiefe Verbindung zu Felix vollständig verstehen werden. Selbst, wenn seine Eltern nichts gegen seine Sexualität haben, dann werden sie wahrscheinlich die Unterschiede zwischen ihren Hintergründen nicht akzeptieren wollen. Sie verstehen bestimmt nicht, dass Felix arm ist und werden ihm einen weiteren Kontakt verbieten. Sie werden ihm sagen, dass Felix nur auf sein Geld aus ist... Hyunjin befürchtet, dass diese Unterschiede zu Stolpersteinen werden und eine Kluft zwischen Felix und der Welt, die seine Eltern kennen, schaffen könnten.

Trotz dieser Bedenken bleibt Hyunjin standhaft bei seiner Entscheidung, Felix morgen seinen Eltern vorzustellen. Aber bei diesen Gedanken dreht sich sein Magen um. Er kann nicht schlafen, wälzt sich hin und her und die vielen Sorgen belagern seinen Kopf vollständig. Hyunjin schwankt zwischen Hoffnung und Besorgnis und in jedem Moment, an dem er an das morgige Treffen denkt, beginnt sein Herz schneller zu schlagen. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als dass seine Eltern Felix mit seinen Augen sehen, die Tiefe ihrer Verbundenheit verstehen und Felix mit offenem Herzen in ihr Leben aufnehmen und natürlich an erster Stelle seine Sexualität annehmen...

---

Felix sitzt in einem Bus auf dem Weg zu dem Haus Hyunjins Familie. Das Brummen des Motors und das sanfte Schaukeln helfen eher weniger bei seiner Nervosität. Seine Hände sind schwitzig und sein Herz rast in der Brust. Er hat sich extra seine besten Klamotten übergeworfen. Man soll nicht gleich auf den ersten Blick sehen, dass er nicht viel Geld besitzt und er möchte, nein, er muss einen guten Eindruck hinterlassen. Er ist sich unsicher, wie er sich Hyunjins Eltern vorstellen soll, nachdem er ihnen noch nie begegnet ist. Wahrscheinlich sind sie sehr autoritär und Streng. Ob sie auch eine weiche Seite haben? Bestimmt haben sie das, sonst wären sie schlechte Eltern und Hyunjin wäre schon längst weg gelaufen. Ob sie mir eine Chance geben?

Der Bus kommt zu seinem Halt und als Felix durch das Bremsen aus seinen Gedanken geholt wird, schaut er aus dem Fenster. Ihm wird bewusst, dass dies sein Stopp ist und springt schnell auf. Mit seiner kleinen Tasche in der Hand verlässt er den Bus und tritt seinen Weg zu dem Luxuriösen Haus an. Hyunjin weiß Bescheid, dass er in den nächsten Minuten bei ihm ankommen sollte.

Der steile Berg zieht sich länger als er erwartet hatte. Er ist diesen bisher nur einmal entlang gegangen und das war auf dem Weg nach unten, als er erfahren hat, dass Hyunjin ihm ihr erstes Mal verheimlicht hat. Mit seiner Hand wischt er einen Schweißtropfen von seiner Stirn, dabei schweift sein Blick in die Umgebung; an den Bäumen wachsen frische Blätter und sogar einige Blumen blühen in den kleinen Gärten. Die Vögel zwitschern und überdecken fast die üblichen Geräusche einer Großstadt.

Mit jedem Schritt wird die Last auf seinen Schultern schwerer, nicht wegen dem Gepäck, sondern wegen den vielen Sorgen. Nicht einmal das schöne Frühlingswetter scheint ihn von der Aufregung ablenken zu können. Als er um die letzte Kurve geht, entdeckt er Hyunjin, der am Eingangstor lehnt. In seinem Gesicht liegt ein ernster, nachdenklicher Ausdruck , der Felix' Aufmerksamkeit erregt und die Knoten in seinem Magen verstärkt. Hyunjin, der ihm nur vor zwei Tagen in der Schule noch so lebhaft gegenübergestanden war, scheint tief in seinen Gedanken versunken zu sein, was der Atmosphäre eine gewisse Intensität verleiht. Ihre Blicke treffen sich, wobei sich Hyunjins Visage auflockert und ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen spielt.

Das Eingangstor dient als symbolische Schwelle zu einem entscheidenden Moment in ihrer Beziehung. Es ist eine neue Ära, die beginnt- oder endet...

Hyunjin stößt sich von Tor ab und richtet sich auf, als Felix näher kommt. Obwohl Felix immer noch besorgt ist, beruhigt ihn das Lächeln des schwarzhaarigen. Es ist ein Zeichen der Unterstützung inmitten der Unsicherheiten und Sorgen.

Mit einem tiefen Atemzug überwinden beide das Tor, die Schwelle und sie bereiten sich auf das vor, was sie nun erwarten wird. In seinem Herzen ist die Hoffnung, dass er akzeptiert wird und all die Gedanken nur Zeitverschwendung waren. Sie kommen vor einer Tür zum Stehen, es ist das Aufenthaltszimmer seiner Eltern.

Mit gedämpfter Stimme dreht sich Hyunjin zu Felix um, kurz bevor er die Tür öffnen will, Entschlossenheit und Verletzlichkeit liegen in seinen Augen. „Ich möchte als erstes alleine mit meinen Eltern sprechen und ihnen sagen, dass ich auf Typen stehe. Wenn sie das einigermaßen verkraften, werde ich die Bombe platzen lassen und sagen, dass ich einen Freund habe. Dann komme ich zur Tür und hole dich, damit du dich ihnen persönlich vorstellen kannst. Mir ist echt wichtig als erstes alleine mit ihnen zu reden und sie nicht gleich mit dir zu überfordern. Ich muss ihnen das einfach langsam beibringen schätze ich. Du verstehst das hoffentlich." Er blickt entschuldigend auf den jüngeren und wartet auf eine Reaktion.

Natürlich nickt Felix verständnisvoll. „Lass dir die Zeit, die du brauchst und gib deinen Eltern die Möglichkeit dich zu verstehen. Sie brauchen wahrscheinlich ihre Zeit. Ich bin gleich hier, wenn du bereit bist." Daraufhin zieht er seinen Gegenüber in eine kurze, feste Umarmung, die ihnen beiden Energie verleiht.

Mit einem beruhigenden Lächeln geht Hyunjin durch die Tür und lässt Felix alleine im Flur zurück. Als sich die Tür hinter ihm schließt, bleibt Felix stehen, viele Gefühle wirbeln in ihm herum. Die Last der Vorfreude und Neugier liegt in der Luft, und er lauscht den gedämpften Stimmen, die beginnen hinter der Tür hervor zu dringen, unfähig, die konkreten Worte zu entziffern. Der weißhaarige fragt sich, was wohl hinter der Tür passiert, wundert sich über das Gespräch, was sich hinter der Tür abspielt und wünscht sich, dass die Familie nicht solche hochwertigen Türen hätte, durch die man nichts hindurch hören kann.

Felix bemüht sich, Wortfetzen und das Auf und Ab der Töne zu erfassen, in der Hoffnung, die Natur der Diskussion zu erkennen. Durch seine Unwissenheit kommt ihm jeder verstreichende Moment wie eine Ewigkeit vor. In Felix' Gedanken rasen unzählige Szenarien, während er über die Bedeutung des Gesprächs nachdenkt, das sich hinter der geschlossenen Tür abspielt. Die Wärme des Flurlichts wirft ein flackerndes Leuchten auf den Boden und spiegelt die schwankenden Gefühle in Felix wider.

Die gedämpften Stimmen gehen weiter und offenbaren den Ernst und die Emotion in Hyunjins Worten. Felix' Fantasie läuft wild, als er sich die Szene auf der anderen Seite vorstellt; Hyunjin, sehr nervös, aber entschlossen, spielt mit seinen Fingern. Er offenbart seinen Eltern seine Gefühle. Das Gewicht der Worte „Ich bin schwul." liegt in der Luft.

Felix schüttelt seinen Kopf. Er muss sich ablenken und darf sich nicht jetzt mit seinen Gedanken fertig machen. Er kramt das vorbereitete Geschenk aus der Tasche. Ein kleiner Blumenstrauß, den er heute Vormittag gekauft hat. Es soll ein Symbol des guten Willens und eine ernsthafte Anstrengung, einen positiven Eindruck bei Hyunjins Familie zu hinterlassen, sein. Jede Sekunde, die vergeht, lässt Felix' Herz schneller schlagen und er umgreift den Blumenstrauß noch etwas fester.

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, wird es komplett leise in dem Raum. Schritte, die der Tür näher kommen, sind zu vernehmen, bis diese sich öffnet. Hyunjin tritt heraus, sein Gesichtsausdruck ist ein Mosaik aus Erleichterung und Freude. Seine Augen strahlen, obwohl diese leicht gerötet sind, wahrscheinlich wegen der Tiefe des Gesprächs und der Last, die nun von seinen Schultern fallen konnte. Ihre Blicke treffen sich und in diesem stillen Austausch sieht Felix die Bestätigung, auf die er gehofft hat. Ein großer Stein fällt von seinem Herzen, als er Hyunjin leicht Lächeln sieht.

Nun ist sein Auftritt gekommen. Mit dem Blick zum Boden gesenkt, betritt er das geräumige Zimmer, unsicher, was ihn jetzt auf der anderen Seite erwartet. Eine Stille durchzieht die vier Wände. Hyunjin läuft nur ein paar Schritte hinter ihm und legt dann unterstützend eine Hand auf seine Schulter. Ohne aufzuschauen spürt er die Spannung, die in dem hallenartigen Raum liegt. Die Hände des weißhaarigen sind so zittrig, dass er sich bemühen muss, den Strauß nicht auf den makellosen Boden fallen zu lassen und ihn dadurch zu beschmutzen. Eine Stimme lässt ihn erschrocken aufschauen und all seine Gedanken rücken in den Hintergrund. Anders als erwartet kommt ihm diese feminine Stimme nur allzu bekannt vor...

„Hallo Felix."

Different. HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt