Kapitel 13

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P.o.V. Rezo

Wie immer unentschlossen, stand ich also vor meinem Schrank und betrachtete die Berge an Kleidung, die ich in jede Ecke der Regalbretter gestopft hatte. Eigentlich hatte ich mir vor Wochen schon vorgenommen massiv auszumisten, war aber bis jetzt immer an der Motivation dafür gescheitert. Gerade als ich einen Stapel Shirts greifen wollte, um zu sehen was sich dahinter versteckte, kam Rewi herein und stellte sich mit skeptischem Blick neben mich.

„Wenn du so weiter machst, sind wir morgen Mittag noch nicht losgegangen," tadelte er mich und scannte mit seinem Blick den Inhalt des Schrankes. Dann griff er einfach zwischen meine Jeanshosen und zog eine heraus, während seine andere Hand ein lockeres Hemd von der Stange zog. Dann schnappte er sich ein T-Shirt und drückte mir die Sachen in die Hand.

„Was soll ich damit machen," fragte ich etwas verwirrt.

„Ein Rettungsseil flechten," meinte er nur und sah mich an, als wäre ich ein bisschen langsam, „du sollst es anziehen und dich dann endlich fertig machen, ich gebe dir 15 Minuten."

Damit verließ er mein Zimmer wieder und ließ mich mit seiner Klamottenauswahl zurück. Zum ersten Mal besah ich mir die Kombi und musste feststellen, dass sein Sinn für Mode wie immer nicht enttäuscht hatte. Sobald ich die Kleidung am Körper trug, fühlte ich mich nochmal ein bisschen wohler und drehte mich mehrfach vor dem Spiegel hin und her. Das Hemd war perfekt geschnitten und hatte zum Glück keine Falten, das Shirt komplimentierte es perfekt und die schwarze Jeans saß an meinem Arsch wie eine zweite Haut.

Mit gerichteten Haaren und zwei Spritzern Parfüm am Hals betrachtete ich mich nochmal im Spiegel und traf dann vor meiner Tür auf Ju und Rewi, die eng umschlungen gegen die Wand gelehnt standen und ihre Zungen im Mund des anderen versenkt hatten.

„Och Leute, nicht schon wieder. Bald kann ich mein PornHub Premium Abo kündigen, wenn ich das hier kostenlos bekomme," neckte ich sie und sie lösten sich schnell voneinander.

„Tut mir wirklich leid," entschuldigte sich Ju, jedoch sah man an seinem Gesicht, dass er es nicht ernst meinte. Könnte ein Gesicht anfangen zu leuchten, seins würde es beim Anblick von Rewi tun wie eine kleine Sonne.

In der Warteschlange, die heute ziemlich kurz war, vertrieben wir uns die Zeit mit dem Auswählen unserer ersten Getränke und dem Anhimmeln einer der Securitys, der eine besonders enge Hose trug und ein strahlendes Lächeln besaß.

Endlich im Gebäude begaben wir uns sofort an die Theke und bestellten die erwählten Drinks. Anschließend schob mich Rewi schnell die Treppe zum Top Floor hinauf, sodass wir einen 1A Blick auf die unter uns gelegene Tanzfläche werfen konnten. Unsere Tanzkünste packten wir erfahrungsgemäß erst nach ein paar mehr Drinks aus. Es wurde angestoßen und in Minuten war die erste Runde bereits ausgetrunken sowie eine neue Bestellung aufgegeben.

„Die Musik heute ist richtig gut, viel besser als sonst," rief Ju mehr Rewi als mir zu, der auch sofort zustimmend nickte.

„Der DJ ist ziemlich neu, hat erst vor zwei Monaten sein Debüt hier gehabt," informierte Rewi uns und deutete dabei in Richtung des DJ-Pults, wo ein junger Mann stand, der nicht älter als 25 sein konnte.

„Sieht ziemlich schnuckelig aus," bemerkte ich und musterte ihn nun etwas genauer.

„Der hat sich letzte Woche ziemlich an mich rangeschmissen auf der After Party," verriet Rewi mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. Im Augenwinkel sah ich einen Hauch von Eifersucht über Jus Gesicht huschen, der allerdings genauso schnell verschwand, wie er gekommen war.

„H-Hast du dich drauf eingelassen," fragte Ju gespielt beiläufig, aber ich merkte seine brodelnde Neugier bis zu meinen Fingerspitzen.

„Vielleicht, vielleicht auch nicht," zwinkernd nahm Rewi einen Schluck seines Getränks und saugte lasziver als nötig an dem Strohhalm.

Jetzt fiel es Ju etwas schwerer sein Unbehagen zu verstecken. Trotz des gedämpften Lichts sah man deutlich das Rot in seinen Wangen und seine Augenbrauen bildeten eine kleine Falte, was immer passierte, wenn er sich über etwas ärgerte. Wir wussten Beide worauf Rewi soeben angespielt hatte, doch nur einem von uns machte es etwas aus.

Um der unangenehmen Situation zu entkommen, schob ich vor uns neue Getränke zu besorgen und düste in Richtung der Theke ab. Dort angekommen bestellte ich tatsächlich noch ein Getränk und nuckelte daran, bis mir ein bestimmter blonder Haarschopf ins Auge fiel. Zielstrebig steuerte ich darauf zu und fand mich Sekunden später neben Julia wieder. Die freute sich riesig mich zu sehen und zog mich sofort in eine feste Umarmung.

Es war ein unausgesprochener Fakt, dass Ju ihr alle Details des Vorfalls geschildert hatte, bevor ich es getan hatte, denn die Beiden verwandelten sich bei solchen Dingen direkt in meine Ersatzeltern. Zwar spielten T und Rewi auch oft mit, jedoch nicht so sorgfältig wie diese Beiden.

Julia riss mich aus meinen Gedanken indem sie mir einen Shot in die Hand drückte und sich bei mir einharkte, sodass ich gezwungen war zeitgleich mit ihr zu trinken. Schnell war die Zeit vergessen und wir tranken und lachten gemeinsam wie Kinder.

„Dieser Arsch ist es überhaupt nicht wert, dass du dir Gedanken um ihn machst," sagte sie, als das Gespräch wieder auf Mexi fiel.

„Naja sein Arsch schwirrt am meisten durch meine Gedanken um ehrlich zu sein," erwiderte ich und zwinkerte ihr zu, bis sie ihre Augen verdrehte.

„So meinte ich das doch nicht," protestierte sie, jedoch sah ich ein Lächeln, das an ihren Mundwinkeln zog, „aber du verschwendest zu viel deiner Zeit damit, an ihn zu denken, das hat er nicht verdient."

„Ich weiß, dass du recht hast, aber mein Hirn will das noch nicht so ganz verstehen," lenkte ich ein und nahm einen großen Schluck von meinem mittlerweile vierten Drink.

„Tatsächlich glaube ich eher, dass dein Herz es nicht verstehen will," meinte sie dann und wir wussten beide, dass sie damit vollkommen richtig lag.

Plötzlich drückte meine Blase so heftig, dass ich mich schnell entschuldigte und in Richtung der Toiletten begab. Dort angekommen betrat ich die nächstgelegene Kabine und ließ mich auf die Klobrille fallen. Das helle Licht in diesem Raum stach mir in den Augen und jetzt merkte ich die Wirkung der letzten Getränke mit voller Wucht. Die Welt vor meinen Augen verschwamm leicht und ich musste zweimal durchatmen, bevor ich mich traute vom Klo aufzustehen. 

 Am Waschbecken ließ ich das kühle Wasser über meine Hände und Handgelenke laufen und wusch sie gründlich, da sicher jede einzelne meiner Drinks noch daran klebte. Zufrieden mit meiner Waschaktion griff ich nach einem Papierhandtuch, wobei ich im Augenwinkel einen anderen Typen aus einer Kabine kommen sah. Mein Körper erstarrte in der Bewegung und ich starrte in das Gesicht, dass sich mir zugewandt hatte. Dort stand mein Ex Fabian und grinste mich an, während hinter ihm ein weiterer Typ aus der Kabine kam.

Pretty Soul •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt