P.o.V. Mexi
Der Sport hatte mich bis zu meinen letzten Energiereserven ausgepowert und zufrieden nahm ich wahr, wie jeder Muskel in meinem Körper brannte. Die letzten Minuten liefen an der Uhr des Laufbands ab und ich erhöhte die Geschwindigkeit noch einmal, bis ich rannte. Diese andere Form er Auslastung hatte mich schon seit je her gegen die psychische Überlastung geschützt. Manchmal war es das Einzige, dass mir am Tag Freude bereitete.
Meine Lunge brannte und meine Beine drohten unter mir nachzugeben, aber die letzten Sekunden liefen ab und schon verringerte sich die Geschwindigkeit des Gerätes unter mir und zeigte mir fünf Minuten Cool-Down an, in denen ich vergeblich versuchte meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Auf dem Weg zu den Umkleiden kam ich wieder an Ju vorbei, der mir einen undeutbaren Blick zuwarf und dann verhalten lächelte. Mit einem komischen Gefühl im Magen trat ich an meinen Spind und holte ein Handtuch, Duschgel und Wechselklamotten heraus. Damit bewaffnet ging ich zu den Duschen und entdeckte zu meine Erleichterung, dass hier jede Dusche einzeln abgetrennt war und man nicht Arsch an Arsch mit den anderen stand.
Als das kühle Wasser auf meine Schultern herab prasselte, genoss ich erstmal für ein paar Atemzüge das angenehme Gefühl auf der Haut. Da kam mir Jus Kommentar von vorhin wieder in den Kopf. „Vögeln in den Duschen ist übrigens unerwünscht aber geduldet." Mein letztes sexuelles Duscherlebnis war mit Maribelle gewesen und ich hatte nichts daran genossen. Wen sollte ich denn mit hierher nehmen? Außer Rezo lebte niemand meiner Bekanntschaften hier in dieser Stadt. Ich stoppte mitten in der Bewegung. Rezo. Natürlich!
Das Studio gehörte seinem besten Freund. Sicherlich würde er ebenfalls regelmäßig hier trainieren. Plötzlich hatte ich Bilder im Kopf, von ihm und mir, hier in dieser Dusche. Verzweifelt versuchte ich die Szenen aus den Gedanken zu bekommen, aber es war vergeblich. Sein Geruch stieg mir in die Nase und im nächsten Moment nahm ich das Gefühl seiner Haare unter meinen Fingerspitzen wahr. Scheiße.
Diese Visionen hatten sich in den letzten Tagen still und heimlich in meinen Alltag eingeschlichen. Gestern während dem Meeting zu unserer Expansion, hatte ich mich plötzlich auf dem Tisch liegend vorgefunden, Rezo über mir und die Zeit danach versucht die Erektion in meiner Hose diskret wieder loszuwerden.
Nun stand ich in dieser Dusche, im Fitnessstudio des besten Freundes meines eigentlichen One-Night-Stands und konnte an nichts anderes denken, als ihn hier bei mir zu haben. Schwer atmend lehnte ich mich an die Wand und führte eine Hand zu meiner steinharten Mitte. Seine Stimme ertönte in meinen Ohren, verführte mich nahezu, bis ich verstand, was er sagte. Mit einem Fingerschnippen erwachte ich aus meiner Trance und erstarrte.
„Wieso sollte mich das hier ablenken?" er hatte soeben mit einer anderen Person die Umkleide betreten.
„Du kannst einfach mal ein bisschen deinen Kopf ausschalten, das tut dir gut." Das hörte sich sehr nach dem zweiten Typen an, der neben Ju gestanden hatte, als sie uns erwischt hatten.
„Ja klar, als ob das funktionieren würde, ich kann seit Tagen an nichts anderes denken und du denkst, dass ein bisschen Sport das ändert?"
„Was findest du nur so Besonderes an dem Typen, klar er sieht ganz schnuckelig aus und scheint dich ziemlich scharf zu machen, aber da wäre er nicht der Erste."
Autsch.
„Das ist es doch gar nicht und das weißt du Rewi. Ich kann ihn einfach nicht vergessen, es ist, als hätte er sich in meinem Kopf eingenistet, als wäre da ein unsichtbarer Strang, der uns verbindet."
Diese Worte ließen mein Herz gegen meine Brust hämmern, als würde es gleich herausspringen wollen. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Scheiße.
„Du klingst wie ein verknallter Teenager. Gib doch einfach zu, dass du dich einfach heftig in ihn verschossen hast. Zwar könnte ich dir dafür den Hals rumdrehen, aber ändern kannst du es sowieso nicht."
„Danke, ich weiß, dass ich ein verdammter Idiot bin. Erst die Scheiße mit Fabian und jetzt das alles. Überhaupt ist Fabian an allem Schuld. Ohne ihn wäre ich doch erst gar nicht in diesen Urlaub gefahren und ich wäre auch nicht aus der Toilette im Club geflüchtet."
Fabian? Wer war dieser Kerl? Es klang nicht so, als wäre Rezo noch besonders gut auf ihn zu sprechen.
„Fabian ist der Abschaum der Menschheit, aber das hätte niemand von uns ahnen können, am aller wenigsten du. Er hat doch jedem Einzelnen genau das vorgespielt, was er sehen wollte. Du warst blind, genauso wie wir alle."
„Ich hätte es merken können und das auch schon weit bevor alles den Bach heruntergegangen ist und er..." Rezo brach ab und schien auch nicht vorzuhaben seinen Satz zu beenden.
Was hatte dieses Arschloch ihm angetan? Ein spitzer Schmerz durchzog mich und ich blickte nach unten, wo ich sah, dass ich meine Fingernägel fest in meine Handfläche gedrückt hatte. Unter meinem Zeigefinger schimmerte Blut hervor. Schnell bemühte ich meine Hand wieder zu einer entspannteren Haltung und versuchte das Gespräch weiter zu verfolgen.
„... das tun könnte. Denk dran, du bist viel mehr wert, als dieser Arsch jemals verdient hätte."
Hoffentlich sprachen sie immer noch über diesen Fabian und nicht über mich.
„Das weiß ich, aber mit der momentanen Situation habe ich auch nicht gerade einen Glücksgriff getan. Ein verdammt gutaussehender Typ, der nicht nur der Erbe von Rosenbach und nicht geoutet ist, sondern obendrein noch eine umwerfende Freundin hat. Die ich ganz zufällig auf dem Rückflug von dem Urlaub getroffen habe, in dem ich mit ihrem Freund geschlafen habe. Grandios!" Ein sarkastisches Schnauben ertönte und es klang, als würde sich Rezo auf eine der Bänke fallen lassen.
„Ja, wenn du es so sagst, klingt es nicht ideal."
„Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Es klingt beschissen."
Mein Herz wurde schwer und ich musste ein paar Mal schlucken. Seine Stimme klang frustriert und enttäuscht. Aus seiner Sicht klang diese Situation noch auswegloser als sie sich für mich anfühlte.
Als die Beiden sich umgezogen hatten und aus der Umkleide verschwunden waren, atmete ich wieder kräftig durch, aber der Druck, der sich um meinen Brustkorb gelegt hatte, verschwand nicht.
Dieser Fabian hatte Rezo verletzt oder noch viel Schlimmeres angetan und gerade, als er mit der Sache abgeschlossen hatte, war ich in seinem Leben aufgetaucht und hatte alles wieder durcheinander gebracht. Am liebsten würde ich wieder verschwinden und ihn in Ruhe lassen, aber ich wusste, dass ich das nicht konnte, auch wenn ich damit uns Beiden wehtat.
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Pretty Soul •rezofy
FanfictionEin Blick. Ein Kuss. Eine heiße Nacht. Im Urlaub treffen Mexi und Rezo aufeinander und sofort fliegen die Funken. Das Wissen, dass sie sich nie wieder sehen werden, lässt Rezos Herz schwer werden. Bis er den hübschen Braunhaarigen in seiner Heimatst...