Kapitel 13

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Sorry wegen dieser langen Pause, aber mir kamen einfach keine Ideen und ich hatte nicht die richtige Motivation. Ich hoffe, ihr mögt es trotzdem, kommentiert und - wenn es euch gefällt - votet ordentlich. Danke schonmal im Vorfeld ;)

Euere freies-herz
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Kapitel 13

Ich schlendere vergnügt durch den Wald. In der Hoffnung, nicht zu stolpern, da die Baumwurzeln den Weg durchkreuzen, verliere aber trotz meiner Vorsicht kurz das Gleichgewicht. Das reicht, um ungeschickt zu stürzen. Autsch. Der Boden ist doch härter als ich dachte. Oder hier liegt irgendein harter Müll herum. Außerdem ist meine Hose total dreckig geworden. Sie war gerade neu. Na egal, Aysu, einfach ignorieren, aufrichten, weitergehen. Keine Gedanken darüber machen. Immer schön geradeaus in Richtung Glück - oder wie in meinem Falle Unglück.
Nach zehn Minuten Fußmarsch zeigt sich vor mir die Lichtung. So vertraut. So lieblich. Fast wie ein Teil meines zu-Hauses. Die Sonne erstrahlt den Himmel. Laub unter meinen Füßen raschelt. Wind säuselt leicht. Einfach ein wunderbarer Tag im Juli.
Ich erlaube mir, für einen Moment den Gedanken zuzulassen, wie alles anders wäre. Mit Mom. Noch in der Türkei. Als wäre das hier nur ein schöner Urlaub. Als gäbe es kein Imperium. Als hätte ich nie Justus kennen gelernt. Oder Mona. Oder Mr. Noyan. Die hätten am besten gar nicht in meinem Leben auftauchen brauchen. Aber Elenya, Custos und Lilli kann ich mir nicht wegdenken. Wie wäre es wohl, wenn Aicha noch hier wäre? Meine ehemals beste Freundin? Bestimmt würde sie staunen, dass ich es endlich geschafft habe, einen Freund zu ergattern. Stolz vor allem. Stolz würde sie sein. Wenn sie nur wüsste, was in letzter Zeit alles geschehen ist. Aber jetzt ist Aicha nicht mehr unter uns. Und es gibt keinen Trost so wie bei Mom. Sie ist einfach von uns gegangen. Einfach beseitigt worden. Direkt vor mir. Das Bild taucht in meinen Gedanken auf. Schmerz durchzieht meine Brust. Blut. Lerrer Blick. Verdreckte, zerrissene Kleidung. Letzte Worte. 'Ich sterbe für dich, Aysu.' So tonlos hervorgepresst. So hechelnd. Ob es Ersatz für sie gibt? Wohl kaum. Aicha ist und bleibt meine beste Freundin. Für immer. Selbst wenn sie tot ist. Lille gibt sich zwar große Mühe, aber sie ist halt nicht Aicha.
Ich setze mich auf den Stein, wie ich es auch in jener Nacht getan habe, wo Custos mich aufgeklärt hat. Jetzt ist daraus unser geheimer Treffpunkt geworden. Und heute treffen wir uns wieder einmal hier. Nur das es dieses Mal anders ist. Es ist das letzte Mal bevor ich endgültig das bin, zu was ich trainiert wurde. Morgen werden Elenya und Elfe Nina anfangen, mich dazu vollständig auszubilden. Imperatrix. Das wird dann mein Titel sein. Die mächtigste Imperatrix noch dazu. Ich wünschte, Mom würde nicht nur als fast durchsichtige Elfe zu erkennen sein, sondern als Mensch. Gut, das ist die falsche Bezeichnung, wohl eher Imperatrix. Oder als menschliche Gestalt einer Imperatrix. Ach egal. Hauptsache lebendig, körperlich anwesend.
Es fasziniert mich, welche freudigen Farben die tanzenden Schmetterlinge haben. Ich weiß nicht, wie lange ich hier schon sitze, aber mittag ist es nicht mehr. Meine Jeans gibt es auch nicht mehr her und mir ist langweilig. Ich mag mein Schicksal nicht. Wann kommt er denn? Custos verspätet sich eigentlich immer. Nur gaaaanz selten ist er mal pünktlich. Meine schwarze Uhr, die ich von Aicha bekommen habe, zeigt um vier. Um drei hätte er da sein müssen. Seit einer Stunde sitze ich hier. Sonst waren es nur zehn, fünfzehn, höchstens dreißig Minuten Verspätung. Nie ganze sechzig. Irgendetwas ist passiert. Ich weiß nicht was. Aber ich wüsste es schon gern. Langsam scheuchen Panik und Besorgnis die Langeweile weg. Was, wenn er das Treffen mit mir vergessen hat? Mom sagte immer: 'Man sollte sich keine Sorgen machen. Wenn alles gut geht, wäre es umsonst. Wenn nicht, braucht man die Energie noch um zu kämpfen.' Zu schön um wahr zu sein.
Der Stein wird mir letztendlich doch zu kalt, obwohl die pralle Sonne scheint. Ich stehe auf und schlendere mit trauernden Herzen am Waldrand der Lichtung, damit ich wenigstens ein bisschen Schatten habe, entlang. Aber das bringt ja doch nichts: ich beginne zu schwitzen. Vom Laufen! Naja, nicht nur. Auch von den Sorgen um Custos. Was ist der Grund für sein Zu-spät-kommen? Ich kann nicht anders, als darüber nachzudenken. Ich liebe ihn einfach viel zu sehr. Ist er auf dem Weg gestürzt, so wie ich, nur halb verblutet und liegt er daraufhin im Krankenhaus, bei Elenya? Aber hätte er mich dann nicht informiert? Mein Handy habe ich ja dabei. Oder? Oje. Bei der Kontrolle meiner Hosentasche greift meine Hand ins Leere. Auf der anderen Seite passiert das Gleiche. Mist. Entweder es liegt zu Hause und lädt oder es ist mir auf dem Weg hierher aus den Taschen gefallen. Ich hoffe Ersteres trifft zu. Obwohl, ich bin doch zu Sturz gekommen. Verdammt. Und meine Jeans ist auch noch ganz dreckig.
Ich bleibe nachdenklich stehen. Ich weiß genau, dass ich nicht die einzigste Besucherin des Waldes bin. Vielleicht hat es ja irgendjemand gefunden und ruft jetzt einen Notfallkontackt an. Das wären entweder Dad, Custos oder Lillesol. Oje. Wenn sie von unserem Treffen wüssten? Dad wäre es bestimmt egal. Jedoch ... Lille? Sie würde es bestimmt Marcel erzählen. Hilfe, nein. Marcel ist doch so schon viel zu depressiv. Und zu offen. Es würde unsere ganze Klasse erfahren! Wenn man dem Wind seine Geheimnisse anvertraut, darf man sich nicht wundern, wenn die Bäume sie kennen. Nein danke. Lieber nicht. Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke, wäre es nicht durchaus möglich, dass dieser jemand gar nichts von uns weiß? Ach ich bin so schlau. Und diese Ironie heute. Nicht zu bändigen.
Während ich so sorgenvoll vor mich hinstarre, bemerke ich ein ziemlich leises Rascheln hinter mir. Sowie den Duft von leichtem Aftershav und Moschus. Das kann nur Custos sein. Nur er riecht so wundervoll. Nur er kann mit so gedämpften Geräuschen gehen. Ich grinse jetzt vor lauter Freude in mich hinein. Am liebsten würde ich mich zu ihm umdrehen und ihn in die Arme schließen. Aber dennoch bleibe ich an Ort und Stelle stehen. Ich möchte Custos nicht seinen Stolz nehmen. Und ich will wissen, was er macht, um mich zu begrüßen.
Das Rascheln kommt immer näher, wird lauter. Bis es plötzlich aufhört.
,,Ahhh", entfährt mir ein Schreckensschrei. Custos hat seine Arme um meine Taille geschlungen. Eine Hitze umströmt mich. Das Kribbeln im Bauch beginnt mich zu überwältigen. Seine Lippen streicheln meinen Nacken. Ich halte es nicht länger aus, ihn nicht ansehen zu dürfen und drehe meinen Körper geschmeidig in seinen Armen, sodass mein Gesicht nur zwei Zentimeter von seinem entfernt sind. Wieder muss ich seine Augen instinktiv mustern. Smaragdgrün mit einem leichtem glänzend silbernen Ton überschattet. Innen ein dunkler Rahmen sowie auch außen. Kleine Streifen verbinden sie. Einfach gigantisch.
,,Hallo, meine Schöne", haucht er mich liebevoll an. ,,Erschrocken?"
,,Nur ein bisschen", lächle ich mit der gleichen Sanftheit zurück.
,,Na dann ..." Er drückt mir einen zärtlichen Kuss auf die Nasenspitze. Das Gefühl ist einfach nur Wow. So berauschend, so bezaubernd.
Als er behutsam von mir ablässt, blicke ich auf seine roten, vollen, geschwungenen Lippen. Er macht es mir gleich. Nur eben ein bisschen zu lange als hätte man von einem flüchtigem Blick reden können. Ich verringere den Abstand, suche seinen Mund und küsse ihn leidenschaftlich. Es ist, als würde mich ein Stromschlag von einhundert Volt durchströmen. Die Schmetterlinge flattern wie verrückt. Unsere Zungen spielen fange und umkreisen sich. Alles um uns herum wirkt wie vernebelt, wie als wäre da gar nichts. Es gibt nur noch uns. Ich kann alle Sorgen vergessen, wenn ich allein seine Nähe spüre. Phantastisch. Aber nur, solange ich mich nicht daran erinnere. Verdammt, da sind sie wieder. Diese Ängste. Und eine plötzliche Wut auf Custos. Ich glaube, die spürt er sogar.
,,Alles okay?", fragt er wachsam wie er ist, als er vorsichtig von mir ablässt.
,,Naja." Meine Naivität zeigt sich. ,,Ich hab da nur 'n paar Fragen." Verbittert klingt sie, meine Stimme.
Ich mustere ihn heute zum ersten mal von oben bis unten. Schwarzes ärmelloses Shirt und kurze gleichfarbige Hose. Auch seine schwarze Nikes, die er tagtäglich trägt, hat er an. Mein Blick wandert wieder hinauf über seine muskulösen, beharren Beine. Bei der Sicht auf seine Hände gefriert mir das Blut in den Adern. Blutverschmiert. Vielleicht ist es Blut von vor einer Halben Stunde, so frisch sieht es aus. Allerdigs ist es schon halb eingetrocknet. Verdammt, was hat er gemacht?
,,So? Was interessiert dich denn?", will er herausfordernd wissen.
,,Zum Beispiel warum du dich-" ich schaue auf meine Uhr ,,- anderthalb Stunden verspätet hast." Das mit seiner Hand hinterfrage ich dann.
,,Ich sag nur Justus."
,,Was ist mit ihm?" Allein der Name weckt in mir Ekel.
,,Nun ja, er hat mit mir gesprochen."
,,Und wie?" Custos hat sich echt nicht verändert. Dennoch liebe ich ihn. Diesen Werwolf.
,,Er ist mir halt begegnet."
,,Super. Begegnet. Ist er dir echt wichtiger als ich es bin?" Vorwurfsvoll blicke ich ihn an. Wenn das wirklich so ist, dann müsste er doch auch zu den Malums gehören, oder? Gar nicht auszumalen.
,,Nein, Aysu. Bitte, versteh mich nicht falsch. Aufhalten ist wohl ein besseres Wort dafür." Custos raubt mir die Nerven.
Aja. ,, Und wie hat Justus dich jetzt aufgehalten? "
,,Also ..."
,,Jetzt sprich endlich!"
,,Ist ja gut. Er hat zum Beispiel versucht, mir einzutrichtern, dass dein Herz nur für ihn schlägt." Er hält seine blutverschmierte Hand doch, damit ich sie genauer betrachten kann. Sieht so aus, als wären diese Wunden aus einer Prügelei.
,,Was? Die Verletzungen hast du wegen Justus?" Gleich dreh ich durch.
,,Ja."
,,Weißt du eigentlich, wie dumm dein Verhalten ist? Ich meine, klar, Justus kann ich auch nicht leiden. Aber ihn deswegen niederzuschlagen? Nein. Du kannst meinetwegen alles machen, nur nicht Menschen verletzen. Du könntest in den Knast kommen! Obwohl, das interessiert dich ja gar nicht. Du hast ja deinen eigenen Kopf. Immer muss alles nach dir gehen. Auch in unserer Beziehung. Nie darf ich mich mit jemand anderem abgeben als mit dir. Weist du, so was nennt man Freiheitsberaubung! Du hängst doch auch manchmal mit anderen Mädchen ab und ich muss den Anblick ertragen. Schonmal daran gedacht, dass ich auch Gefühle hab? Verdammt, ich liebe dich. Custos, du kannst mir meinetwegen jederzeit die Nerven rauben. Aber bitte, bitte nicht heute. Oder hast du vergessen, dass morgen noch mehr auf dem Spiel ist als nur das Leben eines einfachen Mädchens? Ich bin die letzte Hoffnung der Imperianer. Und wenn ich zu der Ausbildung morgen nicht fit genug bin, werde ich versagen!"
Er schweigt immer noch. Und das regt mich auf. Zwar schaut er mich jetzt besorgt an, aber das hilft mir auch nicht weiter.
,,Aysu ... was hätte ich denn sonst tun sollen? Du weißt genau, ich bin ein Werwolf. Und morgen wirst du mich auch so umherlaufen sehen. Es tut mir leid."
,,Du hättest ihn doch einfach ignorieren können."
Jetzt dreht er durch. Aber das kann ich ihm nicht verübeln, schließlich bin ich auch ausgerastet. ,,Ich kann es aber nicht ignorieren! Und willst du auch wissen, warum? Willst du das? Weil. Ich. Dich. Nicht. Verlieren. Will." Jedes einzelne Wort hat er betont.
Ich wende mich von ihm ab. Wolken sind aufgezogen. Wie das? Vorhin war der Himmel noch in ein schönes Blau getaucht. Die Augenfarbe meiner Mutter. Und jetzt Gewitterwolken. Hat der Wetterbericht nicht angekündigt, heute wurde der schönste Tag der Woche werden? Komisch. Na egal. Jedenfalls passt es perfekt zu meiner Laune. Bleibe ich hier oder soll ich lieber nach Hause. Mal sehen, was meine Nervensäge sagt. Ich beginne Richtung Straße zu gehen. Ein Schritt. Zweiter, Dritter, Vierter, Fünfter. Weiter komme ich nicht.
Seine Hand liegt auf meiner Schulter. ,,Wo willst du hin?", will er wissen.
,,Du machst dir also doch Sorgen. Ich dachte schon, ich wäre dir egal." Mit gespielt genervter Miene drehe ich mich um. Es beginnt, leicht zu regnen.
,,Nein, verdammt. Du bist mir wichtig!"
,,Ach ja? Merke ich gar nicht. Mh. Seltsam."
,,Soll ich dir zeigen, dass du mir wichtig bist?" Es wird immer stürmischer. Aber das ignoriere ich. Auch wenn es bereits dunkel ist und Blitze zucken.
,,Meinetwegen. Ich weiß zwar nicht wie du das anstellen willst, aber-" Ich werde von dem gefühlvollstem Kuss, den ich je erlebt habe unterbrochen. Voller Wut. Voller Schmerz. Voller Hilflosigkeit. Ich erwidere den Kuss. Meine hellbraunen Haare triefen vor Regen. Custos' eine Hand umschlingt meinen Nacken, die andere meine Taille. Ich durchwühle sein schwarzes, nasses Haar. Es nieselt nur noch. Auch das Gewitter ist vorbei gezogen. Als würde sich die Spannung in der Luft auf uns niederlassen. Die Sorgen sind weg. Wie die Wolken. Ein Regenbogen tut sich auf. Jetzt ist wieder der klare Himmel da. Die Sonne prasselt auf uns herab.
,,Schatten", bringe ich zwischen zwei mittlerweile wilden, leidenschaftlichen Küssen hervor. Custos versteht mich sofort. Er drängt mich nach hinten auf den Waldrand zu. Direkt an den nächstbesten Baum. Meine Hände fahren unter sein schwarzes, regendurchgeweichtes Shirt, das ihm so gut steht. Ich entlocke ihm ein Stöhnen. Es ist schön, zu wissen, welche Wirkung man auf seinen Gegenüber hat. Jetzt nimmt auch er den Saum meines Tops und streift es mir über den Kopf. Das kribbeln in meinem Bauch überwältigt mich.
,,Wow", staunt er während er meinen Oberkörper mustert und zieht nun auch sein sein eigenes Shirt über den Kopf und schmeißt es achtlos mit meinem auf den Boden.
,,Das war mein Job", sage ich gespielt enttäuscht, obwohl mich das Muskelpack vor mir echt umhaut.
,,Mir egal", haucht Custos zurück und schubst mich auf den mit weichem Moos überwucherten Waldboden. Ich will schon beleidigt aufstehen, da hängt er über mir. Aftershave und Moschus benebeln meine Sinne und ich gebe mich einem weiterem stürmischem Kuss hin.
Bis ein Schrei meine Gedanken stört. Erinnerungen tauchen wie ein verschwommener Film in meinem Kopf auf. Aicha, wie sie auf dem Steinstrand lag. Wie Justus über sie gebeugt war, so wie Custos jetzt über mir. Wie sie geschrien hat. Ihre grauen Augen vor Schrecken geweitet und Justus' Grellgelbe hungernd funkelnd. Wie sich die beiden küssten. Aber es war ja gar kein richtiger Kuss. Justus hat Aicha die Seele ausgesaugt. Und ich musste zusehen. Ich dachte, die beiden würden sich lieben. Dachte, wenn etwas mit Aicha gewesen wäre, würde Justus ihr helfen. Dabei war es alles andere. Aber warum, warum habe ich seine Augen nicht bemerkt? Jetzt ist sie weg. Eine Träne des Schmerzes rollt meine Wange hinunter.
,,Alles okay mit dir, Aysu?", holt mich Custos wieder in die Realität zurück.
,,Was? Äh, ja. Ich ähm, ich muss nach Hause", sage ich als Ausrede - obwohl wir uns ausgemacht hatten, dass wir den ganzen Nachmittag und Abend miteinander verbringen -, stehe ich auf, gehe zu meinem Top, ziehe es etwas verdreht an und laufe, nein renne noch tiefer in den Wald hinein. Wolkenbruchartig beginnt es wieder zu regnen. Seit wann ist das Wetter so schwankend? Genauso schwankend wie meine Stimmung? Aber das ist mir momentan egal, solange ich nur rennen kann.

Du kannst vor allem davon laufen,
was hinter dir her ist.
Aber was in dir ist,
holt dich immer wieder ein.


Was, was war das? Ich starre verzweifelt auf meine Zimmerdecke. Elfe Nina. Wenn sie jetzt hier wäre, würde ich sie fragen. Egal, ob sie dann verschwindet oder nicht. Irgendwann wird sie schon wieder auftauchen. Aber sie ist nicht hier.
Es schien wie ein Einblick in die Zukunft. Eine Botschaft oder so. Ein Traum jedenfalls nicht. Dafür war es zu real. Ich konnte sogar meine Gedanken hören und spüre jetzt noch die Trauer und die Nässe. Es war der Tag vor meinem Geburtstag. Der 29. Juli also. Heute ist der zweite Juni. War es nicht auch Elfe Ninas Stimme, die am Ende diesen Spruch gesagt hat?
Mein Handywecker klingelt. Ich stöhne auf. Schule. Meine Laune senkt sich. Mathe. Sie sinkt tiefer. Mr. Noyan. Geht es überhaupt noch tiefer? Mona. Ja, anscheinend geht es noch viel tiefer. Custos neben mir. Okay, das ist jetzt aber wirklich die tiefste Stufe meiner Stimmung. Halt, moment. Was war eigentlich mit dem Custos, von dem ich mich in meinen Gedanken hab küssen lassen? Ich bin doch mit Justus zusammen?!

wolf fireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt