Kapitel XV: Die perfekte Lösung - oder etwa nicht?

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Es war schon verrückt, wie Bones in der Gegenwart seiner kleinen Nichte Cara – Cooper hatte mir kurz zuvor in knappen Worten von Helen fast dreijährigen Tochter erzählt, die wirklich jeden innerhalb von wenigen Herzschläge um den kleinen Finger wickelte – aufblühte. Aus dem Eisklotz von einem Mann wurde ein lächelnder Kerl, der lustige Grimassen schnitt, verrückte Geräusche von sich gab und 'hoppe, hoppe Reiter' spielte.

Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. An einem anderen Tag, zu einer anderen Zeit hätte ich das Bild, welches sich mir bot, genossen und hätte Bones vermutlich ebenso mit seiner weichen, albernen Seite aufgezogen, wie Zecke es gerade tat. Doch konnte man das wirklich von mir erwarten, wenn Helen voller Tatendrang sprühend durch den Raum marschierte und offensichtlich darauf wartete, endlich die Bombe platzen zu lassen? Schließlich wollte ich unbedingt wissen, welche ‚perfekte Lösung' es gab, um meinen Scheißhaufen aus dem Weg zu Räumen.

Schließlich setzte Bones Cara auf dem Boden, holte den Schredder unter seinem Schreibtisch hervor, öffnete diesen und schüttelte den Inhalt vor Caras Füßen aus. Fröhlich quietschte das Mädchen auf und vergrub seine Hände begeistert lachend in den Papierschnipseln.

„Oh Gott, Dante," Helen wirkte gleichzeitig entsetzt und amüsiert, „Cara wird das gesamte Zeug in deinem Büro verteilen!"

„Wenn du eine bessere Beschäftigungsidee für die Kleine hast, bitte sehr. Ansonsten würde ich vorschlagen, dass wir endlich zur Sache kommen."

Na ging doch! Fast hätte ich laut aufgejauchzt. Das Warten hatte mich fast verrückt gemacht.

„Du hast recht, dass sollten wir." Geradezu vor Energie sprudelnd ließ sich Helen auf die vordere Kante des zweiten Besucherstuhls sinken. Unruhig rutschte sie hin und her, so dass es mich nicht gewundert hätte, wenn sie in der nächsten Sekunde aufspringen würde. „Und bevor du alles auseinanderpflückst, noch ehe ich geendet habe, bereits eine Info im Vorfeld: Conny hat alles abgesegnet."

Verblüfftes Schweigen.

Zecke überwand zuerst ihre Überraschung. „Du hast mit Conny gesprochen? Freiwillig?"

„Warum nicht?" Beleidigt verschränkte Helen die Arme. „Schließlich ist sie meine Schwester."

„Mit der du es nicht mal zehn Sekunde in einem Raum aushältst, ohne dass ihr euch gegenseitig an die Gurgel geht." Mit erhobener Hand brachte Bones den Einwand seiner Schwester zum Verstummen. „Helen, ich kenn euch nun mal mein Leben lang. Ausflüchte wären nur vertane Zeit. Also, wenn Conny mit im Spiel ist, hat deine geniale Idee irgendetwas mit dem staatlichem Recht zu tun. Oder weshalb kontaktierst du eine Anwältin?"

Mit verschränkten Armen sah Helen Bones aufgebracht an. „Wenn es nicht um Bienes Sicherheit ginge, würde ich dich jetzt mit Schweigen strafen."

„Verschieb es einfach nach hinten. Dann hab ich wenigstens nachher meine Ruhe."

„Idiot!" Brummte Helen und ihre Miene verfinsterte sich noch mehr. Die Spannung zwischen den Beiden konnte fast mit Händen gegriffen werden.

„Stoppt mal!" Rief ich kurzerhand in den Raum, ehe der Geschwisterstreit eskalieren konnte. Hatte ich mich da eben verhört? „Eure Schwester ist Anwältin?! Obwohl du, Bones, regelmäßig gegen das Gesetz verstößt?"

„Sogar Staatsanwältin." Gab Bones schulterzuckend zu, als wäre das nicht von Belang. „Trotzdem steht sie vollkommen hinter dem Familiengeschäft."

Helen schnaubte abwertend. „Sie war ja auch Daddys kleiner Liebling und der Apfel fällt bekanntlich nicht weit von Stamm. Hier hat er nur eine leuchtende, unwiderstehliche Fassade, die buchstäblich schreit: ich bin Miss ‚ach so fromm und unschuldig'."

Er beschützt sieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt