Kapitel XVI: Die Braut, ihr Brautkleid und die lila Haare

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„Hier, das hat Zecke gerade vorbeigebracht." Helen stürmte in das Gästezimmer ihrer riesigen Penthouse-Wohnung, wo ich für die letzte Nacht und diesen Tag einquartiert wurden war, und reichte mir ein Karton sowie eine Papiertüte. In Coopers Haus hatte ich aus Sicherheitsgründen nicht zurückkehren können. Erstens musste dort alles auf Wanzen und Kameras untersucht werden und zweitens konnte die Kopfgeldjägerin oder einer ihrer Kollegen noch immer in der Nähe lauern und alles genau beobachten. Ein sicheres Versteck für mich war es somit nicht mehr.

Die braune Papiertüte, die Zecke aus Coopers Haus geholt hatte, erkannte ich sofort und es wunderte mich daher nicht, als ich das dunkelblaue Kleid von unserer Shopping-Tour darin fand.

Auch der Schuhkarton kam mir vage bekannt vor. Doch woher, das vermochte ich nicht mehr zu sagen. Erst, als ich das Paketklebeband bemerkte, das um den Karton gewickelt war und so alles verbarg, was Aufschluss über die darin enthaltenen Schuhe geben konnte, viel es mir wie Schuppen von den Augen. Cooper hat die Schuhe im gleichen Laden gekauft, wo ich auch mein Kleid gefunden hatte. Damals hatte er sich geweigert, mir zu sagen, für wen sie waren.

Neugierig biss ich mir auf die Lippen und lugte vorsichtig in den Karton.

„Wow." Endrutschte es mir.

Helen kicherte bei meinem überraschten Gesichtsausdruck. „Dein Zukünftiger hat einen unfehlbaren Geschmack. Nachdem er dich in diesem Kleid gesehen hat, hat er zielstrebig die Schuhabteilung angesteuert und nach wenigen Sekunden bereits die passenden Schuhe dafür gefunden. Du hättest das Gesicht der Verkäuferin sehen sollen, die zufällig in der Nähe stand... oder besser nicht. Vermutlich hättest du sie aus einem Anfall von Eifersucht umgebracht."

„Sie sind unglaublich." Ohne ihren letzten Satz zu beachten, setzte ich mich aufs Bett und hob vorsichtig einen der weißen Highheels aus dem Karton, um ihn mir besser ansehen zu können. Mehrere verschlungene weiße, dünne Lederriemen hielten den Fuß auf einen fünfzehn-zentimeter Keilabsatz aus Kork. Die Riemen reichten bis kurz über meinen Fußknöchel und waren vereinzelt mit Pailletten verziert, die Farblich perfekt zum Kleid passten. Sie verwandelten garantiert jeden Fuß, der sie trug, zu einem echten Hingucker.

Ein wahrer Hingucker musste auch der Preis gewesen sein.

„Ach du Scheiße!" Stieß ich fassungslos aus, als ich das eingeprägte Markenlabel Innen auf der Sohle fand.

„Cooper scheut für dich nun mal keine Kosten und Mühen." Sagte Helen und zuckte grinsend die Schultern, nachdem sie sich neugierig vorgebeugt hatte, um den Grund für meinen Ausruf zu sehen. „Der Preis hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Schuhe sind der Hammer!"

„Aber so was von." Bestätigte ich noch immer komplett baff. „Ich wünschte ich könnte sie Chrissy zeigen. Sie würde komplett ausflippen. Und wenn sie erst von der Hochzeit erfährt..." Traurig seufzend verstummte ich. Der Gedanke an meine beste Freundin, die beim Anblick dieser Schuhe das gesamte Haus vor Freude zusammenkreischen würde, überrumpelte mich und versetzte mir einen schmerzhaften Stich ins Herzen. Zu gern hätte ich sie jetzt an meiner Seite gehabt. Eine Konstanze in meinem Leben, das aktuell einer wilden, unkontrollierbaren Achterbahnfahrt glich.

„Wer ist Chrissy?" Fragte Helen und ließ sich neben mir auf die Bettkante sinken.

„Nur eine Freundin aus der Heimat."

„Nur eine Freundin?" Fragend blickten mich blaugrüne Augen an.

Augen verdrehend ließ ich mich nach hinten aufs Bett fallen – verdammt war diese Matte himmlisch weich – und starrte an die Decke hinauf. Es war klar gewesen, dass meine Untertreibung Helen nicht täuschen konnte.

„Sie ist meine beste Freundin." Erzählte ich ihr schließlich. „Mit ihr an meiner Seite überstand ich den langweiligen Schulalltag, brachte die Lehrer regelmäßig zum Verzweifeln und besuchte meinen ersten Club. Ohne sie hätte ich mir niemals einen über die Kante gegeben und der Kater am Tag danach hätte mich umgebracht... ich wünschte, sie wäre jetzt hier und könnte als Trauzeugin an meiner Seite sein." Müde fuhr ich mir übers Gesicht. In der letzten Nacht hatte mich der Gedankenstrudel in meinem Kopf nicht zur Ruhe kommen gelassen. Das Schlafdefizit machte sich jetzt bemerkbar. Schlechter Zeitpunkt. Ganz schlechter Zeitpunkt. Ein kurzer Blick auf den Wecker auf dem Nachttisch sagte mir, dass es kurz nach vierzehn Uhr war und mir somit kaum noch drei Stunden blieben, bis man mich vor dem Traualtar erwartete. Bisher hatte ich weder geduscht noch irgendwelche anderen Anstalten gemacht, mich für meinen ‚großen Tag' vorzubereiten. Ich wusste noch nicht einmal, was ich tragen sollte.

Er beschützt sieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt