Kapitel XVIII: Auf in die Flitterwochen

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Eine Wagentür wurde geöffnet und ein Schwall kalter Luft brachte mich zum Zittern. Auf der Suche nach Wärme rollte ich mich murrend enger zusammen und seufzte zufrieden, als mich ein Duft nach Sandelholz umgab. Etwas warmes wurde um meine Schultern gelegt, ehe mich vertraute, starke Arme umfassten und aus dem Wagen hoben. Wenige Sekunden später umgab uns leise, klassische Musik genau in dem Moment, wo auch die restlich Winterkälte vertrieben wurde. Zufrieden kuschelte ich mich in die gut duftende Halsbeuge, döste weiter und ließ mich nicht von den gedämpften Gesprächen um mich herum stören. Ich war so müde. Wer hätte gedacht, dass Hochzeiten so anstrengend waren - insbesondere die eigene? Tanzen, Reden, neue Bekanntschaften, Freunde, Familie, Essen, Aufregung, Angst, Erleichterung, Freude, Herzrasen, Freudentränen,... Physisch sowie psychisch hatte mich der Tag ausgelaugt, sodass ich jetzt nur noch schlafen wollte. Ich war wirklich erleichtert gewesen, als Cooper mich unbemerkt von Bones, Helen, Tai, Zecke, seinen Eltern und ein paar seiner Arbeitskollegen von der Tanzfläche gezogen und in ein Taxi gesetzt hatte. Es war einer der schönsten Abende in meinem Leben gewesen und er würde für immer in meinem Gedächtnis gespeichert bleiben. Wie sollte ich auch je vergessen können, wie Cooper und ich in einer Limousine zu einem exklusiven Restaurant gefahren wurden? Wie wir an einer langen Tafel in einem abgetrennten Bereich Platz nahmen, der über und über mit wunderschönen, samtigen roten Rosen geschmückt war und dort die göttlichsten Speisen überhaupt vorgesetzt bekamen? Wie Collin mit vor Rührung feuchten Augen eine kurze Rede für Cooper und mich hielt? Und wie der kalte, berechnende Bones warm lächelnd sein Glas erhob und uns frisch Vermählten alles Glück der Welt wünschte? Wie Cooper mich glücklich auf die Tanzfläche zog, um mit mir den obligatorischen Hochzeitstanz zu tanzen, der zu meinem eigenen erstaunen viel besser verlief als anfangs befürchtet? Wie sich die männlichen Gäste abklatschten, sobald sich auch nur ein Lied dem Ende neigte, nur um wenigstens einmal mit mir über das teure Parkett zu gleiten? Wie ich schließlich vor Freude strahlend wieder in Coopers Armen landete und dort den restlichen, bereits sehr fortgeschrittenen Abend verbrachte, dicht an ihn geschmiegt und sehr, sehr erschöpft - und trotzdem zutiefst glücklich? Warum sollte ich das je vergessen wollen?

„Sind Sie Mister Cooper? Ihre Schwester hat sie bereits angekündigt. Geben Sie mir nur einen Augenblick, Sir. Ich organisiere jemanden, der sich um Ihr Gepäck kümmert und begleite Sie dann sogleich zu Ihrem Zimmer. Alle Formalitäten können wir dort erledigen, während Ihre Frau ein weiches Bett hat." Sprach jemand leise und kurz darauf erklang gedämpftes Gemurmel sowie eilige Schritte.

„Bitte folgen Sie mir." Sprach uns erneut dieselbe männliche Stimme von eben an. „Zu Ihrem Zimmer geht es hier lang."

Ich spürte, wie wir uns in Bewegung setzten. Wir betraten einen Fahrstuhl und das leichte kribbeln in meiner Magengegend verriet mir, dass der Lift sich nach oben bewegte. Ohne dieses Gefühl hätte ich niemals mitbekommen, dass sich die Fahrstuhltüren geschlossen und die Fahrt begonnen hatte. Es verlief alles so still und heimlich, dass es schon irgendwie gruselig war. Selbst das dezente ‚Pling', als wir unsere Etage erreichten, hätte ich fast nicht wahrgenommen, wenn ich nicht darauf gewartet hätte.

„Wir müssen diesen Gang hier hinunter. Kommen Sie bitte... Ah, hier sind wir." Ein leises Piepsen, eine Tür öffnete sich. „Bitte, nach Ihnen, Sir. Ich hoffe, es entspricht alles Ihren Wünschen."

Ich spürte, wie ich in das Zimmer getragen wurde. Neugierig öffnete ich die Augen und blinzelte in das helle, künstliche Licht der Deckenlampe. Kurz bevor mich die Müdigkeit im Taxi überwältigte, verriet mir Cooper, dass wir in unsere Flitterwochen fahren würden. Da ich leider die Stadt nicht einfach verlassen konnte, würden wir uns hier einen abgeschiedenen Ort suchen - beziehungsweise hatte er das mithilfe von Zecke und Helen bereits für uns erledigt.

Klare Linien gemeinsam mit hellbraunem Holz, hellem Polster und Glas prägten das Bild des großen Zimmers und stachen mir sofort ins Auge. Zuerst viel mein Blick auf das, was sich im Zentrum des Raums befanden. Ich sah einen großen, runden Teppich in Weinrot, auf dem sich zwei schlanke, weiße Sofas befanden. Zwischen den Sofas stand ein kleiner, runder Glastisch samt gläsernem Topf mit weißer Orchidee. Meine Augen hatten sich nun an das Licht gewöhnt und erfassten weitere Details im Raum. An der rechten Zimmerseite befand sich eine vollausgestattete Bar mit Kühlschrank und vier Barhockern. Gegenüber auf der linken Zimmerseite befand sich unterhalb der großen Fensterfront ein langgezogener, gläserner Esstisch mit acht hellbraunen Holzstühlen.

Er beschützt sieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt