Kapitel XVII: Mr. und Mrs. Quinn

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„... dürfen Sie die Braut jetzt küssen." Leierte die Standesbeamtin den letzten Satz der Trauungszeremonie hinunter. Wie in Trance nahm ich wahr, wie Cooper sanft mein Gesicht umschloss und entschlossen meine Lippen eroberte.

Es war vollbracht.

Ich war verheiratet.

Ach du heiliger Bimbam!

Glückliche grüne Augen fanden meinen Blick, banden ihn und erstickten die Panik im Keim, die mich zu übermannen drohte. Sie boten mir Sicherheit, erdeten mich und lösten mich aus meiner Starre. Reiner Stolz und pures Glück überschwemmte mich, weil ich diesen wunderbaren Mann tatsächlich gerade geheiratet hatte. Ohne zu zögern oder dem geringsten Zweifel hatte ich genau zum richtigen Zeitpunkt „Ja!" gesagt und meine Unterschrift unter den erforderlichen Dokumenten gesetzt. Unfassbar!

Seufzend schloss ich die Augen, schlang meine Arme um Coopers Nacken und vertiefte den Kuss meinerseits. Das Klatschen und Johlen der wenigen Gäste war nur ein rauschendes Hintergrundgeräusch, das ich ausgeblendete, wie das Summen einer nervigen Fliege.

Schließlich lösten wir uns widerstrebend voneinander und wandten uns Arm in Arm gemeinsam den Gratulanten zu. Meine Lippen zierte dabei ein dickes Honigkuchenpferdgrinsen. Und Coopers Gesicht zeigte den Ausdruck eines Mannes, der nicht zufriedener mit sich und seinem Leben sein könnte.

„Cooper, Schätzchen!" Rief eine hochgewachsene Frau Anfang fünfzig, stürmte entschlossen auf uns zu, wobei sie ohne viel Federlesen Bones und Helen beiseiteschob, und zog den verlegen schauenden Cooper in eine feste Umarmung. Ihre gefärbten schwarzen Haare mit den blonden Strähnen waren zu einer geschmackvollen Hochsteckfrisur gesteckt, passend zu der eleganten weißen Bluse und dem dunkelblauen Bleistiftsrock. Ihre Ohren schmückten funkelnde, silberne Ohrgehänge und um ihren Hals schlang sich eine kunstvolle Silberkette. „Nicht mal ein Tag für die Vorbereitungen! Wir hatten nicht einmal Zeit, die Familie einzuladen! Ich dachte ich spinne, als Rebecca uns heute Morgen die Nachricht deiner Hochzeit mitgeteilt hat. Heute Morgen! Ganz ehrlich, ich weiß noch immer nicht, ob ich dir Gratulieren oder dir die Ohren langziehen soll. Wie kannst du deinen alten Eltern nur so einen Schock verpassen?"

Neben der Frau tauchte plötzlich ein Mann im gutsitzenden Anzug ebenfalls Anfang fünfzig auf. Überrascht weiteten sich meine Augen. Ein exaktes Ebenbild - nur in gereifteren Jahren, mit grauen Strähnen in den dunkelroten Haaren und etwas rundlicher um die Mitte herum - meines frisch angetrauten Ehemanns.

„Flora, Liebling, jetzt lass dem Jungen doch erstmal sein junges Glück, bevor du ihn in der Luft zerpflückst. Dafür hast du später noch immer Zeit." Sprach er mit angenehm tiefer Stimme und zog sanft seine Frau zurück. Kurz darauf klopfte er seinem Sohn stolz auf die Schulter. „Sie dich an, Junge! Feiner Anzug, polierte Schuhe, halbwegs ordentliche Haare und Bart und auch noch unter der Haube. Alle Achtung!"

Verdammt, das waren Coopers Eltern! Mein Herz schlug vor Aufregung schneller und ich lehnte mich haltsuchend an Cooper, der nach der Begrüßung seiner Mutter, seinen Arm wieder fest um meine Taille geschlungen hatte. Nervös strich ich über den knielangen Rock des Kleides und hoffte inständig, dass alles perfekt saß und Coopers Eltern nichts zu beanstanden fanden.

Keinen Herzschlag später glitten ihre kritischen Blicke über mich und weder in den grauen Augen von Mrs. Quinn noch in den moosgrünen Augen von Mr. Quinn sah ich die kleinste Zustimmung zu meiner Person.

„Das ist also deine Braut, mein Sohn." Sagte Mr. Quinn nach einigen Sekunden der Musterung. Sein Tonfall war neutral, nichtssagend.

Widerwillig zog Cooper seinen Arm um meine Taille fort, damit er beide Hände zum Sprechen nutzen konnte. „Ja, Dad, das ist meine Biene." In seinem Gesicht blitzte eindeutiger Besitzerstolz auf und unter seinem gekämmten Bart hindurch schenkte er mir ein warmes Lächeln. Beides veranlasste, dass meine Sorge hinsichtlich der Zustimmung seiner Eltern zu mir etwas verblasste. „Biene, das sind meine Mum Flora und mein Dad Conner."

Er beschützt sieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt