Kapitel XIII: Immer diese verfluchten Probleme!

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Eine Stunde später saß ich in einem der Gästestühle vor Bones Schreibtisch in seinem Büro. Während er etwas auf seinen Laptop tippte, ließ ich nervös meinen Blick zu den bodentiefen Fenstern zu meiner Rechten wandern. Von dort aus bot sich einem ein perfekter Blick über die Lagerhalle und das dortige Geschehen. Selbst von meinem Platz aus, konnte ich Cooper an dem Motor eines alten, hellblauen Chevy arbeiten sehen. Das Wissen, dass er noch immer in der nähe war und mich nicht komplett bei diesem einschüchternden, blonden Hünen, der jede Frau allein durch sein Aussehen zum Betteln bringen könnte, alleine gelassen hat, war zumindest etwas beruhigend.

„Kommen wir am besten gleich zur Sache." Durchbrach Bones tiefe, emotionslose Stimme das Schweigen im Raum. Sein unbewegter Blick war nun fest auf mich gerichtet und forderte meine gesamte Aufmerksamkeit. „Wir stehen aktuell vor zwei Problemen."

Verwirrt sah ich zu ihm auf und hoffte, dass ich mich verhört hatte. „Zwei Probleme? Wobei bitte?"

„Erstens bei der Beschaffung deines neuen Autos." Antwortet er und lehnte sich mit verschränkten Armen in seinem Sessel zurück. „Und zweitens steht ein verdammt hohes Kopfgeld auf dich ausgeschrieben."

„Ein Kopfgeld? Auf mich?" Sollte das ein Scherz sein?

„Dein Verlobter hat deine Flucht scheinbar nicht allzu gut aufgenommen." Bones beugte sich zu seinem Laptop und drehte diesen zu mir um. Ein Internetbrowser war geöffnet und mein eigenes Konterfei – jedoch noch mit langen blonden Haaren und keiner Brille auf der Nase – leuchtet mir entgegen. In Großbuchstaben stand mein vollständiger Name darunter, zusammen mit einer enorm hohen Summe sowie dem Hinweis, dass ich auf jeden Fall lebend auszuhändigen sei.

„Scheiße!" Endrutschte es mir. Alles Blut wich aus meinem Gesicht. Ich musste aussehen, wie der lebende Tod. Panisch sah ich Bones an. „Und was nun? Ich brauch sofort den Wagen!"

Entschieden schüttelte er den Kopf. „Die Lieferung verzögert sich. Wir bekommen das Ding frühestens am Dienstag in die Werkstatt, wo wir es noch überholen müssen. Bis Freitag wird es also nicht fertig sein."

„Das ist fast eine Woche länger als abgemacht! Ich kann hier nicht noch über eine Woche rumsitzen, wenn die halbe Stadt nach mir sucht!"

„Nicht die halbe Stadt, sondern nur die Unterwelt."

Ungläubig sah ich ihn an. „Echt jetzt? Als wäre das so viel besser! Ich bin so was von geliefert!" Aufgebracht sprang ich auf und tigerte unentschlossen durch den Raum. Reine Angst peitschte durch meine Adern und ließ mich verzweifelt das Tempo meiner Schritte erhöhen.

Was sollte ich jetzt tun. Ich brauchte dringend ein Auto. So viel stand fest. Ich konnte auf keinen Fall länger in dieser Stadt verweilen. Ich musste untertauchen und zwar schnellst möglich. Doch wo bekam ich auf die Schnelle ein Wagen her? Und womit sollte ich das Ding bezahlen? Auf meinem Konto befand sich nicht genug dafür und Bones hatte mein ganzes Barvermögen als Vorkasse bereits eingesackt. Wut über diese beschissene Situation überschattete die Angst und ließ mich rhythmisch die Hände zu meinen immer entschlosseneren Schritten ballen. Auf und zu, auf und wieder zu...

Mit blitzenden Augen wand ich mich Bones zu. „Ich will mein Geld zurück! Meinetwegen zieh die Kosten für euren ganzen Aufwand ab. Aber den Rest möchte ich jetzt sofort zurück!"

„Um was zu tun?"

„Ich organisier mir woanders einen fahrbaren Untersatz. Am besten bei jemanden, der sich an getroffene Absprachen hält."

„Hier in der Stadt bin ich der Einzige."

„Dann such ich mir halt einen in einer anderen Stadt."

„Und wie willst du dort hinkommen? Im Zug? Mit dem Bus? Es würde keinen Tag dauern bis einer der Jäger dich erwischt hätte."

Er beschützt sieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt