Kapitel IV: Aufgewacht im fremden Bett

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Das erste, das ich sah, als ich die Augen aufschlug, war ein warmes, prasselndes Feuer in einem kleinen Kamin neben dem Bett. Es war dunkel und der flackernde Schein die einzige Lichtquelle.

Ich hatte nicht das Gefühl, das ich mich hier in Gefahr befand. Mein Bauch sagt mir das und auf den konnte ich mich in der Regel verlassen. Daher kuschelte ich mich seufzend tiefer unter die dicke Decke, während mein Blick wachsam und gleichzeitig neugierig durch den recht winzigen Raum glitt.

Viel gab es nicht zu sehen. Die Wände wirkten gräulich im Feuerschein. Die schmale Kommode und luftigen Vorhänge sowie die Tür und Fensterrahmen waren in einem schlichten Weiß gehalten. Und... das war bereits alles. Wie gesagt, es war ein winziges Zimmer.

Auf dem keinen - und was für ein Wunder - weißen Nachttischchen lag mein Handy griffbereit neben einem Glas Wasser. Widerwillig zog ich einen Arm unter der warmen Decke hervor und ergriff mein Handy schnell. Die Uhr auf dem Display zeigte mir, dass es kurz vor drei Uhr war - morgens.

Ich blinzelte, doch die angezeigte Zeit ändert sich nicht. Erstaunt stellte ich fest, dass ich fast zehn Stunden geschlafen hatte. Das war... unfassbar und... für mich eindeutig unnormal. Meine durchschnittliche Schlafenzeit Betrug circa fünf Stunden.

Kopfschüttelnd entsperrte ich das Display und sah meine nicht vorhandenen Nachrichten durch. Eine sehr ungewohnte Situation. Andererseits war es nicht überraschend, da keiner meiner Freunde und Bekannten meine neue Nummer kannte, die ich mir nach meiner Flucht zugelegt hatte. Mit Chrissy trat ich nur durch öffentliche Telefone in Kontakt. Sicher war sicher. Meine Familie hatte überall ihre Ohren.

Seufzend legte ich das Handy zurück auf den Nachttisch und schwang fröstelnd meine Beine über die Bettkante. Jemand hatte mir die Stiefel ausgezogen, den Rest meiner Kleidung jedoch unangetastet gelassen. Beruhigt über diese Feststellung erhob ich mich und tapste in Socken über einen flauschigen weißen Teppich zur Tür. Dabei stolperte ich fast über meinen abgenutzten Rucksack, der am Fußende stand.

Einen Augenblick starrte ich ihn misstrauisch an. Seitdem betreten der Werkstatt von Bones hatte ich keinen einzigen Gedanken an mein mageres Gebäck verschwendet. Keine Sekunde hatte ich daran gedacht, den Rucksack aus meinem Auto in das von Cooper mitzunehmen.

Doch jetzt stand er hier, direkt vor mir.

Vorsichtig beugte ich mich hinab und zog die Kordel des Verschlusses auf. Zwei Pullover, eine Jeans, zwei BHs, mehrere Schlüpfer und Socken, eine Zahnbürste plus eine Tube Zahnpasta, eine Bürste und Seife, Brillenetui samt Brille und das kleine Täschchen mit dem ganzen Zeug für Kontaktlinsen. Alles da. Sogar das zusammengerollte Lederetui mit dem halben Dutzend verdammt scharfen, skalpellartigen Messer sowie die kleine Pistole, die Chrissy mir in die Hand gedrückt hatte, bevor ich ins Auto stieg und flüchtete, lagen nach wie vor in ein paar dicker Socken eingewickelt oben auf all den Kleidungsstücken. Nichts sah durchsucht aus. Nichts wirkte auffällig oder in irgendeiner Weise merkwürdig. Erleichtert stieß ich die Luft aus und packte alles bis auf eines der schlanken Messer zurück in den Rucksack.

Mit dem Träger über der Schulter und dem Messer fest in der Hand schlüpfte ich schließlich aus dem Zimmer in einen dunklen kleinen Flur. Das glatte Laminat war kühl unter meinen Füßen, als ich leise zur Tür auf meiner linken Seite ging. Vorsichtig öffnete ich sie und spähte hinein. Ein weiteres Schlafzimmer lag vor mir. Es war etwas größer als das, in dem ich aufgewacht war, aber nicht viel. Auch die Ausstattung war ähnlich. Neben dem Doppelbett, dem Nachttisch und einem erloschenen Kamin befand sich in diesem Raum ein großer Kleiderschrank mit vier Türen. Der einzige große Unterschied befand sich in der Farbgebung. In der Dunkelheit konnte ich es nicht wirklich erkennen, aber ich schätzte, die Farbe der Möbel war ein dunkles Braun. Schwarz wäre... zu hart für dieses Zimmer.

Er beschützt sieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt