Kapitel 6

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Wie vereinbart ging ich zu Tighnaris Hütte, um nochmal über alles zu sprechen. Ich hatte ziemliches Glück, nicht verschlafen zu haben, allerdings war das mehr Zufall, als alles andere. Ich wurde nach ungefähr einer Stunde von einem Albtraum aus dem Schlaf gerissen. Natürlich von Kaveh. Hätte ich bloß nicht an damals und die letzten Wochen zurück gedacht...

Ich klopfte an die hölzener Tür, die daraufhin augenblicklich von Tighnari geöffnet wurde, der mich prompt rein ließ. Ich setzte mich auf die Couch gegenüber von Cyno der mit verschränkten Armen an der Armlehne saß und mir zum Gruß zu nickte. "Also gut. Zeit zum Reden. Alhaitham, ich hab mir Gedanken gemacht wegen der Alarmanlage und mir ist eine Idee gekommen." Sagte Tighnari. Er verließ kurzzeitig den Raum und kam wenig später mit einem eingerollten Stück Papier zurück, setzte sich neben mich und entrollte es. "Ich würde eine Pollenbombe anbringen. 2, genau genommen. Eine IM Raum, eine auf dem Dach. Mit einem speziellen Mechanismus könntest du sie aktivieren. Dieser wird beide Bomben sofort auslösen. Die auf dem Dach wird hochkatapultiert und laut knallen, dass Umstehende es hören. Die im Raum wird Kaveh ablenken, während du dann versuchst, zu fliehen, während Hilfe eilt." Erklärte Tighnari in Gänze. "Schön und gut, aber...was ist mit mir? Ich würde die Pollen doch ebenso abbekommen." Schlussfolgerte ich. "Ja, darüber hatte ich auch bereits nachgedacht, deshalb....habe ich den Plan im Nachhinein geändert!: statt das die Bombe Pollen versprüht, würde ich sie zu einer Blendgranate umändern und den Timer des Auslösers separieren und ummodifizieren: während die richtige Pollenbombe explodiert hättest du exakt 2 Sekunden, die Augen irgendwie abzuwenden, bis die Blendgranate hochgeht. Es ist ein Risiko aber....was Besseres kann ich dir leider nicht anbieten." "Hm...besser als nichts, stimmts? Wird es lange dauern, bis das Alles fertig ist?" Fragte ich skeptisch. "Nope, tatsächlich ist schon alles bereit! Ich muss sie nur noch bei dir installieren." "Huh, na dann habe ich keinerlei Einwände." Sagte ich letztendlich zufrieden.

"Gut, weiter im Text: wie gehen wir danach vor? Wir können ihn ja schließlich nicht einfach bis Sonnenaufgang hier behalten. Er könnte uns entwischen und wen verletzen." Betretendes Schweigen. Weder Cyno noch Tighnari hatten wohl im Vorfeld darüber nachgedacht. Ich konnte es ihnen dennoch nicht übel nehmen. Immerhin blieb auch mir jede Form von Ideen aus. "Ich könnte die Matra herbestellen, sodass sie Wache halten. Das wäre zumindest eine Schutzmaßnahme, auch wenn uns das nichts garantiert." Schlug Cyno nach einer Weile des Schweigens vor. Tighnari seufzte wehleidig. "Wir spielen hier echt mit dem Feuer, wenn wirklich unser ganzer Plan aus Theorie und Hypothese besteht..." Murmelte er. "Schätze, wir haben keine andere Wahl, als den Plan umzusetzen und abzuwarten...was anderes bleibt uns ja offensichtlich nicht." Stellte ich fest. Die anderen stimmten mir zu. Tighnari folgte mir mit seinen Gerätschaften zu meiner Unterkunft und befestigte die Mechanismen prompt auf dem Dach und an der Zimmerwand neben der Tür. Nachdem alles fertig war, verabschiedete er sich und wünschte mir eine angenehme restliche Nacht, bevor er ging und ich eintrat.

(Währenddessen...)

Spät in der Nacht ertönten Geräusche aus einem Raum, versteckt vor unerwünschten Blicken am anderen Ende der Akademie. Zu dieser Zeit war sowieso keine einzige Seele mehr in dem großen Gemäuer. In diesem Raum hatte sich ein gewisser Jemand freiwillig eingeschlossen um die Außenwelt vor ihm zu schützen. Vor allem eine Person. Verrückt vor Hunger zerkratzte er die Wände wie ein wütendes Tier und warf alles um was ihm in die Quere kam. Entkräftet sackte er an eine Wand gelehnt zusammen, das kalte Marmor gegen seinen Rücken ließ ihn kurz entspannen, seinen Geist aufklaren. Jedoch nicht für lange. Nur Sekunden später schrie sein Kopf ihn wieder an, befahl ihm, zu töten. Ihn zu töten. Er wollte es nicht. Er wollte es nie. Sein Schädel schmerzte. Ihm wurde schwindelig. Seine Ohren pfiffen als hätte er Tinnitus. Er wurde schwächer.

Nun lag er auf dem kalten Boden, die Knie eng an seine Brust gepresst, während er sich die schmerzende Stirn rieb. Er legte seine andere Hand gegen sein Ohr, während er das andere gegen den Boden drückte. Sabber lief ihm ununterbrochen aus dem Mund und sein Magen verkrampfte sich. Panik befiel ihn. Er richtete sich schwermütig auf und hob seinen Arm. Prompt biss er fest hinein und trank. Es war sinnlos. Er wusste es. Aber er tat alles, um nur den Hunger zu vertreiben. Solange sein Magen sich füllte, war es ihm gleich. Allmählich kam sein Körper zur Ruhe, auch wenn sein Kopf noch immer heißhungrig nach Mord und Totschlag verlangte. Als er seine Zähne wieder aus seinem Arm zog und die Wunde betrachtete, stellte er es wahrhaftig fest: er war eine Bestie. Er war schon längst kein Mensch mehr. Wird es nie mehr sein. Er sollte nicht hier bleiben. Er würde viele mehr ins Verderben stürzen. Vorallem..."Alhaitham..." flüsterte er, so leise, dass er selbst es kaum hörte. Er hatte diesen Namen kurz völlig vergessen. Vergessen, welches Bild sein Gedächtnis ihm bei diesem Namen gab. Er wusste bis soeben nur noch, dass er ihn töten musste, und das schmerzte ihn am meisten.

Das Raubtier (Kavetham Vampir!AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt