Kapitel 13

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Wir hatten Glück.

Er war nicht hier.

Ein weiterer Tag, den wir zum trainieren nutzen konnten. Wie zuvor streiften wir wieder in den Apam-Wald. Tighnari und Collei blieben diesmal in Gandharva. Ihnen kam nach Kavehs Hinweisen zum Bogenschießen der Einfall, auch die übrigen Waldhüter bestmöglich einzubeziehen und blieben daher zurück, um ihnen alles vom Vortag beizubringen.

Der Tag verlief äußerst planmäßig und jeder absolvierte sein Training praktisch mit Bravour. Es blieb nur zu hoffen, dass es demnächst genauso gut verlaufen würde. Während wir also fleißig übten, Kaveh weiterhin Kommandos gab und jeder sich verbesserte, kam ich nicht umhin, zu denken, dass alles gut werde.

Nach gefühlt etlichen Stunden entschloss ich mich endlich, eine Pause zu machen. Cyno hatte wohl dieselbe Idee, als er sich wenig später zu mir an den Baum gesellte, an dem ich lehnte. "Wie geht's dir?" Fragte er. "Ziemlich gut, nur erschöpft." Sagte ich. Cyno nickte. "Hauptsache, alles läuft nach Plan." Murmelte er und lehnte sich neben mir an den Stamm. "Ich muss gestehen, selbst ich bin ein wenig erschöpft, ein gutes Zeichen. Das Training macht sich eindeutig bezahlt." Fuhr er fort. "Hast du dir eigentlich schon Gedanken über die Truppenaufteilung gemacht?" Fragte ich aus purer Neugier. "Habe ich tatsächlich. Die meisten werden um Gandharva stationiert sein. Der Rest bewacht Sumeru und Dorf Vimara. Nur für den Fall der Fälle." Antwortete er. "Na, dann ist ja gut."

Der restliche Trainingstag neigte sich schnell dem Ende zu. Genauso wie am Vortag reisten wir bei Anbruch der Dämmerung zurück. Auf dem Weg trennten wir uns von einigen Leuten, die schonmal an ihre Posten in Vimara und Sumeru gingen. Cyno, Kaveh und ich liefen beieinander. "Ich will behaupten, wir sollten vorbereitet sein." Versicherte Kaveh. "Selbst nach 2 Trainingstagen haben wir alle so große Fortschritte gemacht." Ergänzte Cyno. "Stimmt wohl. Wenn wir morgen auch noch einen Tag hätten, wäre das auch perfekt. Aber so oder so werden wir zumindest eine Chance haben, egal, wie groß sie auch ist." Erwiderte ich.

Als wir zurückkamen und uns von den übrigen Leuten verabschiedeten, bis nur wir drei übrig blieben, eilten Collei und Tighnari herbei. "Gut, dass ihr zurück seid. Wir haben Neuigkeiten!" Rief Collei. Ihrem aufgebrachten Tonfall zufolge keine Guten. "Was ist passiert?" Fragte Cyno. "Kommt besser mit. Wir haben während dem Training heute Nachmittag etwas gefunden." Meinte Tighnari und lief mit Collei im Schlepptau voraus.

Einen kurzen Fußmarsch voraus standen wir vor dem großen Wasserfall am Ende des schmalen Flusses, der bis nach Gandharva verlief. Dort wiesen die beiden uns auf eine Stelle am Flussufer hin. Nach genauerem Hinsehen konnte man im Schlamm Fußspuren erkennen. "Keiner von uns war hier, als wir trainierten. Es ist gut möglich, dass er hier war." Schlussfolgerte Tighnari. "Was auch bedeuten könnte, dass er entweder in Kürze hier erscheint oder uns bereits innerhalb von Gandharva auf der Lauer liegt." Ergänzte Collei. Kaveh runzelte die Stirn. "Wenn das so ist, sollten wir lieber in jedem Winkel nach ihm Ausschau halten, oder? Dann können wir uns zumindest sicher sein, ob er schon hier ist oder nicht." Schlug er vor.

Zurück in Gandharva trommelte Cyno erneut ein paar Truppen zusammen, um sich mit ihnen gemeinsam umzusehen. "Also, wie sieht er aus?" Fragte Cyno. "Äh, schwarze Haare, braun-gelbe Augen, Lederumhang." Zählte Kavehauf. Cyno nickteentschlossen. "Wenn ich mich beteilige, sollte die Suche schnell gehen. Solltet ihr selbst ihn vielleicht finden, meldet es uns unverzüglich." Sagte er, bevor er sich aufmachte.

Entkräftet schlug ich hinter mir und Kaveh die Tür zu, als wir erneut unser vorläufiges Zuhause betraten. Es hatte irgendwie eine ganz andere Art an sich, seit Kaveh mit mir hier war. Warmer, irgendwie. Ich setzte mich neben Kaveh, der es sich auf dem Bett bequem gemacht hatte, den Rücken zur Wand gedreht. "Alles gut? Du wirkst gestresst." Fragte ich. Er seufzte. "Ist das ein Wunder? Wenn er nicht hier ist, dann wird er es morgen sein. Da bin ich mir sicher. Ich weiß ja, dass wir gut vorbereitet sind, aber... es macht mir trotzdem irgendwie Angst, wenn ich ehrlich bin." Antwortete er. Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. "Was, wenn wir scheitern? Wenn er vielleicht...so. viele. Leute tötet? Was dann? O-oder was wenn..." Er hielt inne und sog scharf die Luft ein. "...wenn er mich erneut verleitet? Wenn ich dich doch noch...umbringe?"

Das Raubtier (Kavetham Vampir!AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt