Kapitel 12

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Als ich am nächsten Tag erwachte, fiel mir gleich als erstes auf, dass jemand neben mir auf der Bettkante saß. Nach genauerem Hinsehen, erkannte ich niemand anderen als Kaveh. Als er mich bemerkte, lächelte er. "Guten Morgen. Ich bin schon seit einer Weile hier. Genau genommen seit 4 Uhr morgens. Ehrlich gesagt weiß ich das auch nur, weil Tighnari mich anbrüllte, dass ich schon der zweite war, der ihn aus dem Bett holte. Naja, es ging jedenfalls nicht anders, als dass ich direkt herkam, sonst wäre das jetzt mit dem Sonnenlicht zu riskant gewesen." Erklärte er. Langsam setzte ich mich im Bett auf und rieb mir übers Gesicht, um auch richtig wach zu werden. "Also, irgendwelche Erkenntnisse?" Fragte ich ihn. Kaveh schmunzelte.

"Es könnte einen Weg geben, mit dem ich wieder menschlich werde." Sagte er stolz. "Wa-- wirklich? WIE? Sag mir alles!" Verlangte ich zu wissen. Das war ja tatsächlich ein riesen Ding. Ich hätte nicht mehr für möglich geglaubt, dass es dafür noch Hoffnung gäbe. "Ich kann dir aber gleich sagen, dass es nur eine Vermutung ist. In einem der Bücher hatte ich ein Märchen entdeckt. Darin ging es um eine junge Frau die von einem Vampir verwandelt und versklavt wurde. Nach Jahren des Leids und der Unglücklichkeit tötete sie letztendlich ihren Fänger und... wurde zu ihrer eigenen Überraschung wieder ein Mensch." "Das heißt, wir müssen ihn töten, damit du hoffentlich wieder normal wirst?" "Sehr wahrscheinlich. Ihn zu töten würde sowieso jedem zu Gute kommen, also ist das auf jeden Fall eine gute Sache."

Wie gelähmt blieb ich auf dem Bett sitzen. Konnte es wirklich sein? Konnte das Kaveh vollständig zurückbringen? Es war zu gut um wahr zu sein. Ohne darüber nachzudenken, schoss ich vor und schlang meine Arme fest um ihn herum. "Dann sind das tatsächlich die besten Neuigkeiten, die du mir bringen konntest. Wir sollten uns vorbereiten. Darauf, dass er bald wiederkehrt." Kaveh, der durch meine Aktion in Schockstarre verfallen war, nickte schwach. "S-so wie...ahem!, ich ihn bisher kenne, wird er auch schnell herausfinden, wo wir sind. Wenns danach geht, könnte er morgen oder übermorgen hier sein." "Dann werden wir einen Plan brauchen. Treffen wir uns nachher mit Tighnari. Wenn wir Glück haben, wird Cyno ebenfalls da sein." Schlug ich vor.

Kaveh beäugte mich stumm, bevor er lächelte und den Blick abwandte. "Ist was?" Fragte ich verwirrt. "Nichts, es ist nur... nach allem was passiert ist. Nach allem, was ich dir angetan habe... dass ihr alle immernoch an mich glaubt und mir helfen wollt...das klingt so absurd. Erst recht, weil ich dir nie etwas davon erzählte, dass ich mich gelegentlichmit ihm traf." Erklärte er. "Hey, auch wenn dus nicht hören möchtest, du bist mir wichtig. Und naja, Cyno hätte sehr wohl nicht lange gefackelt, als er dich damals überwältigte. Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung, dann mit dir abzuhauen." Kaveh lachte auf und rückte, vielleicht unbewusst, etwas näher an mich heran. "Ja, dann ist Cyno eben die Ausnahme! Trotzdem denke ich, er vertraut mir allmählich wieder mehr." Sagte er, bevor er, wenn auch zögerlich, seinen Kopf auf meiner Halsbeuge anlehnte. "Weißt du, an diese sanfte Seite von dir könnte ich mich echt gewöhnen." Flüsterte er, während ich innerlich beinahe explodierte. War das seine Antwort auf das, was ich ihm zuvor schon gebeichtet hatte? Oder war das aus dem Affekt heraus? Vielleicht hatte er unser Gespräch auch schon vergessen. Mindestens genauso zögerlich wie Kaveh schlang ich zaghaft meine Arme um seinen Körper und zog ihn dichter an mich heran. Vielleicht konnte das mit uns doch noch gut ausgehen. Falls wir einen bevorstehenden Kampf überlebten...

"Also, gibt's Vorschläge?" Fragte ich in die Runde. Nun, gegen Mittag, saßen Cyno, Tighnari, Collei, Kaveh und ich am Tisch in Tighnaris Wohnstube. Cyno war erst später dazu gestoßen, auch wenn ich verdammt froh war, dass er überhaupt kam. Tighnari hatte uns beide bisher die ganze Zeit schon so verärgert angefunkelt, höchstwahrscheinlich wegen dem Wecken um 2 und 4 Uhr morgens. Schließlich war selbst ein mordlustiger Vampir noch lange nichts gegen einen wütenden Tighnari.

"Ich denke es sollte offensichtlich sein, dass ich alle Matra um Gandharva und Sumeru formieren lassen würde. Wer weiß schon, was dieser kranke Kerl vorhat." Ergriff Cyno das Wort. "Das stimmt, aber wir bräuchten--" "Ehrlich gesagt..." fiel Kaveh mir ins Wort. "Weiß ich nicht, ob uns ein Plan überhaupt etwas nützen könnte. Ich meine, so wie ich ihn kennengelernt habe, ist er nahezu unberechenbar. Was würden wir schon tun können, wenn er irgendetwas täte, was wir nicht bedacht haben und alles zunichte macht?" "Ich stimme dir zwar zu, Kaveh, aber einfach drauflosstürmen ist auch nicht die Lösung. Das kannst du ja scheinbar am besten beurteilen." Wandte Tighnari ein.

Das Raubtier (Kavetham Vampir!AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt