Kapitel Zwei: Harte Arbeit führt am Ende zum Erfolg

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Jana

Etwas kitzelte mich an meiner Nase und ich musste prompt niesen. Ich blinzelte noch ein paar Mal, bevor ich es schaffte, meine Augen ganz zu öffnen.
Ich ließ meinen Blick durch mein dunkles Zimmer fliegen. Zwischen den Schlitzen der Jalousien fiel helles Licht. Wie spät es wohl sein mochte?
Ein leichter Schlag auf die Oberfläche reichte schon aus, um meinen Wecker kurz aufleuchten zu lassen.
6.30 Uhr.
Leise stöhnend ließ ich mich zurück aufs Kopfkissen sinken. Das war einer von vielen Nachteilen im Sommer. Besonders im Hochsommer.
Man wurde immer richtig früh von den Sonnenstrahlen geweckt. Schließlich ging die Sonne schon um viertel nach fünf auf.
Normalerweise stand ich in den Ferien meistens immer um viertel vor zehn auf, wenn es ganz hoch kam, auch um halb elf. In den seltensten Fällen stand ich auch schon um sieben auf.
Als ich tatsächlich aufstand, war meine Müdigkeit mit einem Mal wie weggeblasen.
Ich tapste zum Schalter hinüber und fuhr meine Jalousien hoch. Gott sei Dank waren die Jalousien so leise, dass man Schwierigkeiten hatte, sie überhaupt zu hören. Man hörte sie schon gar nicht in den Schlafzimmern meiner Eltern und Justin.
Während die Jalousien hochfuhren, begann ich mein Bett zu machen. Ich legte meine Decke sorgfältig zusammen, zog die Tagesdecke wieder über mein Bett und stellte meine Kissendeko wieder auf. Dann schob ich wieder meine Balkontür auf zum Lüften.
Anschließend schnappte ich mir meine Arbeitsklamotten, die ich gestern Abend noch rausgesucht hatte. Im Badezimmer legte ich die Sachen auf den Badewannenrand und nahm eine schnelle Dusche.
Nach dem Duschen kämmte ich mir wieder die Haare und ließ die Haare im Laufe des Vormittags trocknen.
Ich verzichtete auf das Föhnen, da meine ganze Familie noch schlief. Meine Eltern schliefen immer gern bis elf Uhr vormittags, wenn sie gerade keine Nacht- oder Frühschicht hatten. Eigentlich mussten Mama und Papa auch am Wochenende arbeiten, aber Mama und Papa hatten sich extra dieses Wochenende freigenommen, um mit mir die letzten achtundvierzig Stunden verbringen zu können.
Von meinem Bruder brauchte ich gar nicht erst reden. Justin konnte sogar bis zwei Uhr mittags pennen. Wie das gehen konnte, war mir nach wie vor ein Rätsel. Ein Rätsel, was schwer zu knacken war.
Nach dem Kämmen, schlüpfte ich in meine Arbeitsklamotten. Danach setzte ich mir ein Stirnband auf, was ich immer gern benutzte, wenn ich meine Gesichts-Morgenroutine anfing.
Normalerweise befeuchtete ich mein Gesicht mit einem Lappen voll Wasser, bevor ich mit einem Reinigungswasser mein ganzes Gesicht reinigte. Aber da ich vorhin geduscht hatte, klatschte ich mir schon jetzt das Reinigungswasser auf die Haut. Nach der gründlichen Reinigung, drückte ich eine kleine Portion Creme auf eine Hand , verteilte sie mit meinen Händen auf dem Gesicht.
Anschließend sprühte ich mich mit Deo ein.
Ich holte aus meinem Zimmer mein Handy und positionierte mich vor meinem Spiegel an meiner Kleiderschranktür. Ich hatte gerade ein Foto gemacht, als Justin wie aus dem Nichts im Türrahmen meiner Zimmertür auftauchte.
>> Was machst du da? Lass das, du bist nicht bei GNTM in Heidi Klums Castingshow. <<, fragte Justin mich.
Noch bevor ich ihm noch etwas an den Kopf werfen konnte, verschwand er aus der Zimmertür und lief ins Bad.
Ich wollte es natürlich nicht auf mich beruhen lassen und folgte ihm ins Bad. Im Bad blieb ich abrupt stehen. Statt Justin direkt ins Gesicht zu sehen, sah ich nur Justins breiten, nackten Rücken. Justin stand breitbeinig vor der Toilette, ließ seinen kleinen Kollegen baumeln und ließ es leise plätschern.
Ich ließ mich davon nicht beirren und fuhr Justin leicht an.
>> Halt du lieber deine Klappe. Das geht dich überhaupt nichts an, was ich mache. <<, meinte ich entrüstet.
>> Und? Was interessiert mich das? <<, gab Justin patzig zurück, lief, ohne vorher zu spülen, zum Waschbecken und wusch sich die Hände.
Ich sah ihn entgeistert an. Justin sollte gefälligst aufpassen, was er zu mir sagte. Er bewegte sich gerade auf sehr dünnem Eis.
Ich schüttelte verärgert den Kopf. >> Sei nicht so frech, Justin. Sei vorsichtig, mein Lieber, du bewegst dich hier gerade auf sehr dünnem Eis. Ich möchte mit etwas Respekt behandelt werden, genau wie du. Ich bin deine große Schwester, du hast hier überhaupt nichts zu melden. <<
Justin hing sein Handtuch, womit er sich gerade die Hände abgetrocknet hatte, wieder auf und kam auf mich zu geschlendert. Er beugte sich leicht zu mir herunter. Sein Mund verharrte kurz über meiner Nase.
>> Oh scheiße! Jetzt habe ich aber Angst, ich hab mir schon mal ins Höschen geschissen. <<, flüsterte er.
Ich zog die Nase kraus. Es war überhaupt nicht angenehm, den etwas stinkenden Mundgeruch von Justin in der Nase zu haben. Ich hasste sowas. Ich wusste zwar, dass ich selber noch keine Zähne geputzt hatte. Aber der Geruch war nun mal nicht schön.
Ich ignorierte den Spott und den bescheuerten Satz und reckte mein Kinn in die Luft.
>> Außerdem hat dir Mama schon mehrmals gesagt, dass du dich beim Pinkeln hinsetzen und danach spülen sollst. <<, konterte ich.
>> Guck mich doch an. Sehe ich etwa aus, wie eine feine Dame? Nein. <<, spottete er weiter.
>> Ganz ehrlich, Justin, hör auf. Lass es gut sein! <<
Justin fing an zu grinsen.
>> Was grinst denn du jetzt schon wieder so bescheuert? <<, fragte ich langsam ärgerlich.
Justin richtete sich langsam wieder auf. Er machte Anstalten das Badezimmer zu verlassen. Ich wartete immer noch auf eine Antwort von Justin. Aber sie kam irgendwie nicht.
Als Justin an mir vorbei lief, lief er mit so einer Wucht gegen mich, dass meine Schulter nach hinten gedrückt wurde und ich einen Schritt nach hinten machen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Ich schloss kurz meine Augen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Als ich mich schließlich zu Justin umdrehte, war dieser schon fast wieder in seinem Zimmer verschwunden. Kurz bevor er seine Zimmertür schloss, meinte er noch zu mir: >> Geh doch bei Mama petzen, wenn du willst. <<
>> Du, Arsch! <<, zischte ich. Dann ging die Zimmertür von Justin zu.
Seufzend lief ich in mein Zimmer zurück und schloss meine Powerbank an der Steckdose an.
Dann schnappte ich mir meine Arbeitshandschuhe, lief die Treppe hinunter und zog dort meine Schuhe an. In der Küche holte ich mir noch einen roten und saftigen Apfel, bevor ich Tascos Leine aus dem großen Abstellraum holte. Anschließend musste ich den Hund erstmal überhaupt auf dem achtzehntausend Quadratmeter großen Grundstück finden.
Denn Tasco konnte durch eine große Hundeklappe für große Hunde, die in unserer großen Haustür eingebaut wurde, nach draußen gelangen und frei auf unserem Gelände herum laufen.
Wir brauchten nie Angst zu haben, dass Tasco unbemerkt unser Gelände verließ. Das hatten wir ihm von klein auf so beigebracht.
Ich öffnete die Haustür und sah mich schon suchend um, während ich die Haustür so leise wie möglich schloss.
Aber ich konnte Tasco im vorderen Bereich unseres Grundstücks nicht finden, vielleicht streunte er vorne irgendwo bei der Hauptstraße herum. Bis zur Hauptstraße durfte er sich ja frei bewegen.
Meistens hielt er sich aber oberhalb unseres Grundstücks hier oben im Bereich von unserem Bauernhof auf. Das war für ihn sein eigentliches Revier.
Hier oben hatte er sogenannte Artgenossen, auf die er aufpassen musste. Hier hatte er immer eine gewisse Aufgabe.
Wenn der Schäferhund nicht gerade mit Papa auf Einsätzen war und zuhause relaxte, half er dann ab und zu Herrn Meyer dabei, entweder unsere Kühe oder unsere Pferde auf die Weide zu treiben.
Und wenn Tasco gerade bei seiner Aufgabe in einem Flow war oder so richtig konzentriert war, dann durfte man ihn auch nicht dabei stören. Dann konnte er richtig pissig werden. Dann war er richtig bissig und ließ sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen.
Er versuchte immer dann nach den Kollegen von Papa zu schnappen oder Papa selbst. Tasco wollte einfach seine Aufgabe bis zum Ende ausführen.
Ich lief nach hinten in den Garten. Allein der Garten war fünfhundert Quadratmeter groß. Am Haus war eine zwanzig Quadratmeter große Terrasse gebaut worden. Auf der Terrasse stand ein großer dunkelgrauer Gartentisch mit zehn passenden Gartenstühlen.
An der Hauswand hatte meine Mutter ein paar Blumenkübel hingestellt, in denen Mama Gurken und Tomaten gepflanzt hatte, die wir bestimmt heute Abend wieder ernten würden.
Eine Holztreppe führte in den unteren Teil des Gartens. Unten standen ein großer Pool und eine große Hollywoodschaukel.
Eine große grüne u-förmige Lorbeerhecke umgab den Garten und ein Drittel der Villa. Ansonsten grenzte ein Gartenzaun mit Gartentor den Garten vom Rest des Hofes ab.
Ich steckte mir zwei Finger in den Mund und pfiff nach Tasco.
Keinen Augenblick später kam der Schäferhund vom unteren Teil des Gartens nach oben gesprintet. Als er mich sah, begann er zu bellen.
>> Hallo Babsi. <<, begrüßte ich den Hund. Tasco drückte seinen Hintern gegen meine Knie, als ich ihm einmal kurz durch sein Fell wuschelte.
Danach klinkte ich die Leine in Tascos Halsband, dann ging ich mit Tasco aus dem Garten. Als wir das Ende unserer Auffahrt erreichten, bog ich mit Tasco nach rechts ab, in Richtung Wald.

Jana & Nicki - Das schönste Jahr unseres Lebens ( Band 1 )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt