Kapitel Zehn: Neue Freunde

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Jana

Nach zweieinhalb endlosen Stunden erreichte ich schwer atmend das Wohnheim, in dem ich wohnte. Inzwischen war die Luft deutlich abgekühlt.
Im Treppenhaus war ich kurz davor zusammenzubrechen. Ich hatte mich so gefreut, wenigstens kurz mit dem Aufzug zu fahren in den dritten Stock zu fahren, aber Pustekuchen, Ich hatte vollkommen vergessen, dass es in diesem Wohnheim keine Aufzüge gab.
Schwitzend nahm ich meine letzte Kraft und schleppte mich die Treppe hoch.
Mir war unerträglich heiß, meine Haare hatten sich beim Joggen selbstständig gemacht und fielen mir wirr ins Gesicht.
Meine Wangen glühten und rot waren sie bestimmt auch. Außerdem roch ich nach Schweiß und wollte nicht eher unter Leute gehen, bevor ich eine Dusche gehabt hatte.
Oben angekommen, fummelte ich meinen Schlüssel hervor und ging in die Wohnung.
Lenis Zimmertür stand offen und im Wohnzimmer flackerte Licht. Ich lief ins Wohnzimmer und fand Leni auf dem Sofa vor. Immer noch schnell atmend hob ich zum Gruß eine Hand und verschwand dann in meinem Zimmer. Leni hatte mich nicht bemerkt.
Im Bad legte ich meine Klamotten für heute Abend auf die Ablage über der Toilette, fuhr die Jalousien runter und zog mich aus.
Ich nahm eine lauwarme Dusche und stand eine Weile regungslos unter dem Wasserstrahl.
Nach der Dusche kämmte ich mir die Haare, legte mir meine goldenen Ohrringe und eine Kette an. Ich nahm einen Spritzer von meinem Parfüm und sammelte meine vollgeschwitzten Sportsachen zusammen.
Ich hatte kaum die Tür geöffnet, da kreuzte mir Leni über den Weg.
>> Hoppala, du bist jetzt erst hier? Wo warst du denn? <<, fragte Leni überrascht. Leni hatte sich wohl auch schon umgezogen, als ich kurz in die Dusche gesprungen war. Sie trug eine helle Shorts  und ein gelbes, bauchfreies T-Shirt. Zum T-Shirt und zur Shorts trug sie schwarze Flipflops.
>> Ja. Ich hab mich verlaufen und GoogleMaps hat mich kreuz und quer durch die Ortschaft gejagt. War ganz schön, aber auch echt anstrengend. <<, antwortete ich und warf meine Klamotten achtlos aufs Bett.
>> Macht nichts. Jetzt bist du ja da. Komm, es ist fünf vor sieben, lass uns drüben klopfen. <<
>> Auf geht's! <<, rief ich.
Ich zog mich schnell meine schwarzen Flipflops aus meinem Kleiderschrank, krallte mir vorsichtshalber meinen Schlüssel und verließ dann gemeinsam mit Leni unsere Wohnung.

Wir klopften an der Wohnungstür und mussten nicht lange warten, bis Angelo uns die Tür öffnete.
>> Hallo, ihr zwei. Kommt rein. <<, begrüßte er uns und grinste. Er hielt schon eine Dose Red Bull in der Hand. Angelo trug heute ein weißes T-Shirt, eine schwarze Shorts und war barfuß unterwegs.
Leni und ich betraten die Wohnung und schlüpften aus unseren Flipflops.Angelo führte uns durch seine Wohnung zum Wohnzimmer. Eigentlich war die Wohnung dieselbe Wohnung wie bei Leni und mir, nur dass auf der linken das Wohnzimmer und die Küche waren, geradezu das Badezimmer war und auf der rechten Seite die beiden Schlafzimmer waren.
Im Wohnzimmer saß noch ein weiterer junger Mann, den wir bereits heute Mittag gesehen hatten. Es war der Riese, der heute Mittag in einem schwarzen Mercedes-Benz GLE AMG angereist war.
Ich bemerkte plötzlich Fingernägel, die sich in meinem Unterarm bohrten und ich sah aus dem Augenwinkel, dass Leni wieder nach Luft schnappte und kurz schwankte.
Ich musste grinsen. Kaum war sie in einer anderen Wohnung, worin ihr heimlicher Prinz wohnte, musste sie beinahe in Ohnmacht fallen.
>> Das ist mein Mitbewohner Robin. Robin, das sind Leni und Jana. <<, stellte uns erst Angelo Robin vor und stellte er uns vor.
Auf Robins Gesicht breitete sich ein kleines Lächeln aus und ein blitzendes Leuchten trat in seine Augen. Seine Gesichtszüge wurden weich.
Oh oh. Das konnte nur eins bedeuten. Oh, bitte nicht. Echt jetzt?
Also für mich sah es so aus, als ob Robin ebenfalls ein Prickeln zwischen Leni und ihm spürte. Anscheinend war er von Leni etwas sehr angetan. Hilfe!
Er erhob sich vom Sofa, auf dem er gerade noch gesessen hatte. Robin trug eine helle Jeanshose, ein schwarzes T-Shirthemd, in dem diesmal kein Stecktüchlein steckte und war wie wir anderen barfuß.
Robins Outfit war das Outfit von Nicki, als er mich vorgestern am Samstag mit seinen Eltern besucht hatte.
Robin reichte uns die Hand und stemmte dann die Hände in die Seiten.
>> Setzt euch doch. Was wollt ihr trinken? Wollt ihr Leitungswasser oder auch einen Red Bull? <<, fragte Angelo und grinste schon wieder. >> Mehr kann ich euch auch nicht anbieten. Bin noch nicht dazu gekommen einkaufen gehen. <<
>> Hättest ja mitkommen können. <<, meinte Leni und zog beide Augenbrauen hoch.
Auf diesen Kommentar ging Angelo schon gar nicht erst ein.
>> Ich hab noch nie einen Red Bull getrunken. Was ist denn das? <<, fragte ich.
>> Red Bull ist ein Energy Drink. Schmeckt super lecker, wenn du auf jede Menge Koffein stehst. Aber Vorsicht! Von den Energygetränken kannst du ganz schnell abhängig werden und ist vor allem ungesund. Der erhöhte Koffeingehalt einzelner Energy Drinks kann bei regelmäßigem und Schrägstrich oder übermäßigem Konsum Bluthochdruck, Herzrasen und Übelkeit begünstigen oder auslösen. Ich würde aber trotzdem einen nehmen. <<, antwortete mir Leni und lächelte Angelo an.
>> Ich bin zwar nicht sonderlich scharf auf die Nebenwirkungen der Energy Drinks, aber ich würde auch einen zum Probieren nehmen. <<, sagte ich.
Angelo nickte und verschwand kurz darauf in der Küche.
>> Ich hoffe, ihr habt ordentlich Hunger mitgebracht. <<, hoffte Robin.
>> Ich dachte, wir treffen uns nur zum Kennenlernen mit Red Bull. Vom Essen war eigentlich nicht die Rede. <<, meinte Leni verwirrt.
>> Also habt ihr keinen Hunger? << Robin klang schon wieder etwas enttäuscht.
>> Doch ... Also ich habe Hunger. <<, sagte ich.
>> Ich auch. Aber wir wussten halt nicht, dass wir hier noch was zu essen kriegen. <<, sagte auch Leni schnell.
>> Da freut sich Robin doch bestimmt. Als ich nach seinem Einzug in unsere Wohnung erzählt hatte, dass ihr heute Abend auf ein Kennenlernen kommt, da hat er gleich vorgeschlagen, für heute Abend etwas zu kochen. <<, rief Angelo aus der Küche. Er kam mit drei weiteren Red Bulls aus der Küche und reichte sie uns.
>> Da bin ich ja gespannt. <<, meinte Leni. Ich nickte.
Robin verschwand in der Küche und kurz darauf hörte man ihn darin herumhantieren.
>> Habt ihr euch schon die Umgebung angeschaut? <<, fragte Angelo und setzte sich uns gegenüber auf ein Sofa. Er nahm einen Schluck von seinem weiteren Red Bull und sah uns erwartungsvoll an.
>> Ja, wir haben uns auch schon das Gelände der Akademie angeguckt. Sehr schön und gut gelegen. <<, sagte Leni.
>> Und ich durfte heute Nachmittag noch eine große Runde durch die Ortschaft drehen, weil mich GoogleMaps kreuz und quer geführt hat. <<, antwortete ich.
>> Das hört sich doch gut an. <<, meinte Angelo.
Kurz darauf herrschte unangenehme Stille. Angelo fing an durch die Gegend zu gucken und Leni holte ihr Handy aus ihrer Hosentasche. Ich zog ebenfalls mein Handy aus meiner Hosentasche und schaute nach, ob Nicki mir vielleicht endlich geschrieben hatte.
Seit heute Nachmittag wartete ich sehnsüchtig auf seine Antwort. Dass er mir immer nach so vielen Stunden immer noch nicht geantwortet hatte, war ich nicht gewohnt.
Plötzlich stand Leni auf und lief in die Küche, vielleicht um nachzusehen, ob Robin Hilfe gebrauchen konnte.
>> Oje, hoffentlich knutschen sie nicht in der Küche herum. Robin sieht mächtig verliebt aus. <<, sagte Angelo und wieder erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht.
Ich musste lachen. Ich war also nicht die Einzige, die so empfand.
>> Nicht nur Robin ist offenbar mächtig verliebt. Auch Leni macht einen ordentlich verliebten Eindruck auf Robin. <<, antwortete ich.
Angelo musste lachen. >> Na, dann wünschen wir denen viel Glück. <<
Wir lauschten für einen Moment dem Rauschen in der Küche, zwischendurch hörten wir auch jemanden in einem Topf herumrühren.
Nach einer Weile fragte mich Angelo: >> Wie sieht es eigentlich mit deinem Liebesleben aus? <<
>> Mein Liebesleben? <<
>> Ja. Dein Liebesleben. <<
>> Also, ich bin seit fünf Jahren und drei Monaten glücklich vergeben. <<, offenbarte ich Angelo. >> Und wie sieht's bei dir aus? <<
>> Wow, nicht schlecht. Ich bin mit meiner Freundin seit acht Jahren zusammen. Ich habe ihr letzte Woche einen Heiratsantrag gemacht. Nach meiner Ausbildung wollen wir heiraten. <<, erzählte Angelo und lächelte, als er seine Verlobte erwähnte.
>> Herzlichen Glückwunsch. Und, gibt es schon ein paar Vorstellungen für eure Hochzeit? <<, erkundigte ich mich.
>> Ja. Marie und ich werden eine Trachtenhochzeit feiern. <<, antwortete Angelo.
>> Wow, das hört sich toll an. <<, meinte Leni, die gerade mit ihrem Red Bull wieder ins Wohnzimmer kam.
>> Kann man euch irgendwie behilflich sein? <<, fragte Angelo.
>> Ja, ihr könntet den Esstisch decken. <<, antwortete Robin, der nun auch ins Wohnzimmer gekommen war und ein paar Untersetzer auf den Tisch legte.
>> Alles klar. Ich hab gesehen, dass wir in der Schublade da, ein paar Tischdecken liegen haben. <<, meinte Angelo und öffnete die Schublade.
Rasch deckten wir gemeinsam den Esstisch und Robin stellte eine Auflaufform auf die zwei Untersetzer.




Äh ja ... Ein Kapitel zum Entspannen würde ich mal sagen. Kapitel 11 wird nochmal emotional 🖤

Jana & Nicki - Das schönste Jahr unseres Lebens ( Band 1 )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt