Kapitel Sieben: Bildung ist die mächtigste Waffe , um die Welt zu verändern

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Jana

Piep piep, piep piep.
Stöhnend wuselte ich mich aus meinem Kuschelnest und tastete nach meinem Handy, das auf meinem Nachttisch neben meinem Bett lag.
Anstatt es aber vernünftig beim Ausschalteknopf auszuschalten, klatschte ich mit voller Wucht so heftig auf mein Handy, dass es über die Kante flog und mit einem dumpfen Aufprall auf dem Fußboden landete.
Ich stöhnte wieder.
Na prima. Nicht mal einen Wecker vernünftig ausschalten konnte ich nicht, aber immerhin herrschte jetzt wieder Ruhe.
Ich drehte mich auf den Rücken und versuchte richtig wach zu werden.
Und ich hatte am Ende von meinem Abitur gedacht, ich müsste mir nie wieder so früh einen Wecker stellen. Da hatte ich mich zu früh gefreut. Es war einfach viel zu früh für mich, um um sieben Uhr aufzustehen. Um diese Zeit schlief ich eigentlich noch, statt um neun nach Nürnberg zur Polizeiakademie zu fahren.
Oje, dass würde eine ganz schöne Umgewöhnung werden, jetzt für den Rest meines Lebens jedes Mal um diese Uhrzeit aufstehen zu müssen. Wenn nicht sogar früher.
Und das Schlimmste war, meine Ausbildung hatte noch nicht mal angefangen.
Wenige Minuten später flog meine Zimmertür auf und Justin steckte seinen Kopf in mein Zimmer.
>> Warst du das? <<, fragte er verschlafen. Seine Stimme vom Schlaf ganz rau und samtig, seine Haare standen ihm in allen Richtungen ab. Seine Augen waren noch ganz klein. Das sah süß aus, fand ich.
>> Ja, ich war zu faul, um mein Handy auszuschalten. <<, sagte ich.
Justin brummte irgendetwas und schloss die Zimmertür wieder, als er aus meinem Zimmer wieder verschwand.
Nachdem Justin wieder abgehauen war, stand ich dann endlich auf und machte erst einmal mein Bett.
Dann schnappte ich mir meine Haarbürste und schlurfte wieder gähnend ins Badezimmer.
Dort kämmte ich mir rasch die Haare, zog mich aus und nahm eine schnelle Dusche. Danach trocknete ich mich und meine Haare ab und wickelte mir ein großes Handtuch um meinen Körper und band mir einen Handtuch-Turban.
Schnell pflegte ich noch mein Gesicht und schnappte mir dann meine Zahnbürste, um mir die Zähne zu putzen. Anschließend schlitterte ich wieder zurück in mein Zimmer und zog mich in meinem begehbaren Kleiderschrank um. Ich suchte mir ein schwarzes T-Shirt und eine hellblaue Jeanshose raus. Zu diesem Outfit würde ich später meine schwarzen, neuen Chucks anziehen, die ich mir vor gut drei Wochen gekauft hatte.
Ich hatte mir gerade die Hose übergestreift, als mein Handy auf dem Nachttisch klingelte. Ich beeilte mich, den Anruf so schnell wie möglich anzunehmen, um ja nicht meine Familie zu wecken.
Auf dem Display schien mir eins der Pärchenbilder entgegen, die Nicki und ich gestern gemacht hatten.
Im begehbaren Kleiderschrank nahm ich dann den Anruf entgegen, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.
>> Hey. <<, begrüßte ich Nicki.
>> Hey. <<
>> Wieso bist denn du schon wach? Es ist noch total früh. <<, fragte ich.
>> Erstens spielt es überhaupt keine Rolle, wieso ich so früh wach bin. Zweitens habe ich an dich gedacht und wollte dir nur sagen, dass ich dich liebe. Drittens wollte ich dich fragen, ob du schon fertig bist. <<
>> Ui, du bist ja süß. Ich bin gleich fertig, ich muss mir noch mein T-Shirt anziehen und die Haare machen. Dann bin ich fertig. Aber wieso? <<
>> Beeil dich und komm runter. Deine Haare sind mir sowas von egal, ich will dein Gesicht sehen. Ich will mich noch von dir verabschieden, bevor du nach Nürnberg fährst. << Das war alles, was Nicki sagte, bevor er auflegte.
Ich legte ohne ein weiteres Wort auf.
Ich zog mir mein T-Shirt über den Kopf und schnappte mir meine Chucks. Im Badezimmer riss ich mir meinen Handtuch-Turban vom Kopf und hing es wieder an seinen Platz.
Als ich unten im Flur an Tasco vorbei kam, tätschelte ich ihm den Kopf.
Als ich mir die Turnschuhe angezogen hatte, schnappte ich mir mein Autoschlüssel, den ich gestern schon bereits auf die Kommode gelegt hatte. Als ich die Haustür hinter mir ins Schloss gezogen hatte und mich dann umdrehte, klappte mir meine Kinnlade herunter.
Vor mir stand Nicki. In einem ziemlich gut aussehenden Outfit. Sein graues T-Shirt saß perfekt am Körper und wenn man genauer hinschaute, konnte man auch ganz leicht die Umrisse seines Sixpacks erkennen. Außerdem betonte das T-Shirt seine Schulter- und Armmuskeln. Zum T-Shirt trug er eine helle Jeanshose mit Löchern, die fake waren und weiße Turnschuhe. Seine Haare waren zur Seite gegelt worden.
Nicki lächelte mich aus warmen Augen an und nahm mich in seine Arme.
>> Guten Morgen, Honey. <<, murmelte Nicki und sah auf mich herab.
>> Guten Morgen, Sunnyboy. << Mehr brachte ich auch nicht heraus. Nicki begann mich zu küssen und ich erwiderte seinen Kuss sanft.
Während wir uns küssten, wanderte Nicki eine Hand ganz langsam zu meinem Hintern. Ich fing ihn lächelnd an und sofort entfernte sich seine Hand wieder.
Ich löste unseren Kuss, um ihn in die Augen zu schauen. Nicki hatte so ein hübsches Gesicht.
Keine Ahnung, wie lange wir uns noch umschlungen hielten und kuschelten und dabei mitten auf dem Hof standen.
>> Darf ich dir was zeigen? <<, fragte Nicki leise und drückte mir dabei einen letzten, kleinen Kuss auf meine Schläfe.
>> Was denn? <<, fragte ich genauso leise zurück.
Nicki ließ mich lächelnd los und stellte sich hinter mich. Er gab einen Blick auf ein Auto frei.
Und was für eins. Ich liebte ja große Autos.
Vor mir stand ein großer und matt schwarzer Audi RS Q3. Nicki hatte an seinem Audi eine rote Teilfolierung vorgenommen. Er hatte sich ein Wabenmuster ausgesucht, das aussah wie die Honigwaben der Bienen. Das Innere der Waben war schwarz, die Umrandung aber war rot foliert worden. Eine tolle Farbkombination. Der Audi hatte bestimmt ein Vermögen gekostet.
>> Sag mal, bist du etwa mal eben kurz Roberto Geissini geworden? <<, fragte ich Nicki belustigt.
>> Roberto, wer? <<, fragte der nur vollkommen verwirrt.
Ich starrte ihn fassungslos an. Wer, bitte schön, kannte die Geissens nicht? Vor allem Robert, der ach-so-viele-und-schöne-große-Villen-in-Dubai- und-Co.-hatte? Das konnte doch jetzt nicht sein kompletter Ernst sein.
>> Dein Ernst? Du kennst die Geissens nicht? Hast du die Folge nicht geguckt, in der Robert seiner Tochter Davina zum Abitur so ein Audi RS Q3 geschenkt hat? <<
>> Und wer bitte guckt die Geissens? Ich nicht. Die Familie prahlt doch nur mit ihrem Ruhm, Besitz, Geld und ihren zehntausend Villen und Apartments. <<, entgegnete Nicki und sah von oben auf mich herab.
>> Ja und? Man kann ihre Sendung doch trotzdem angucken. << Ich zog die Schultern hoch.
Lächelnd schüttelte Nicki seinen Kopf.
>> Los, komm. Ich zeige dir meinen Innenraum. <<, sagte er und zog mich im nächsten Moment mit sich.
Mit einer Hand auf meinem Kreuz ging Nicki mit mir um seinen Wagen, öffnete mir die Beifahrertür und ich ließ mich staunend in den Sitz fallen. Nicki schloss meine Autotür wieder.
Ich strich mit meinen Fingern über das schwarze lederbezogene Armaturenbrett. Beigesteuert sah ich mich im Auto um. Alle Autositze waren schwarz und auch das Leder. Außerdem konnte ich riechen, dass der Wagen erst ganz frisch gekauft wurde. Wie lange das wohl her war?
Die Fahrertür öffnete sich und Nicki stieg ein. Er sah mich erwartungsvoll an und grinste breit.
>> Und, was sagst du zu meinem neuen Gefährt? Gefällt dir mein Audi? <<, fragte er.
>> Ja, total. Für wieviel hast du den Audi denn gekauft? Ich meine, diese Art von Audi ganz schön teuer. <<
>> Den Audi habe ich in Kanada für sechzigtausend Dollar gekauft. Ich hab dafür hart gearbeitet und dafür saftige Schläge, Tritte und weiß der Geier was eingesteckt. Nur um so ein Auto zu kaufen. <<
>> Ach, du ahnst es nicht. <<
>> So, meine Liebe. Jetzt bist du aber dran. Soll ich dich nicht doch vielleicht nach Nürnberg fahren? Ich bin auch ein sicherer Fahrer. << Nicki sah mich an.
Er konnte einfach nicht locker lassen. Seit ich ihm gestern beim Frühstück erzählt hatte, dass ich mit meinem neuen Auto allein nach Nürnberg fahren wollte, lag er mir ständig in den Ohren, mich nicht doch bei der Fahrt begleiten zu dürfen. Es war süß mitanzusehen, wie Nicki sich um mich sorgte. Keine Frage, ich fand das auch echt niedlich, dass er mich nach Nürnberg begleiten wollte.
Doch im Leben gab es auch mal Dinge, wo man einfach selber Entscheidungen treffen musste und dort durfte sich auch niemand manchmal einmischen.
Außerdem würde ich wieder klein da stehen, wenn ich mit Nicki im Schlepptau an der Akademie ankommen würde. Nein, danke. Mit diesem Thema hatte ich abgeschlossen und in eine Schublade gestopft.
Ich beugte mich ganz leicht zu Nicki herüber und stupste ihn an seiner Nase an. >> Das glaube ich dir gern. Aber glaub mir, es ist besser, wenn ich allein fahre. Wenn du jetzt mitfahren würdest, würde es mir unheimlich schwerfallen, dich wieder gehen zu lassen. Außerdem hätte ich in Nürnberg dann kein Auto, was genauso blöd wäre. Verstehst du? <<
Nicki lächelte sanft. >> Okay, wenn du es so willst. Dann toleriere ich es. Kann ich sonst noch etwas für dich tun? <<
>> Wenn du unbedingt etwas machen willst ... <<, begann ich.
>> Was kann ich machen? Für meine Süße würde ich einfach alles machen. Soll ich dir noch bei irgendetwas helfen? Koffer ins Auto tragen oder für dich noch Proviant für unterwegs kaufen? <<
>> Nein. Proviant habe ich mir schon zusammengesucht. Ich packe gleich noch meine Handtasche und dann geht's auch schon los. Aber wenn du unbedingt etwas machen möchtest, dann könntest du mir wirklich meinen Koffer in den BMW tragen. <<, antwortete ich.
>> Okay, Chef. Wird gemacht. <<
>> Super. Dann werde ich den BMW schon mal rausfahren und startklar machen. <<

Jana & Nicki - Das schönste Jahr unseres Lebens ( Band 1 )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt