K a p i t e l | 2

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🌼 DAVINA 🌼

Ich schaue der Krankenschwester nach, die mit geröteten Wangen an mir vorbeihuscht. War das nicht Grace? Hat sie nicht gerade erst angefangen, hier zu arbeiten?  Ich verziehe angewidert das Gesicht und suche das Weite. Gerade als ich die Tür öffnen will, unterbricht mich die raue Stimme dieses Widerlings.

"Sie haben mir den Spaß verdorben", bemerkt er und richtet seine dunklen Augen auf mich. Ich atme tief ein, um nicht wie ein Kätzchen zu klingen.

"Es tut mir leid. Sie müssen sich wohl einen anderen Ort suchen, bestenfalls keinen öffentlichen."

Ein gefährliches Lächeln schleicht sich über seine Lippen, als er einen Schritt näher kommt. Unwillkürlich weiche ich zurück und stoße gegen die Tür.

"Wir können gerne dort weitermachen, wo ich aufgehört habe."

Erschrocken reiße ich die Augen auf und verfluche mich selbst, als mir die Hitze in die Wangen schießt.

"Sie können gerne zur Hölle fahren", schnaube ich und verlasse abrupt die Damentoilette. Instinktiv eile ich mit schnellen Schritten zurück zu meinem Platz, setze mich und starre auf die Pflegepläne vor mir.

Was zum Teufel ist da gerade passiert? Wird er dafür sorgen, dass ich gefeuert werde? Wie konnte ich so unüberlegt sein? Statt einfach wieder hinauszugehen, hatte ich es vorgezogen, diesem Strohkopf entgegenzutreten und ihm die Meinung zu geigen. Ich lasse mein Gesicht in meine Hände sinken und verfluche mich selbst. Wie konnte ich nur in so eine Situation geraten? Vor wenigen Minuten hatte ich noch hier gesessen und von Dr. Jackson geschwärmt. Eine Gänsehaut überkommt mich, wenn ich nur daran denke. Dieser Typ ist echt zum Kotzen!

***

Nach einem endlosen Arbeitstag fühle ich mich ausgelaugt. Dieser Tag war enorm nervenaufreibend. Ich habe bewusst vermieden, Dr. Jackson zu begegnen, was in einem riesigen Krankenhaus wie diesem auch keine Herausforderung ist. Und als ob dieser Tag nicht beschissen genug verlaufen ist, müssen wir auf dieser Jubiläumsfeier aufkreuzen.

Während Dalia und ich in unsere Alltagsklamotten schlüpfen, hat sie die ganze Zeit über dieses unbeholfene Grinsen im Gesicht.

"Willst du mir etwas mitteilen?" , frage ich neugierig. Ihre Aufregung ist kaum zu übersehen.

"Du wirst nicht glauben, was für ein unglaubliches Angebot ich heute bekommen habe!" Sie klatscht aufgeregt in die Hände. Okay, das weckt mein Interesse.

"Vermutlich wirst du es mir jetzt erzählen." Ich schließe den Reißverschluss meiner Jeans und schaue sie an.

"Dr. William Jackson hat mir heute ein verdammtes Stipendium angeboten", sagt sie, und meine Kinnlade fällt fast zu Boden.

"Was? Oh mein Gott, das ist unglaublich!"

Ich umarme meine Schwester fest, mein Herz schlägt schneller, während ich die Tränen zurückhalte, die in meinen Augen brennen. Nach ein paar Sekunden löst sie sich lachend aus der Umarmung und greift nach ihrer Handtasche.

"Er meinte, er hätte bemerkt, wie hart ich arbeite und gehört, dass ich unbedingt Ärztin werden will." Ihre Hände fliegen überrascht auf die Stirn. "Das ist doch verrückt, oder?"

The Wedge between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt