K a p i t e l | 21

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🌸DALIA🌸

Die meisten Menschen würden mich wahrscheinlich für verrückt erklären, doch das ist mir herzlich egal. Seit gestern Morgen lodert in mir eine Wut, die ich so noch nie empfunden habe. Meine Schwester kam von ihrer Veranstaltung völlig niedergeschlagen nach Hause, und obwohl sie kein Wort darüber verloren hat, weiß ich genau, wer dafür verantwortlich ist. Der Zufall oder das Schicksal will es, dass die betreffende Person heute Frühschicht hat, genau wie ich. Davina hingegen arbeitet erst abends. Es ist, als würde das Universum mir ein Zeichen geben, das zu tun, was schon die ganze Zeit in meinem Kopf herumschwirrt. Ich werde Dr. Nathaniel Jackson zur Rede stellen. Und es ist mir egal, wenn ich dafür mein Stipendium verliere.

Wie ich gehört habe, sitzt er gerade allein in seinem Sprechzimmer. Perfekt. Eine weitere Bestätigung des Schicksals. Zeit, ihm endlich die Meinung zu sagen. Meine Finger kribbeln vor aufgestauter Wut, als ich die Tür ohne zu klopfen aufreiße.

Dr. Jackson hebt überrascht den Blick von seinen Unterlagen, seine Stirn legt sich in Falten. "Kann ich Ihnen helfen?" Seine Stimme ist kühl und kontrolliert. Ich atme tief durch, versuche, ruhig zu bleiben.

"Spar dir deine Höflichkeiten", knurre ich, meine Stimme kaum noch unter Kontrolle. Sein überraschter Blick weicht einem Ausdruck völligen Unglaubens. Bevor er etwas sagen kann, falle ich ihm ins Wort. "Ich werde das jetzt nur einmal sagen, und danach nie wieder. Lass deine verdammten Finger von meiner Schwester. Ich weiß nicht, was du ihr angetan hast, aber sie war gestern völlig aufgelöst. Und ich bin mir sicher, dass du etwas damit zu tun hast."

Für einen Moment ist sein Gesicht wie versteinert. Seine Augen verengen sich, kalt und undurchdringlich. "Pass auf, wie du mit mir redest", zischt er, seine Stimme messerscharf. Er atmet tief ein, als wolle er sich sammeln. "Ganz schön mutig, so große Töne zu spucken, ohne zu wissen, was wirklich passiert ist."

"Also gibst du zu, dass etwas passiert ist?", erwidere ich schnell, meine Stimme zittert vor Zorn.

Seine Augen funkeln gefährlich, fixieren mich wie ein Raubtier seine Beute. "Wenn deine Schwester dir nichts erzählt hat, dann geht es dich nichts an."

Das lässt bei mir endgültig die Alarmglocken schrillen. Die Wut schießt mir heiß durch den Körper, und ich schlage meine Hand mit einem lauten Knall auf seinen Tisch. Das Geräusch hallt im Raum wider, doch er zuckt nicht einmal mit der Wimper. Stattdessen beobachtet er mich ruhig, fast schon herausfordernd, als hätte ich den Verstand verloren. Vielleicht habe ich das auch.

"Du solltest aufpassen, Dr. Jackson", sage ich langsam, mit giftigem Unterton. "Es wäre sehr unklug, sich mit mir anzulegen. Ich habe keine Skrupel, Gerüchte über deine... unprofessionellen Beziehungen hier im Krankenhaus weiterzuverbreiten. Glaub nicht, dass das nicht schon längst die Runde macht. Und ich habe auch keine Probleme damit, diese Sache publik zu machen. Glaubst du, dein Vater könnte das einfach so ignorieren?"

Sein Gesicht wird noch eisiger, wenn das überhaupt möglich ist. Seine Augen sind nur noch schmale Schlitze, als er mich mit einer Mischung aus Zorn und Kälte anfunkelt. "Du scheinst zu vergessen, dass Drohungen nicht immer der beste Weg sind, um an Informationen zu kommen."

"Es geht mir nicht darum, Informationen zu bekommen", antworte ich. "Ich möchte einfach, dass du die Finger von Davina lässt."

Er lehnt sich langsam zurück, verschränkt die Arme vor der Brust und mustert mich mit einem nachdenklichen Ausdruck. "Vielleicht solltest du die Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten", sagt er leise. "Ich kann verstehen, dass du besorgt bist, aber manchmal gibt es Dinge, die komplexer sind, als sie auf den ersten Blick erscheinen."

The Wedge between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt