K a p i t e l | 17

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🩺NATHANIEL

Davina ruht in meinen Armen, ihre Tränen fließen über ihre Wangen, während sie sich fest an mich klammert, als wäre ich der einzige Anker in ihrem Leben. Ihr Anblick zerreißt mir das Herz, und ich sehne mich danach, all ihren Schmerz zu lindern. Vorsichtig streiche ich über ihre kalte Wange, voller Sorge, sie zu verletzen. Ihr Atem beruhigt sich langsam, und die Panik weicht allmählich. Ihre Lippen, die einst so sinnlich und strahlend wie verdammte Rosenblüten waren, sind nun trocken und leblos. Erschöpft schaut sie zu mir auf, und ich entferne sanft die Strähnen, die ihr Gesicht umspielen.

"Es ist vorbei", flüstere ich, und sie nickt kraftlos. Nach einer Weile löst sie sich von mir und setzt sich langsam auf. Ein unbehagliches Gefühl, breitet sich in meiner Brust aus, als ich ihre vertraute Wärme nicht mehr spüre.

"Danke", sagt sie leise.

"Nicht dafür." Davina nickt stumm, und ich spüre, wie sie sich unwohl fühlt. Ich bemühe mich, meine Verärgerung zu unterdrücken.

"Kann ich dir eine Frage stellen?" Sie zieht fragend die Augenbrauen hoch, und ich räuspere mich. "Hast du das öfter?"

Sie schüttelt den Kopf. "Nein. Also nicht mehr. Nach dem Tod meines Vaters hatte ich öfter Panikattacken, aber die hörten bald auf." Sie schluckt schwer. "Als ich diesen kleinen Jungen sah", sie stockt. Tränen füllen wieder ihre Augen, und ich verfluche mich dafür, sie daran erinnert zu haben. Ich rücke näher zu ihr.

"Verstehe, du musst nicht darüber reden." Sie wischt eine verirrte Träne weg und winkt ab.

"Nein, schon gut", sie atmet tief ein. "Er war total geschockt, als er erfuhr, dass sein Vater gestorben ist, und vor nicht allzu langer Zeit war ich genauso. Nur konnte ich mich nicht um ihn kümmern, wie Carla es damals bei mir tat."

"Carla, unsere Krankenschwester?", frage ich erstaunt. Ein leichtes Lächeln huscht über ihre Lippen.

"Ja, sie war eine enge Freundin meiner Mutter und sie haben beide als Krankenschwestern gearbeitet." Ich nicke verblüfft.

"Ich war mir dessen nicht bewusst." Ich erkenne weiterhin ihren frustrierten Ausdruck. "Versuche nicht, dich selbst fertig zu machen. Du konntest ihm nicht helfen, das lag nicht in deiner Hand. Bei deinem Beruf , so seltsam es klingen mag, sterben jeden Tag Menschen, du hast die Möglichkeit, das nächste Mal Trost zu spenden, so wie du es dir wünschst."

"Ich weiß", seufzt sie. "Ich wünschte nur, ich hätte es heute geschafft." Ich werfe ihr einen mahnenden Blick zu.

"Liebes, du hast gerade eine Panikattacke gehabt, hör auf, dich selbst zu bestrafen." Ich richte mich auf und greife nach ihrer Hand. Zögernd sieht sie zu mir auf, bis sie sich schließlich von mir hochziehen lässt. Die Situation erinnert mich an das erste Mal, als wir uns begegnet sind.

"Wir sollten aufstehen, bevor uns jemand sieht und denkt, wir würden eine Geisterbeschwörung auf der Toilette betreiben." Sie schnaubt.

"Das wäre wenigstens mal was Neues, sonst treibst du ja ganz andere Dinge auf der Toilette", neckt sie mich und grinst, doch sie verstummt, als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkt. Ich schlucke schwer, während ich darüber fantasiere, was für verbotene Dinge ich mit ihr anstellen könnte. Mühsam schiebe ich meine schmutzigen Gedanken beiseite und schenke ihr ein schelmisches Grinsen.

"Du musst es nur sagen, falls du auch eine Kostprobe willst." Ein erschrockener Ausdruck huscht über ihr Gesicht. "Lässt sich bestimmt einrichten", füge ich hinzu, und sie verdreht die Augen.

"Gott, nein, du bist unglaublich!"

"Tatsächlich höre ich das oft." Ein Ausdruck der Fassungslosigkeit zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab, und ich muss mir ein Lächeln verkneifen, als sich eine leichte Röte auf ihren Wangen bemerkbar macht. "Du hast das Thema begonnen", erinnere ich sie, als ich keine Antwort erhalte.

"Ich hätte nicht erwartet, dass meine Worte solch eine Reaktion hervorrufen." Mit einem Achselzucken reagiere ich, als sie nach dem Türknauf greift. Doch bevor sie die Tür öffnen kann, halte ich sie zurück, indem ich meine Hand auf ihren Arm lege.

"Davina?" Überrascht blickt sie zu mir auf. Vermutlich fragt sie sich, was ich nun von ihr will, nachdem ich mich in den letzten Wochen wie der größte Idiot ihr gegenüber verhalten habe. Dennoch treibt mich die Sorge um, ob es ihr gut geht, danach können wir uns gerne wieder aus dem Weg gehen.

"Hm?" Ich räuspere mich und tue mich schwer damit, meine Gefühle und somit meine Sorge ihr gegenüber offenkundig anzusprechen, doch entscheide mich letztendlich dafür, meine Fassade, die heute mehr als gebrochen ist, fallen zu lassen.

"Geht es dir wirklich gut?" Verwunderung spiegelt sich in ihrem Gesicht wider, begleitet von einem warmen Lächeln. Mein Herz macht einen Sprung, so wie fast immer, wenn ihre Lippen dieses entzückende Lächeln umspielen, und am liebsten würde ich es mir aus der Brust reißen, um dieses Gefühl ein für alle Mal in die Hölle zu schicken. Noch nie zuvor hat mein Körper derart heftig auf eine Frau reagiert.

"Es geht mir gut. Danke", haucht sie leise. Als sie sich zum Gehen wendet, stockt sie plötzlich und kehrt zu mir zurück. Unsere Blicke treffen sich, während ihr betörender Duft nach süßer Vanille meine Sinne gefangen nimmt. "Ich meine es ernst. Danke, dass du mich in diesem schwierigen Moment begleitet hast, obwohl wir uns kaum kennen." Es ärgert mich, aus ihrem Mund zu hören, dass wir uns kaum kennen, denn schließlich weiß ich vermutlich mehr über sie als dieser aufdringliche Anwalt. Liam Sinclair. Seit Wochen schleicht er um sie herum wie ein Schatten ihrer selbst. Verärgert ziehe ich die Augenbrauen zusammen.

"Wenn du mir noch einmal dankst, stelle ich das verdammte Krankenhaus auf den Kopf."

"Das glaube ich dir sogar", erwidert sie amüsiert und tritt aus der Tür. Ich bleibe allein zurück, ein unangenehmes Gefühl verbleibt in meiner Brust. Ein innerer Drang treibt mich dazu, sie von mir wegzustoßen, während ich gleichzeitig das Verlangen verspüre, sie in meine Arme zu nehmen und nie wieder herzugeben. Es ist, als ob ein wildes Tier in mir sie für sich beansprucht hat und nun gegen mich rebelliert. Seit Wochen kämpfe ich darum, dieses animalische Wesen in mir zu bändigen, mit Emotionen, die mir fremd sind. Jede Frau, die sich mir nähert, wird ein flüchtiger Trost, um sie aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Doch jedes Mal, wenn ich glaube, es sei mir gelungen, zieht sie an mir vorbei und entfacht erneut wildes Verlangen in mir.

The Wedge between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt