K a p i t e l | 1 6

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🌼 DAVINA 🌼

Der nächste Tag ist ein düsterer Tag für das Jackson Hospital. Zwei Männer kämpfen um ihr Leben nach schweren Unfällen in derselben Nacht. Ein Motorradunfall und ein Autounfall haben das Krankenhaus in eine Atmosphäre der Dringlichkeit gehüllt. Ich eile von einem Ort zum anderen, bereit, jede Hilfe zu leisten, die benötigt wird. Vor mir steht eine Frau, die ungeduldig auf Neuigkeiten über ihren Mann im OP wartet. Ihr Mann hat innere Blutungen und schwere Kopfverletzungen. Hinter ihr sitzen drei kleine Kinder, ihre Augen geschwollen vom Weinen, während die Mutter nervös auf und ab geht. Die Szene durchdringt mein Herz mit einem tiefen Schmerz. Als die Frau mich mit zitternden Händen packt und verzweifelt nach Informationen über ihren Mann fragt, versuche ich, meine Emotionen zu kontrollieren.

"Ihr Mann kämpft tapfer im Operationssaal, Mrs. Nelson. Er hat schwere innere Blutungen und Kopfverletzungen. Ich kann Ihnen im Moment leider nicht mehr dazu sagen." Ein Hauch von Verständnis liegt in ihrem Blick, als sie schluchzend nickt. "Kann ich Ihnen etwas bringen, möchten Sie etwas trinken?", frage ich behutsam, während die Kinder hinter ihr zusammenzucken. Ihre Lippe zittert, sie legt die Hände über ihren Kopf und nickt.

"Ja, bitte, ein Wasser."

Mit schnellen Schritten mache ich mich auf den Weg, um ihr das Wasser zu besorgen.  Als ich zu ihr zurückkehre, überreiche ich ihr den Becher, und sie greift danach, als wäre er ihre letzte Hoffnung. Ihre Augen suchen verzweifelt nach Trost in dieser ungewissen Zeit. Plötzlich tritt der Arzt aus dem Operationssaal, und die Frau sieht ihn erwartungsvoll an. Die Stimmung ist schwer, fast greifbar. Ein Moment der Stille liegt in der Luft, bevor der Arzt vor ihr stehen bleibt. Seine Worte treffen sie wie ein Schlag. "Mrs. Nelson, es tut mir leid. Ihr Mann hat es nicht geschafft, wir haben alles versucht."

Ein Schrei der Verzweiflung durchdringt den Raum, gefolgt von einem dumpfen Aufprall, als der Becher zu Boden fällt. Die Frau bricht in Tränen aus, ihre Stimme bebt vor Angst und Schmerz. "Nein, nein! Bitte, bringen Sie ihn zurück. Er wollte nur eine kleine Motorradfahrt machen. Was soll aus uns werden? Wie soll ich das den Kindern erklären?" Die Panik in ihren Augen spiegelt sich in den Tränen der Kinder wider. Der älteste Sohn sitzt regungslos da, seine Augen weit aufgerissen vor Schock und Trauer.

Der Arzt versucht sie zu beruhigen, doch ich nehme kaum etwas wahr, außer meinem rasenden Herzen. Mein Atem ist flach und die Angst scheint mich zu erdrücken. Ich blicke noch einmal auf den Jungen, der unter Schock steht. Ich will ihm helfen, doch ich kann nicht. Es scheint, als ob die Welt um mich herum verschwimmt, ich den Boden unter den Füßen verliere. Ich versuche mich zusammenzureißen, doch bemerke, wie ich immer mehr die Kontrolle über meinen Körper verliere. Ich schleiche unbemerkt in den leeren Flur, lehne mich schwer atmend an die Wand und schließe die Augen.

"Es tut mir leid, Mrs. Garcia, aber Ihr Mann hat den Kampf leider verloren. Wir haben alles versucht, aber seine Verletzungen waren zu schwerwiegend. Es tut mir aufrichtig leid, Ihnen diese traurige Nachricht überbringen zu müssen", sagt der Arzt zu Mami. Mami schreit auf, fällt zu Boden, ich kann ihre lauten Schluchzer hören, ich habe Mami noch nie weinen sehen. Dalia läuft zu ihr, nimmt sie in den Arm, aber ich kann mich nicht bewegen. Ich will Mami helfen, doch ich kann nicht, mir ist so kalt, mein Körper hört nicht auf zu wackeln. Carla, die Arbeitskollegin von Mami, ist vor mir gekniet und deckt mich mit einer warmen Decke zu.

"Mi pequeña, es ist okay. Es ist okay, so zu fühlen. Wir sind hier für dich, wir sind alle hier für dich." 

Papi ist nicht mehr da. Er hat gesagt, er würde immer bei uns sein und uns nie alleine lassen. Ich schaue aus dem Fenster und sehe die Sterne am Himmel funkeln. Vielleicht ist Papi jetzt einer von ihnen und beobachtet uns von oben herab. Aber warum hat er uns dann alleine gelassen? Warum hat er uns nicht mitgenommen?

Die Erinnerungen an den Tod meines Vaters malen sich lebhaft vor meinen Augen aus, während ich die Luft ausstoße, die mir wie ein Knoten in der Kehle steckt. Heiße Tränen bahnen sich ihren Weg über meine Wangen, ich sinke zu Boden, eine Hand fest auf der Brust. Meine zitternden Hände, mein unkontrollierter Atem lassen mich in Panik geraten, als ob ich zu ersticken drohe. Die Angst umhüllt mich wie eine dunkle Wolke und ich fühle mich gefangen, gefesselt in einem Strudel aus Panik.

"Davina?", dringt eine gedämpfte Stimme an mein Ohr, begleitet von schnellen Schritten in meine Richtung. "Davina? Verdammt!" Nate hebt mich behutsam in seine Arme und ich suche Schutz, indem ich meinen Kopf an seinen Hals schmiege. Mein Atem ist immer noch hektisch, mein Mund trocken, doch seine Wärme ist wie eine rettende Insel inmitten eines eisigen Sturms. Er drückt die Badezimmertür mit dem Fuß auf und lässt sich mit mir auf den Boden sinken. Er umschließt mich noch fester mit seinen Armen und streicht sanft über meinen Rücken.

"Es ist in Ordnung, du hast eine Panikattacke, du bist sicher. Versuch langsam und tief zu atmen."

The Wedge between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt