The Wedge between Us

K a p i t e l | 6

🌼 DAVINA 🌼

"Danke für die Einladung", haucht Liam mir ins Ohr, während er mich fest in seine Arme zieht. Seine Umarmung ist warm und beruhigend, aber mein Blick schweift unweigerlich zu dem Mann, der auf der anderen Seite des Raumes steht. Dr. Nathaniel Jackson. Natürlich tut er, was er am besten kann – sich an die nächste Frau heranmachen. Die Blondine an seiner Seite lacht übertrieben laut, ihr Lächeln strahlt über das ganze Gesicht, als hätte sie gerade einen Preis gewonnen. Ich unterdrücke ein genervtes Augenrollen.

"Freut mich, dass du gekommen bist", wende ich mich endlich wieder an Liam und schenke ihm ein Lächeln. Bonnie und Dalia tauschen grinsende Blicke aus, als könnten sie kaum ihre Vorfreude verbergen.

"Ich bin Dalia, ihre große Schwester", unterbricht Dalia das Schweigen. Sie streckt Liam die Hand hin, und ich beobachte, wie sich seine Augen kurz weiten. Ein erstauntes Lächeln legt sich auf seine Lippen, als er die Ähnlichkeit zwischen uns bemerkt.

"Freut mich, dich kennenzulernen", sagt er freundlich und schüttelt ihre Hand. Ich bemerke wie er sich unbewusst ein wenig aufrichtet.

"Und ich bin Bonnie", wirft Bonnie dazwischen und drängt sich spielerisch zwischen die beiden. "Wir haben uns ja schon kennengelernt." Sie lacht und stößt mich leicht mit der Hüfte an, während sie mir einen vielsagenden Blick zuwirft.

"Sie hat noch einen Spitznamen, den ich dir nur zu gerne verraten würde, aber..." Dalia lacht schelmisch, bis ich ihr einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen gebe, der sie zum Stöhnen bringt.

"Autsch", jammert sie, während ich ihr einen warnenden Blick zuwerfe. Wir alle lachen, und ich merke, wie sich die Anspannung in meinen Schultern ein wenig löst.

"Ich würde nur zu gerne wissen, um was für einen Spitznamen es sich handelt", lacht Liam mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.

Ich spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt. "Ein anderes Mal vielleicht", antworte ich schnell und nehme einen Schluck von meinem Drink. Widerwillig lasse ich meinen Blick erneut durch den Raum gleiten und finde Dr. Jackson, natürlich in Begleitung mit der blonden Frau. Er neigt sich zu ihr, flüstert etwas in ihr Ohr, und ich beobachte, wie ihre Augen aufleuchten. Mein Magen zieht sich zusammen, als ich beobachte, wie er mit ihr die Bar verlässt.

Ich zwinge mich, die Szene aus meinen Gedanken zu verbannen. Wieso er mich so sehr aufregt, kann ich nicht einmal genau sagen. Vielleicht, weil er so ein selbstgefälliger Macho ist, der denkt, ihm gehört die Welt.

"Alles gut bei dir?" Dalias Stimme holt mich zurück in die Gegenwart, und ich blicke auf meine Hand hinunter. Sie ist zu einer Faust geballt, die Knöchel weiß vor Anspannung.

"Ja, ja, alles gut", antworte ich während ich versuche, mich zu entspannen. Mein Lächeln fühlt sich falsch an, und ich weiß, dass sie es bemerkt. Aber ich hoffe, dass sie nicht nachfragt.

"Du sahst gerade ziemlich wütend aus", bemerkt sie.

"Es ist nichts." Es sollte wirklich nichts sein. Aber irgendwie schafft es Dr. Jackson immer wieder, mich aus der Fassung zu bringen. Und das, obwohl ich ihn nicht einmal richtig kenne.

Der Rest des Abends verläuft überraschend gut. Liam ist wirklich nett und versteht sich blendend mit meinen Freunden. Er ist die Sorte Mensch, die man einfach mögen muss. Ob daraus mehr wird, weiß ich noch nicht. Dalia und Bonnie haben ihre Meinung dazu allerdings schon längst gebildet. In ihren Augen stehen wir schon kurz vor der Hochzeit.

Liam schenkt mir ein warmes Lächeln, als sich der Abend dem Ende zuneigt. "Ich hatte wirklich einen schönen Abend, Davina", sagt er, und seine Stimme klingt ein wenig zögerlich, fast schüchtern. "Vielleicht könnten wir das mal wiederholen? Nur wir zwei?"

Ich erwidere sein Lächeln, obwohl es mich ein wenig überrascht, dass er so direkt ist. "Klar, warum nicht?"

Sein Gesicht erhellt sich, und ich kann sehen, dass er sich über meine Antwort freut. "Dann rufe ich dich an", sagt er, bevor er sich entschuldigt. "Ich muss leider früh raus morgen."

Als er geht, lasse ich meinen Blick kurz auf ihn ruhen. Es ist seltsam, dass ich ihn nicht einmal nach seinem Job gefragt habe. Das sollte ich definitiv beim nächsten Mal nachholen.

***

Die Worte in meinem Notizbuch verschwimmen leicht vor meinen Augen, als ich mit den Fingerspitzen sanft über die Zeilen streiche. Verlorene Menschen sind gefährlich, weil sie nichts zu verlieren haben. Es ist eine bittere Wahrheit. Wir gewöhnen uns an alles – an den Schmerz, an den Verlust, an die Einsamkeit. Aber wenn man nichts mehr zu verlieren hat, gibt es auch nichts, was einen noch aufhält.

Ich blinzle, als die Tür zum Pausenraum aufspringt. Carla tritt ein, ihre Augen suchend.

"Dr. William Jackson möchte dich in seinem Büro sehen", sagt sie. Ihre Stimme ist ruhig, aber mein Herz beginnt sofort schneller zu schlagen.

"Weißt du, warum?" , frage ich und merke, dass meine Stimme ein wenig höher klingt als sonst.

Carla schüttelt den Kopf. "Keine Ahnung, ich gebe nur weiter, was man mir gesagt hat."

Ich nicke und spüre, wie meine Hände leicht zittern. Was, wenn Dr. Jackson doch mit seinem Vater über mich gesprochen hat? Vielleicht hat er endlich genug von meinen Bemerkungen und meiner Abneigung ihm gegenüber.

"Davina, du brauchst keine Angst zu haben", sagt Carla und legt mir sanft die Hand auf die Schulter. "Du hast nichts falsch gemacht."

Wenn sie nur wüsste. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und streiche sanft über ihren Arm. "Danke, Carla."

Mit klopfendem Herzen mache ich mich auf den Weg. Meine Gedanken rasen, während ich mir überlege, wie ich mich verteidigen werde, falls es um ihn geht. Die Worte liegen mir auf der Zunge, bereit, falls ich sie brauche.

Mit zittrigen Händen greife ich nach der Türklinke und atme tief durch. Gott schenk mir Kraft. Dann öffne ich sie langsam und setze ein freundliches Gesicht auf.

Doch als ich die Tür öffne und eintrete, stockt mir der Atem. Dr. William Jackson sitzt hinter seinem Schreibtisch – und sein Sohn sitzt lässig auf einem der Stühle davor und schenkt mir ein verschmitztes Lächeln.

"Sie wollten mich sprechen."