K a p i t e l | 1 1

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🌼 DAVINA 🌼

Ich sitze vor meinem Schminktisch und die Vorfreude steigt ins Unermessliche, während ich auf die Nachricht von Nate warte. Die Tage vergingen so schnell, und plötzlich ist es schon Sonntag. Natürlich habe ich mein Outfit bereits geplant. Ich betrachte mich im Spiegel. Meine Locken umrahmen mein natürlich geschminktes Gesicht, und ich trage einen schwarzen kurzen Rock, eine schwarze durchsichtige Strumpfhose, ein eng anliegendes schwarzes Oberteil und einen beige-karierten oversized Blazer. Gerade als ich denke, dass ich vor Unruhe fast platze, vibriert mein Handy auf dem Schminktisch. Er ist da. Mit einem aufgeregten Herzklopfen schlüpfe ich in meine schwarzen Boots und verabschiede mich lächelnd von meiner Mom, bevor ich das Haus verlasse. Als ich in Nates luxuriösen Bentley steige, spüre ich seinen intensiven Blick auf mir. Seine Augen schweifen über meinen Körper und unsere Blicke treffen sich, als ich mich neben ihm auf dem Beifahrersitz niederlasse. Ein leises Räuspern unterbricht die Stille.

"Du siehst bezaubernd aus", sagt er, und ich erwidere sein Kompliment mit einem kurzen Lächeln.

"Danke", erwidere ich. "Du siehst auch nicht schlecht aus. Es ist interessant, dich mal außerhalb deiner typischen Arbeitskleidung zu sehen", behaupte ich und deute auf seine Alltagsklamotten. Er trägt eine dunkle Jeans und einen weißen Pullover. Mein Blick gleitet über sein markantes Gesicht, seine tief-braunen Augen und über sein dunkles gewelltes Haar, das lässig nach hinten gestrichen ist, allerdings fallen ihm ein paar Strähnen auf die Stirn. Ich verstehe, weshalb er so viele Blicke auf sich zieht.

"Du starrst mich an", bemerkt er und ich reiße erschrocken die Augen auf.

"Das habe ich nicht", sage ich peinlich berührt, blicke aus dem Fenster und er startet den Motor. Er legt seine Hand auf mein Bein, und ich zucke erschrocken zusammen.

"Das muss dir nicht unangenehm sein, ich konnte ebenfalls meine Augen nicht von dir lassen." Wütend funkle ich ihn an und nehme seine Hand von meinem Bein, dabei ignoriere ich das innere Prickeln, das durch ihn ausgelöst wird.

"Machst du das immer?", frage ich und Nate runzelt verwirrt die Stirn. Ich atme tief ein und fahre mir durch die Haare. "Versuchst du herauszufinden, wofür eine Frau brennt, um sie ins Bett zu kriegen? Ist das deine Masche?", frage ich und wende meinen Blick von ihm ab. Für einen Moment herrscht Stille zwischen uns, bis er das Wort ergreift.

"Verdammt, Davina", brummt er. "Hältst du echt so wenig von mir? Es gibt genug Frauen, die mit mir ins Bett steigen würden, ohne dass ich nur einen Finger dafür krümmen müsste."

Angewidert sehe ich ihn an.

"Und was willst du, dann von mir?", frage ich aufgebracht. "Was soll das ganze, ich kann mir nicht vorstellen, dass du das alles aus reiner Nettigkeit machst."

"Du hast echt Vertrauensprobleme."

"Ich kenne dich nicht einmal", fauche ich zurück und Nates Mundwinkel zucken leicht.

"Dann lass uns das ändern. Lern mich kennen." Ich hebe fragend meine Augenbrauen und Nate fährt fort. "Davina, ich versichere dir, ich habe keine Hintergedanken hierbei. Ich habe dir meine Gründe genannt, du hast es verdient. Mehr kann ich dir nicht sagen."

Meine Augen versuchen die Aufrichtigkeit, seiner Worte zu bestimmen, bevor ich ihm antworte. Ich beschließe, das Thema fürs Erste beiseitezuschieben, um seiner Bitte nachzukommen.

"Du hast gesagt, deine Eltern wären getrennt. Auf der Jubiläumsfeier waren sie allerdings zusammen?" Nate wirkt ein wenig überstürzt von meinem Themenwechsel. Ich habe bewusst nicht gesagt, dass ich im Internet etliche Bilder von ihnen gesehen habe, da ich somit verraten würde, dass ich ihn gegoogelt habe. Zumindest würde er mit Sicherheit davon ausgehen.

"Sie geben sich nach außen hin als glückliches Ehepaar, aber das sind sie nicht." Er zieht scharf die Luft ein. "Das waren sie nie."

"Wieso geben sie es nicht einfach bekannt?", frage ich und Nates Mundwinkel verziehen sich zu einem spöttischen Lächeln.

"Was die Leute denken, spielt eine Rolle. Es verkauft sich einfach besser, wenn man glücklich verheiratet ist."

Ungläubig schüttle ich den Kopf. "Ich könnte mir niemals vorstellen, so zu leben." Nate sieht kurz von der Straße zu mir und schenkt mir ein verständnisvolles Lächeln.

"Willkommen in meiner Welt", erwidert er mit einem Hauch von Ironie in seiner Stimme. Seine Hände liegen gelassen auf dem Lenkrad und sein Blick ist fest auf die Straße gerichtet. Während meine Augen die Konturen seines gut gebauten Körpers nachfahren, erschaudere ich. Schon wieder starre ich ihn an! Zügig wende ich meinen Blick ab und fixiere ihn stattdessen auf die an uns vorbeiziehende Straße. Noch nie zuvor hatte mich der Anblick eines Mannes auf diese Weise in seinen Bann gezogen, doch genau das ist wohl der Grund für seinen Ruf. Nate schaltet seine Playlist ein und es ertönt entspannte Rnb Musik im Lautsprecher. Hitze steigt mir in die Wangen, wenn ich daran zurückdenke, wie ich ihn gerade angefaucht hatte. Es jagt mir Angst ein, ihn von dieser neuen Seite kennenzulernen und irgendwie fällt es mir schwer, ihm zu vertrauen. Das liegt vermutlich an seinem Ruf, doch es ist nicht fair, ihn aufgrund dessen zu verurteilen. Tonlos atme ich ein. Es fällt leichter anzunehmen, dass jemand, der so attraktiv ist, ein arrogantes Arschloch ist, als dass man ihn mögen könnte. Mein Blick schweift erneut zu Nate. Er trommelt mit seinen Fingern im Takt der Musik auf das Lenkrad und ein Schmunzeln entgleitet mir.

"Hattest du eigentlich schonmal eine ernste Beziehung?", höre ich mich fragen. Nate sieht überrascht zu mir und seine Mundwinkel zucken in die Höhe.

"Wieso fragst du?"

Ich ziehe spielerisch eine Augenbraue nach oben. "Du wolltest doch, dass ich dich besser kennenlerne."

Sein Lächeln wird breiter. "Das stimmt", sagt er. Seine Gedanken scheinen eine Reise in die Vergangenheit zu machen, bevor er meine Frage beantwortet. "Ein einziges Mal, um genau zu sein. Ging allerdings nicht gut aus." Ich kneife die Augen zusammen.

"War es deine Schuld?"

Unsere Blicke treffen sich. Neugierde bereitet sich in mir aus, als ich auf seine Antwort warte, doch er schüttelt nur den Kopf.

"Es war nicht meine Schuld, also ich bin ihr nicht fremdgegangen, falls du das meinst. Allerdings habe ich eingesehen, dass ich nicht für Beziehungen gemacht bin. Diese ganze Verantwortung und Erwartungen, die diese mit sich bringen, sind einfach nichts für mich. Davon habe ich schon genug in meinem Leben."

"Und was, wenn irgendwann die Richtige kommt?" Ich bin fest davon überzeugt, dass, wenn man sich wahrhaftig liebt, so wie zum Beispiel meine Eltern es getan haben, diese Dinge von ganz alleine kommen, ohne dass man sich dazu zwingen muss. Man möchte für diese Person verantwortlich sein, die man liebt und man möchte diese glücklich machen.

"Ich glaube nicht, dass es sowas wie die Richtige gibt. Zumindest nicht für mich."

The Wedge between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt