K a p i t e l | 1 2

34 7 0
                                    

🌼 DAVINA 🌼

Mein nachdenklicher Blick verweilt am Fenster, während die Landschaft scheinbar im Eiltempo an mir vorbeizieht. Trotz meiner Bemühung, gelassen zu wirken, spüre ich, wie Nates Worte in meinem Inneren widerhallen und eine unerwartete Wirkung in mir auslösen. Vielleicht sollte ich mich über seine Worte freuen, da sie zumindest keine ernsthaften Hintergedanken von ihm offenbaren. Ich spüre seinen durchdringenden Blick auf mir ruhen und plötzlich wird mir bewusst, dass ich ihm noch keine Antwort gegeben habe.

"Ich denke, jeder Topf hat seinen Deckel", erwidere ich verspätet mit einem leichten Lächeln, während seine Augen mich amüsiert fixieren.

"Dann bin ich wohl eher eine Auflaufform", gibt er mit einem verschmitzten Grinsen zurück und ich verdrehe die Augen.

"Okay, ich habe es verstanden. "

Die Zeit verfliegt während der zweistündigen Autofahrt wie im Flug, es ist kaum zu glauben. Nate hat mir eine Menge von sich erzählt. Jetzt weiß ich beispielsweise, warum er nach New York zurückgekehrt ist. Er hat sein Medizinstudium an der Harvard Medical School in Boston abgeschlossen und absolviert nun seine Fachausbildung zum Neurochirurgen im Krankenhaus seines Vaters. Nate hat vorgeschlagen, erst einmal unsere Nerven zu stärken, indem wir etwas essen.  Wir halten bei einem Drive-in-Restaurant mit dem Namen "Shake Shack", welches bekannt für Burger und Milchshakes sei. Nate bestellt uns jeweils den klassischen Shackburger und zwei Erdnussbutter-Milchshakes. Erst jetzt wird mir klar, wie wenig ich in meinem Leben gereist bin. Philadelphia ist nur zwei Stunden von New York entfernt und doch, habe ich mein ganzes Leben nur dort verbracht.

"Sollen wir im Auto essen?", fragt Nate und ich nicke.

"Ja, ist vermutlich der schnellere Weg."

Nate reicht mir meine Essen und mein Milchshake, während er das Auto für ein bequemes Essen vorbereitet. Ich beobachte ihn, wie er die Lehnen nach hinten rückt und beiße in meine Pommes.

"Gott, das schmeckt so gut!", stöhne ich. Nate betrachtet mich amüsiert.

"Ich glaube ich habe noch nie mit einer Frau im Auto gegessen." Ich ziehe belustigt die Augenbrauen hoch.

"Es würde mich wundern, wenn du überhaupt Frauen zum Essen ausführst."

"Was soll, dass denn schon wieder heißen?"

Ich stecke mir eine weitere Pommes in den Mund. "Na ja, du hast doch gerade gesagt, du bist kein Beziehungstyp und Frauen zum Essen ausführen, ist total das Beziehungsding." Ich greife nach Mayonnaise und Ketchup, gebe sie auf den Deckel meiner Pommesverpackung und vermische die Soßen.

"Es kommt darauf an, wie die Frauen drauf sind, die man ausführt. Solange sie sich im Klaren sind, dass ich keine ernsten Absichten hege, führe ich sie aus. Was spricht dagegen?" Er taucht seine Pommes in meine Soße und beißt hinein.

"Oh mein Gott!", rufe ich theatralisch und fasse mir an die Stirn. "Dr. Nathaniel Jackson isst mit mir, hat er etwa ernste Absichten?" Grinsend sehe ich zu ihm rüber, doch seine Augen verdunkeln sich.

"Sag das noch mal."

Meine Lippen verformen sich zu einer geraden Linie und ich sehe ihn verwirrt an.

"Was meinst du?"

"Meinen Namen", erwidert er. Mein Herzschlag setzt aus. Ich öffne den Mund, für eine Erwiderung brauche, allerdings ein paar Sekunden, bis ich mich wieder fange.

"Hör auf damit!", kommt es schließlich von mir und ich schlage ihm auf den Arm. Er lacht unbekümmert in sich hinein.

"Probiere mal den Burger", sagt er und deutet auf den Burger vor mir. Ich packe ihn aus der dampfenden Folie und mir läuft regelrecht das Wasser im Mund zusammen. Das sieht so unfassbar lecker aus. Ich beiße in den Burger, während Nate gespannt zu mir sieht. Ich reiße schockiert die Augen auf.

"Wie zur Hölle, kann das so verdammt gut schmecken?" Nate schenkt mir wieder dieses typische Grinsen, sodass seine Grübchen zum Vorschein treten und in diesem Moment frage ich mich, wie ein Mensch so unfassbar perfekt sein kann. Er beißt in seinen Burger und ich richte meinen Blick aus dem Wagen hinaus.

"Weißt du, ich lebe über 20 Jahre auf dieser Welt und doch habe ich New York nie verlassen."

"Wieso nicht?"

"So genau kann ich dir das gar nicht sagen. Auf der einen Seite wegen Mom, sie fühlt sich nicht gut, wenn wir allzu weit entfernt sind und auf der anderen Seite, ich weiß es auch nicht. Es hat sich nie ergeben."

Er nickt nur verständlich.

"Wir sollten uns ein wenig beeilen. Ethan wird gleich da sein."

Ich nicke hastig und bemerke, wie die Aufregung in mir aufsteigt. Ich versuche meine Atmung zu kontrollieren und gerade als ich denke, er bemerkt es nicht, streicht plötzlich seine Hand über meinen Arm.

"Er wird dich toll finden, mach dir keine Sorgen." Ich zucke aufgrund seiner Berührung zusammen und nicke.

"Ja, ich hoffe es."

Nachdem wir ausgiebig gegessen haben, fahren wir zum vereinbarten Treffpunkt. Also zu Soul Enchantement. Ich kann es immer noch nicht fassen, wir fahren zu Soul Enchantement.

The Wedge between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt