𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥.𝟏𝟐

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Dann will ich einen Kuss.

Den ganzen Heimweg entlang,konnte ich nicht aufhören,mir seine Stimme vorzustellen.Tausendmal sagte Descamps diesen einfachen Satz in meinem Kopf.

Weshalb sollte er so etwas wollen?
Sicher hatte Descamps sich nur einen Scherz erlaubt und ich benahm mich wie ein verrücktes nervöses Wrack.

Trotzdem konnte ich nicht umhin,als daran zu denken ob ich auf seinen Vorschlag eingehen würde.Meine Schleife musste ich zurück bekommen.Das war schon mal klar.

Aber mit einem Kuss?
Es wäre mein erster Kuss und ich wollte ihn nicht verschwenden an jemanden wie Descamps.Erschrocken stellte ich fest,dass mir der Gedanke nicht ganz abwegig vorkam und versuchte sofort,ihn zu verdrängen.

Ich konnte Descamps nicht ausstehen und auch er war nicht angetan von mir.Morgen würde er bestimmt darüber lachen und allen erzählen,dass ich wirklich geglaubt hatte,er wolle mich küssen.

Wütend kickte ich einen kleinen Kieselstein,der auf dem sandigen Boden vor mir lag,in den nächstgelegenen Busch und seufzte.Als Madame Boullier,eine unserer Nachbarinnen vorbeikam und mich mit einem Nicken begrüßte,ignorierte ich die,was sie mit einem Empörten Blick und einem verbittertem Schnaufen quittierte.

Ich hörte sie murmeln,wie verwöhnt doch diese Jugend von heute war und verdrehte die Augen.

Endlich sah ich mein Zuhause und seufzte.Der Heimweg kam mir dieses Mal viel länger vor.Es war wärmer geworden und die Hitze hatte wahrscheinlich dazu beigetragen,dass mein Gehirn matschig wurde und ich zu viel über bestimmte Dinge nachdachte.

Descamps zum Beispiel.

Wütend,schon wieder einen Gedanken an ihn verschwendet zu haben,stapfte ich die steinernen Treppen hinauf,öffnete die Tür und ließ sie mit einem Krachen wieder ins Schloss fallen.

Es war totenstill bis auf das emsige Klacken einer Schreibmaschine,was mir verriet,dass mein Vater zuhause war.Er hatte diese Schreibmaschine mit 25 Jahren gekauft und seitdem liebte er sie mehr als alles andere auf der Welt.

Meine Mutter,die manchmal genervt war dass er ständig arbeitet und Berichte damit schrieb,beschwerte sich dass er die Schreibmaschine offenbar mehr liebte als seine eigene Frau.

Ich weiß,dass es nicht nur um die Schreibmaschine ging sondern um seine gesamte Arbeit.Wenn er mal zuhause war,hing er an der Schreibmaschine herum,schrieb Berichte und Reden für seine Arbeit.

,,Ich frage mich nur,ob diese elende Schreibmaschine deine Kinder zu Bett bringen,deine Sachen nähen und euch Essen kochen kann!Wenn ja dann kann ich ja gehen!"hatte sie geschrien und Teller an die Wand geschmissen.

Ihre Ehe war nicht glücklich.Meine Mutter verliebte sich früh und weil mein Vater ihr mehr bieten konnte,als sie bisher erlebt hatte,willigte sie sofort in die Heirat ein.Allerdings hatten meine Großeltern natürlich erwartet,dass ihr Sohn eine reiche angesehene Frau heiraten würde.

Was bei meiner Mutter nun leider das Gegenteil war.Sie hatte es satt,sich anhören zu müssen,dass mein Vater jemand besseres hätte finden können.Seitdem hatte sie immer Migräne wenn meine Großeltern kamen und entschuldigte sich auf ihr Zimmer.

Auch ich mochte die Schreibmaschine nicht.Sie nahm mir meinen Vater.Sobald die Dielen unter meinen Füßen knarzten,stoppte das Klacken und ich hörte die Tür zum Arbeitszimmer aufgehen.
,,Eleonore bist du zuhause?"

Er kam die Treppe hinunter und rümpfte die Nase,als von meinen Schuhen getrockneter Sand abfiel.,,Deine Mutter und Adéline sind einkaufen fahren.Ich denke,sie wollten noch auf dich warten allerdings hat Adéline rumgezickt."

𝐘𝐨𝐮𝐫 𝐊𝐢𝐬𝐬𝐞𝐬|Joseph DescampsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt