,,Was ist denn jetzt mit meinem Kuss?"fragte Descamps missmutig.Ich überlegte.Ich hatte bisher nicht wirklich darüber nachgedacht,ob ich einwilligen würde und seine plötzliche Frage überraschte mich.
,,Ich hab bisher nicht-"Descamps unterbrach mich mit einem Schnauben und trat einen Schritt näher,kam mir damit näher als mir lieb war und zwang mich somit,einen weiteren Schritt nach hinten zu gehen.
Mein Rücken prallte an die steinerner Wand der Mauer,die die Schule umschloss und presste mir für einen Moment die Luft aus der Lunge.,,Hör zu,wenn dir was an der Schleife liegt,dann sagst du mir bald was du willst."murmelte er wütend.
,,Ich kenne ein Dutzend Mädchen,die sich über eine so hübsche Schleife freuen würden.Vorallem wenn sie von mir kommt."
Wenn mein Herz nicht wie wild klopfen würde,hätte ich laut aufgelacht.Sein Ego schien zu wachsen,wenn er wütend war.
,,Wenn..Wenn wir uns für den Vortrag treffen.Bis dahin hab ich darüber nachgedacht.Ich verspreche es."
Er schien überrascht zu sein,dass ich nicht protestierte,fing sich aber noch im selben Moment und nickte.,,Wir treffen uns bei dir.Ich wohne zu weit weg."
Irgendetwas sagte mir,dass er log.Er kam jeden Morgen zu Fuß.Jedenfalls hatte ich ihn nie mit einem Motorrad oder im Auto gesehen.Aber ich war zu nervös,um jetzt daran zu denken.
Als ich zustimmte,wich er zurück,schnappte seine Tasche und verschwand in der Schule.Simone und Michele hatte ich schnell wieder eingeholt und sie fragten nicht wo ich gewesen war.
Gerade als wir die Treppe hinaufliefen,bekam ich ein Gespräch zwischen dem Aufseher Bellanger und einem Schüler mit.
,,Schwören sie's Monsieur?"fragte der Elftklässler,den ich als einer von Jean-Pierre's Freunden wiedererkannt.Er hatte am ersten Tag mit Jean-Pierre und zwei anderen die neuankommenden Mädchen beobachtet.
Mr.Bellanger lachte auf.,,Sie wissen,ich schwöre nicht Casiro.Aber Sie können sich auf mich verlassen."Casiro drehte ab und lief einen anderen Flur entlang,während sich Madame Couret Mr.Bellanger anschloss.
,,Sie schwören nicht?Das klang ja interessant.Worum ging es?"Gespannt lauschten wir,denn auch uns interessierte es.,,Ach nichts besonderes.Nur das alljährliche Schüler gegen Lehrer Fußballspiel steht an und ich soll dieses Jahr der Schiedsrichter sein."
Er beugte sich leicht zu ihr und murmelte ihr zu.,,Die Lehrer haben mittlerweile viermal in Folge mit Herman als Schiedsrichter gewonnen und ich denke,die Schüler hatten genug."
Simone drehte sich zu uns.,,Schüler gegen Lehrer Fußballspiel?Habt ihr davon schon mal gehört?"Michele nickte.,,Jean-Pierre erzählte davon.Das letzte mal hat er mitgespielt.Dieses Mal darf er aufgrund des Verweises natürlich nicht mitspielen.Aber ich hab gehört,dass die Schüler einen Pausenraum bekommen wenn wir gewinnen."
Das klang wirklich großartig!Ein Pausenraum stellte ich mir interessant vor und von Nutzen wenn es regnete.
Nachdem der Lateinunterricht endlich vorbei war,griff ich meine Ledertasche und lief mit Simone und Michele auf den Hof.,,Endlich Schulschluss!"stöhnte Michele genervt.,,Vom ganzen laudò laudòs was weiß ich,tut mein Koof schon weh."
Auch mich hatten die endlosen Vorträge von Mr.Douillard genervt.Ich verstand Latein bis zu einem gewissen Punkt,doch wenn es darauf ankam,bei der Übersetzung konjugierte Verben nocheinmal anders zu konjugieren dann war auch ich mit meinem Latein am Ende.Im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich verabschiedete mich von ihnen und lief den Weg nachhause.Ungefähr ab der Hälfte des Weges fing es an zu regnen und fluchend fing ich an zu rennen.Wütend auf mich selbst,dass ich nicht auf meine Mutter gehört hatte,biss ich die Zähne zusammen.
Sie hatte mit einem Blick aus dem Fenster heute Morgen verkündet,dass es am Nachmittag regnen würde und sie hatte recht behalten.Aber der Morgen war warm und ich hatte beschlossen,statt der dickeren Jacke aus Leder,mein dünnes Sommerjäckchen anzuziehen.
Diese Entscheidung bereute ich zutiefst.Ich wollte trotzdem nicht einsehen,dass der Sommer zu Ende war und der Herbst begann.Im November hatte Adéline Geburtstag und ich hatte im August angefangen,ihr ein Kleid zu stricken.
Ich hasste Stricken mit der tiefsten Faser meines Herzens,doch Adéline besaß und liebte tausende von Strickkleidern.Und ich hatte nicht genug Geld,ihr eines zu kaufen.
Vielleicht wäre es besser gewesen,jeden Tag für ein paar Minuten zu Stricken,anstatt das Kleid anzustarren und zu hoffen,es würde sich doch bitte von alleine stricken.
Mein Wunsch wurde ignoriert und so lag das Kleid genauso unfertig auf meinem Tisch wie auch schon vor zwei Wochen.Missmutig öffnete ich die Tür unseres Hauses und wurde von dem Geruch frischgebackener Zitronentartelettes empfangen.
Meine Mutter begrüßte mich mit einer Umarmung,wobei etwas Mehl von ihrer Schürze an meinem Kleid hängenblieb.,,Stell dir vor!Adéline ist ausgezeichnet worden.Für die beste Lateinarbeit der ganzen Schule!"Ich nickte und schenkte ihr ein kurzes Lächeln.
,,Glückwunsch!"rief ich ins Wohnzimmer,wo ich meine Schwester vermutete und stapfte die Treppen hinauf.Dann lief ich mich seufzend auf mein Bett fallen.Latein strengte mich so unglaublich an und Adéline verstand es als wäre Latein ihre Muttersprache.Ich gönnte ihr ihren kleinen Erfolg nicht von ganzem Herzen.
Sofort schämte ich mich für diesen Gedanken.Ich sollte mich für sie freuen.Mein Blick blieb an dem weißen gestrickten Fetzen hängen,der ein Kleid werden sollte und setzte mich auf.
Irgendwann musste ich es beenden und ich würde mich besser fühlen,nachdem ich Adéline's Kleis vollendet hatte.Mit diesem Gedanken setzte ich mich an meinen Schreibtisch.
Das nächste Kapitel kommt am Freitag.Ich verspreche es :)
Wie findet ihr das Kapitel?Ich hab vor,Descamps ein eigenes Kapitel zu geben,wenn sich die beiden Bei Eleonore zuhause treffen.
Falls jemand nicht weiß,was Zitronentartalettes sind,das sind kleine Zitronenkuchen mit Rand.Die sind richtig lecker.Ihr könnt auch googeln,falls ihr ein Rezept haben wollt oder sehen wollt wie sie aussehen.
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel<3
Vielen Dank,eure Zeli!
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𝐘𝐨𝐮𝐫 𝐊𝐢𝐬𝐬𝐞𝐬|Joseph Descamps
FanfictionDas Schuljahr 1963 beginnt mit einer großen Veränderung am Lycée Voltaire. Zum ersten Mal werden Mädchen und Jungen an die gleiche Schule geschickt.Das wird natürlich nicht von jedem gutgeheißen. Die Mädchen müssen sich durchsetzen und beweisen,dass...