Kindheitserinnerungen

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Die nächsten zwei Tage redeten sie nicht mehr über den Vorfall mit der Kiste und auch so war die Stimmung etwas bedrückter. "Ich möchte nach meinen Eltern suchen.", sprach sie ihn am Abend an. Verwundert blickte Severus zu ihr hinüber. "Weißt du wo sie stecken könnten?" - "Irgendwo in Australien. Ich habe sie mich vergessen lassen und es geschafft, dass sie dort hin Auswandern sollen."

Severus bemerkte, dass sie sehr traurig darüber war und stand auf, nur um sich vor ihr hinzuknien. Zart berührte er sie am Bein. "Möchtest du, dass ich dir helfe?" Als Antwort erhielt er ein leichtes Nicken. "Sei nicht traurig, wir werden sie schon finden." - "Danke, Severus." Er nahm neben ihr Platz, aber ließ seine Hand dort wo sie war. "Erzähl mir doch ein bisschen von deinen Eltern."

"Sie waren immer sehr bemüht und fürsorglich. Als ich noch klein war, haben sie mir immer aus Büchern vorgelesen, bis ich es endlich selbst konnte. Nur ihretwegen besitze ich diese Begeisterung fürs Lesen. Ich werde es auch nie vergessen, als sie erfuhren, dass ich eine Hexe bin. Sie waren wahnsinnig stolz und haben sich so für die Magische Welt interessiert." Sie blickten sich tief in die Augen.

"Was ist mit deiner Familie?" Der Tränkemeister hielt seine Luft an und stieß sie geräuschvoll wieder aus. "Ich habe keine Familie mehr. Meine Eltern sind gestorben." - "Das tut mir leid", sagte sie und legte ihre Hand über seine. "Mir nicht. Sie waren keine guten Menschen." Hermine sah ihn nur schweigend an, wissend, dass er noch nicht fertig mit seinen Erzählungen war.

"Meine Mutter war eine Hexe und mein Vater ein Muggel.", fuhr er fort, "Er hat alles, was mit Magie zu tun hatte gehasst und es erst meine Mutter und später auch mich spüren lassen. Der Einzige Lichtblick in dieser Dunklen Zeit war Lily, Potters Mutter. Sie hat in der Nähe gewohnt und ich habe ihr alles über Hogwarts erzählt. Wir waren beste Freunde Bis ich mich für die falsche Seite entschieden hatte."

Seine Stimme wurde traurig und er blickte in eine dunkle Ecke des Raumes. Ein schmerzendes Stechen zog durch Hermines Brust, von der Art wie Severus über Harrys Mutter sprach. Doch sie schwieg diesbezüglich, nicht das er etwas von ihrer aufkeimenden Eifersucht mitbekam.

Severus schien ihr sehr nachdenklich und in Gedanken versunken. "Ist alles okay?", fragte sie dann doch nach einen langen Moment der Stille. Er blickte ihr wieder in die braunen Augen und räusperte sich. "Wieso bist du eigentlich hier?" Diese Gegenfrage traf sie völlig unerwartet. "Wie? Wie meinst du das?" Er zog eine Augenbraue nach oben und stellte seine Frage nochmal. Schwungvoll stand Hermine auf und wollte das Wohnzimmer verlassen. Sie wusste nicht, was sie ihm antworten sollte.

Plötzlich stand auch er auf und hielt sie am Arm fest, um sie zu sich herum zu drehen. "Antworte mir!" - "Weil ich dich liebe!" Als hätte er sich verbrannt, ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. "Nein.", hauchte er, während er seinen Kopf schüttelte. Seine Miene wurde düster und ohne ein weiteres Wort zu sagen, rauschte er nach draußen, durch die Haustür.

Hermine spürte, wie sich die ersten Tränen in ihren Augen sammeln. "Wie konnte ich nur so dumm sein?" Hatte sie doch ernsthaft geglaubt, dass sie etwas besonderes verbindet und er ihre Gefühle vielleicht erwidern könnte? Mit tränenverschmierten Gesicht rannte sie nach oben, um ihre Sachen zu holen. Sie wollte einfach nur noch weg.

Mit gepackter Tasche stand Hermine wieder unten im Wohnzimmer. Sie fischte sich ein Blatt Pergament samt Feder aus ihrer Tasche und schrieb ihm noch ein paar Zeilen.

Es tut mir leid.

Ich werde fort gehen, um alleine nach meinen Eltern zu suchen.

So hast du wieder deine Ruhe vor mir und brauchst dich nicht mit meinen Problemen beschäftigen.

Vielleicht werden wir uns irgendwann auf neutralen Boden wieder sehen, aber fürs Erste wird es nicht möglich sein.

Was ich vorhin sagte, meinte ich ernst.

Ich liebe dich, aber deiner Reaktion darauf zu urteilen, weiß ich, dass ich gerade die richtige Entscheidung treffe.

Bis bald.

Hermine

Sie legte den Brief auf den Wohnzimmertisch und verließ ebenfalls das Haus. Wenige Augenblicke später apparierte sie und als sie wieder festen Boden unter ihren Füßen spürte, brach sie schluchzend in sich zusammen.

Severus brauchte dringend frische Luft. Was hatte sie da eben zu ihm gesagt? Sie liebte ihn? Er apparierte ans Meer. Das knallen der Wellen an den Felsen und die frische Meeresluft beruhigten etwas seine Nerven, denn in seinen Innern tobte ein viel größerer Sturm.

Was fühlte er? Ja, er mochte Hermine, aber konnte er Lily einfach los lassen und vergessen? Nein. Er fühlte sich, als würde er sie verraten. Denn eins konnte er nicht mehr leugnen, auch Hermine hatte sich in sein Herz gestohlen. Was sollte er nur machen? Wild, wie sein Inneres, lief er an der Brandung hin und her.

Etwa eine Stunde später entschloss er sich die Sache zu klären. Er hatte zwar keine Ahnung wie er das anstellen sollte, aber ewig hier rum zu stehen brachte auch nichts. Mit dieser Entschlossenheit reiste er wieder zurück.

Im Haus angekommen, war es komplett still und leer. Sein Blick fiel auf den Brief auf dem Wohnzimmertisch. Nach dem Zweiten mal durchlesen, legte er ihn wieder zurück und setzte sich wieder auf seinen Sessel. Mit beiden Händen strich er sich übers Gesicht.

Eine eisige Leere breitete sich in ihm aus. Severus wollte nicht, dass sie fort ging, doch nun war es zu spät.

From the Dark ~ SnamioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt