Ich muss mich beeilen, um Ness nicht aus den Augen zu verlieren. Sie huscht in den dritten Stock und verschwindet am Ende des Flurs. Da ich mich heute Morgen hier oben rumgetrieben habe, weiß ich, dass man von dort auf das Dach kommt.
Na toll... Ness auf ein Dach zu folgen, wo es keine Zeugen gibt, die einen Unfall ausschließen können, ist mehr als dämlich.
Doch ich habe keine Wahl, daher schlüpfe ich wie heute Morgen durch die wieder offenstehende Türe. Hoffentlich fällt sie nicht wieder zu. Ich habe keine Lust auf ein weiteres Abenteuer über die Feuertreppe.
Als ich die Kieselsteine, die das gesamte Dach bedecken, unter meinen Sohlen knirschen höre, zieht Ness bereits genüsslich an einer Zigarette.
Ich gehe zu ihr und bin froh, dass sie sich in den Schatten an der Mauer gestellt hat. Es scheint, dass sie öfters zum Rauchen hier rauf kommt. Ihre glänzenden Pumps stehen inmitten von Zigarettenstummel, doch mir soll es recht sein. Solange wir nicht näher an den Rand gehen und ich fliegen lerne, ist mir egal, ob sie hier in der Mittagspause raucht oder nicht.
»Na, wie fühlst du dich?«, fragt sie neutral. Die Abwesenheit jeglicher Emotion in ihrer Stimme lässt alle Alarmglocken schrillen.
»Gut?«, sage ich verwirrt und bezweifle, dass sie das hören wollte.
Sie stößt ein verächtliches Schnauben aus. »Und ich dachte, du fühlst dich fantastisch, jetzt wo du zusammen mit Alison mein Leben zerstörst.«
Geschockt schüttel ich den Kopf. »Was zur Hölle redest du?« Ich kann mir nicht vorstellen, welche Verbindung sie zwischen Alison und mir sieht. Ja, es gibt eine, aber wie kommt sie darauf?
Sie zieht an ihrer Zigarette und pustet mir den Rauch ins Gesicht. Angeekelt rümpfe ich die Nase.
»Ihr seid befreundet und das kann jeder sehen. Willst du es bestreiten?«, fragt sie und deutet auf den Riss in meiner Hose etwas über dem Knie. »Du würdest nie Hosen mit Löchern tragen. Zufällig hat Alison genau so eine Hose.« Ness lächelt arrogant.
Mein Blick fällt auf den Riss, der heute Morgen beim Benutzen der Feuertreppe entstanden ist. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Tatsächlich ist meine Hose jetzt beinahe identisch mit einer, die Alison oft trägt.
Generell habe ich in letzter Zeit ein paar von Alisons Klamotten getragen. Zwar wirken sie an mir nicht so cool wie an ihr, doch gefallen sie mir mittlerweile immer besser.
Dass Ness dem Äußeren von Menschen mehr Bedeutung zuschreibt als allem andere, überrascht mich nicht. Allerdings kaufe ich meine und Alisons Kleidung in der Mall, wie 90% der anderen Menschen in unserem Alter. Vermutlich laufen mindestens fünf Schülerinnen mit der gleichen Hose wie Alison durch die Schule.
»Ich kenne Alison nur durch Chris. Ich habe sie in meinem Leben ein Mal getroffen und keine Ahnung, worauf du anspielst«, antworte ich selbstbewusster, als ich sein sollte.
Ness grinst überheblich und verschränkt die Arme vor ihrer Brust. »Wie du meinst, aber wer hätte sie sonst auf die Idee gebracht, Chris und sich für meine Wahl anzumelden?«
Ich werfe meine Hände überfordert in die Luft. »Ness, ich habe nichts damit zu tun. Vielleicht hat Chris sie angemeldet.«
Ness rollt mit den Augen. »Sei nicht lächerlich. Chris würde nur antreten, wenn diese Bitch ihn bitten würde, um mir eins auszuwischen. Da sie aber nicht an unserer Schule ist, kann sie nicht wissen, dass ich kandidiere. Hier kommst du ins Spiel.«
Ich will es nicht, doch muss ich lachen. Chris Racheplan funktioniert. »Ness, komm schon. Das ist lächerlich«, versuche ich sie zu überzeugen. »Mich interessiert diese Wahl nicht. Ich gehe nicht mal zum Abschlussball.«
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Me, my Lover and I ✔️
RomanceDu stehst als unterstes Glied der Highschool-Nahrungskette auf den beliebten Jungen der Schule? Lilly Robertson steht genau vor diesem Problem. Sie beschließt, all ihren Mut zu sammeln und ihren Crush Chris Sinclair nach einem Date zu fragen. Doch b...