23. Ein Verbündeter

44 8 2
                                    

Auf der Party hat mir Anthony erzählt, dass er Chris nur flüchtig kennt, doch angesichts der Tatsache, dass er Chris' Spind problemlos findet, zweifle ich daran.

»Kennst du Chris gut?«, unterbreche ich seinen Monolog, den er mir seitdem wir uns auf den Weg zu Chris gemacht haben, vorträgt.

»Flüchtig. Ich kenne eigentlich jede relevante Person an der Schule. Nenn mich den Meister der Flüsterer. Meine Mutter sagt immer, ich bin ein Social Butterfly, der mit jedem über alles reden kann.«

Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es ist beinahe ironisch, dass ich mich in seiner Nähe wohl fühle. Allerdings sollte mich das Angesichts meiner Freundschaft mit Rosie - einem weiteren Plappermaul - nicht überraschen.

Schließlich biegen wir in den Gang mit den Spinden und wie es Anthony prophezeit hat, holt Chris gerade ein paar Bücher daraus hervor.

Als Anthony bemerkt, wie meine Füße zögern und ich meinen eigenen Spind bereits im Augenwinkel fixiere, greift er meinen Arm und zieht mich mit sich.

»Hey, Chris!«, begrüßt Anthony ihn.

Überrascht dreht er sich um und ein Lächeln legt sich auf seine Lippen. »Hi, Anthony! Lilly, du wirst nicht glauben, wer die Chemie Prüfung mit einer Zwei bestanden hat!« Ebenso wie letztens im Park hält er mir seine Hand zum High-Five hin.

Freudig klatsche ich ein und spreche ihm meine Glückwünsche aus. Ich wusste, dass er es schaffen würde.

»Es war nicht einfach. Minetta hat alles versucht, um mich in die Scheiße zu reiten, und wollte mir eine Vier geben, aber zum Glück haben ein paar Freunde ihm widersprochen.« Chris wirkt so glücklich und ich freue mich für ihn.

»Tja, dann brauchst du keine Nachhilfe mehr«, sage ich und versuche, zufrieden zu wirken. Ich sollte froh sein, mit Lilly Abstand von ihm zu gewinnen, doch kann ich nicht anders, als ein leichtes Stechen zu spüren.

Chris schüttelt den Kopf. »An sich nicht, aber das Thema ist ja noch nicht vom Tisch. Deine Unterstützung hilft mir sehr, also würde ich mich gerne weiter wie gewohnt treffen. Ich habe mir die Tests von den Anderen besorgt und ich bin gespannt, was du dazu sagst.«

Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf und wirft einen kurzen Blick auf Anthony. Mit dem unabgeschlossenen Thema meint er offensichtlich Minettas Manipulationsversuche, will es jedoch vor Anthony nicht aussprechen.

Ich nicke. »Klar, kein Problem.« Ein Strahlen schleich sich in mein Gesicht und ich spüre Anthonys musternden Blick auf mir. Reiß dich zusammen, Lilly!

»Weswegen wir eigentlich hier sind«, beginnt Anthony und alles in mir zieht sich zusammen. »Ness wollte uns gerade vormachen, dass ihr es nochmal miteinander versuchen wollt. Stimmt das?«

Chris fröhliche Miene verdunkelt sich und er weicht unseren Blicken aus. »Ämm...«, beginnt er, ohne den Satz weiter zu führen. Er schaut beschämt zu Boden.

Anthony wirft mir von der Seite einen vielsagenden Blick zu und in meinem Magen breitet sich ein flaues Gefühl aus.

Die Stille erdrückt mich fast und ich muss die brechen. »Sie läuft herum und verkündet, dass es sogar deine Idee war. Ist das wahr?«, frage ich fassungslos, doch will ich die Antwort gar nicht hören.

»Ich hab dir schon erzählt, dass es kompliziert ist... Ness wird immer ein besonderer Mensch für mich sein«, sagt er kleinlaut.

Ich kann das alles nicht glauben, doch Anthony hat kein Problem Worte zu finden, wofür ich sehr dankbar bin.

»Letztens hast du mir doch von Alison erzählt und wie gern du sie hast«, stellt ihn Anthony zur Rede. Ich halte die Luft an und bei seiner Antwort wird mir schlecht.

Me, my Lover and I ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt