Chris: Wir müssen reden. Können wir uns hinter den Tribünen treffen?
Ich starre verloren auf die Nachricht, die mir Chris soeben gesendet hat. Nun ja, er hat sie nicht mir gesendet, sondern Alison. Die erste Nachricht seit über zwei Wochen an meine dunkelhaarige Identität...
Vor ein paar Minuten war ich mir noch sicher, dass ich Alison nie wieder brauchen werde. Als Lilly habe ich im Moment so viel Spaß, dass ich mich nicht hinter einer Perücke verstecken muss.
Doch ist da etwas, dass mich daran hindert die Perücke in den Müll zu schmeißen. Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist das gleiche unbeschreibliche Ding, das mich die Perücke aufsetzen und zu den Tribünen fahren lassen will.
Ich wünschte, es gäbe jemanden, den ich um Rat fragen kann oder zumindest ein Buch mit einem Charakter, der in meiner Lage ist. Auch alte Weisheiten helfen bei meinem Problem nicht weiter. Ich bezweifle, dass Sokrates in eine ähnliche Situation verstrickt war.
Meine Gedanken wandern an meine Begegnung mit Chris vor ein paar Tagen, als er Ness vor den Kopf gestoßen hat und mich dann von ihr weggeschleppt hat. Die Stelle, an der er mein Handgelenk für ein paar Minuten berührt hat, kribbelt dabei und ich ertappe mich, wie sehr ich mich nach Chris' Nähe sehne.
Ja, er und Lilly kommen sich manchmal näher, doch ist das rein freundschaftlich.
Nicht so jedoch mit Alison. Mit Alison ist jede Berührung aufgeladen und es knistert so stark, dass ich es hören kann.
Ich weiß, ich sollte das nicht tun. Ich sollte mich zufriedengeben, doch ich will nicht. Ich will zu Chris. Will ihn umarmen und küssen. Will dort weitermachen, wo wir stehen geblieben sind.
Wie ein Schatz liegt die Perücke auf meinem Schreibtisch und lächelt mich verführerisch an. Sie weiß, dass ich schwach bin, sie weiß, dass ich sie aufsetzen will und sie weiß, dass ich nur einen kleinen Ruck brauche.
Vorsichtig stehe ich vom Bett auf und gehe zu ihr. Ich nehme sie in die Hand und streiche ihr zunächst nur über die Haare, bevor ich sie mir drüber ziehe.
Mein Anblick mit den dunkeln Haaren zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht. Neue Energie durchströmt mich und ich merke, wie die Zweifel von Lilly immer weiter in den Hintergrund wandern. Das selbstsichere Lächeln im Spiegel verrät mir eins: Alison ist wieder da!
Es fühlt sich befreiend an als Alison das Schulgelände zu betreten. Es sollte nicht so sein, doch es ist so. Ich genieße die frische Luft und die heißen Sonnenstrahlen, als wäre ich wochenlang in einem Keller eingesperrt gewesen.
Ich gehe durch den Eingang zum Spielfeld und verschwinde dann hinter den Tribünen. An diesem Ort können wir nicht beobachtet werden und ich frage mich, worüber Chris sprechen möchte.
Die Nachricht klang nicht sehr fröhlich und auch der Ort des Treffens schreit eher nach ›Ness darf niemals davon erfahren‹ als nach ›ich bin frei‹.
Chris wartet bereits auf mich und richtet den Blick auf, als er meine Schritte hört. Erleichtert, dass ich es bin, atmet er aus und schenkt mir ein kurzes Lächeln. Ich komme vor ihm zum Stehen und er vermittelt nicht den Eindruck, dass er mich zur Begrüßung umarmen möchte.
»Hi«, sagt er knapp.
»Hi«, erwidere ich.
Stille kehrt ein. Es ist seltsam, sich nach über einem Monat das erste Mal zu sehen. Keiner weiß genau, was der andere denkt und was Sache ist.
»Also«, beginnt Chris zögernd, »ich wollte fragen, ob du am Samstag auf eine Party kommen möchtest?«
Ich blinzel etwas überrascht. Was ist mit Ness? Können wir uns wieder sehen? Will er mit mir auf diese Party, oder will er sich nur dort treffen?
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Me, my Lover and I ✔️
RomanceDu stehst als unterstes Glied der Highschool-Nahrungskette auf den beliebten Jungen der Schule? Lilly Robertson steht genau vor diesem Problem. Sie beschließt, all ihren Mut zu sammeln und ihren Crush Chris Sinclair nach einem Date zu fragen. Doch b...