„Genau da", hauchte Louis und seufzte genießerisch. „Soll ich ein bisschen sanfter sein?", fragte Harry. „Auf keinen Fall, lieber etwas fester", sagte Louis. Niall verzog neben ihnen angewidert das Gesicht. Harry nahm seine Hände von Louis' Schulter und sah fragend zu Niall. „Du weißt genau, warum ich so gucke!", sagte Niall. „Gut, ich muss sowieso los. Viel Spaß euch beiden", sagte Harry, der sich über die Sofalehne zu Louis beugte und sich mit einem flüchtigen Kuss von ihm verabschiedete. „Bis später. Ich liebe dich", rief Louis Harry hinterher.
Harry drehte sich sofort um und sah zu Louis. Niall drehte seinen Kopf um 180 Grad und sah ebenso zu Louis. Louis hingegen sah entspannt in Richtung des Fernsehers, bis er etwas zeitversetzt die Augen aufriss und zu Harry herumwirbelte. „Ich... Tschüss. Bis später", sagte er und verließ das Sofa, lief sofort ins Badezimmer und verschloss die Tür hinter sich. „Fuck", murmelte Louis. Er hörte das Geräusch der sich schließenden Eingangstür, gefolgt von einem zögerlichen Klopfen. „Nein", rief Louis. „Tommo, mach auf", rief Niall und klopfte erneut. „Harry ist weg, mach dir Tür auf", sagte er.
Louis öffnete die Tür und blickte sich um. Er wollte sichergehen, dass Harry wirklich nicht mehr da war. „Was genau war das gerade?", fragte Niall. „Nichts. Ich weiß nicht, wovon du redest. Niall, geh jetzt", sagte er. „Ich denke nicht. Du liebst ihn also?", fragte Niall stattdessen, ignorierte die Aufforderung, das Haus zu verlassen vollständig. „Nein! Tu ich überhaupt nicht. Das ist alles viel zu fest geworden, ich muss dem endlich ein Ende setzen", sagte Louis und griff nach seinem Handy.
Niall riss Louis das Handy aus seiner Hand. „Was zur Hölle hast du gerade vor?", fragte Niall, der Louis' Handy in die Luft hielt, während Louis nach oben sprang, um es zu erwischen. Vergebens. „Hör auf mit der Scheiße. Was willst du gerade tun?", fragte Niall erneut. „Mich von Harry trennen. Wonach sieht es denn aus. Gib mir mein beschissenes Telefon wieder", sagte Louis aufgebracht.
„Du atmest jetzt tief durch und dann nennst du mir drei Gründe, warum du denkst, dass das eine gute Idee sei", forderte Niall ihn auf. „Du verstehst das nicht, Niall. Du wirst es nie verstehen. Ich habe das nicht verdient. Ich kann niemanden mehr lieben, ich darf nur Philipp lieben. Ich kann ihn nicht einfach austauschen und durch jemand Neuen ersetzen", rief Louis panisch. „Du hast all das verdient, Louis. Philipp hätte sich genau das für dich gewünscht. Er hätte sich gewünscht, dass du glücklich bist", sagte Niall.
Louis schüttelte den Kopf. „Nein, Niall. Es ist einfach nicht fair ihm gegenüber", sagte er und sank allmählich zu Boden, das Gesicht in den Händen vergaben. „Lou, wie lange geht das jetzt mit euch? Zwei Monate? Drei Monate?", fragte Niall. „Vier Monate", erwiderte Louis. „Bitte nenn mir wenigstens einen Grund, warum du glaubst, du hättest es nicht verdient", sagte Niall, der sich neben Louis setzte und ihm über den Rücken streichelte.
Er riss Niall in einem unachtsamen Moment das Telefon aus der Hand und schloss die Badezimmertür erneut. Er öffnete den Chat mit Harry und schrieb ihm eine Nachricht.
‚Danke für Alles. Aber wir werden uns künftig nicht mehr wiedersehen. Ich beende die Beziehung.'
Nach dem Senden der Nachricht öffnete er die Tür, gab Niall sein Handy und verließ mit Tränen in den Augen das Haus. Er durfte nicht verliebt in Harry sein. Menschen, die ihm wichtig waren, starben. Harry durfte nicht sterben. Harry dürfte Louis überhaupt nicht wichtig sein. Louis rannte zum Friedhof.
„Hey", sagte Niall wenige Minuten später ruhig, legte seine Hand auf Louis' Schulter ab und begrüßte Philipp, kurz nachdem er auf dem Friedhof ankam und Louis im Schneidersitz vor dem Grab vorfand. „Ni, du verstehst das nicht", stammelte Louis unter Tränen. „Doch. Ich verstehe das", sagte er, setzte sich neben Louis und legte seinen Arm um ihn. „Es tut ihm nicht gut, in meiner Nähe zu sein", sagte Louis. „Meinst du? Woran machst du das fest?", fragte Niall. „Meine Mom, meine Schwester, mein Ehemann. Menschen, die ich liebe, verlassen mich. Das darf mit Harry nicht auch noch passieren", sagte er.
Niall drehte Louis' Kopf in seine Richtung und zeigte mit dem Zeigefinger auf sich selbst. „Guck mal, ich bin hier. Ich bin dir auch wichtig. Was ist mit Lott's? Oder deinen Kindern? Lou, was passiert ist, ist tragisch. Aber Harry wird nicht das Gleiche passieren, nur weil er mit dir zusammen ist", sagte Niall. „Das kannst du nicht wissen", erwiderte Louis. „Liebst du ihn?", fragte Niall. „Ich darf nicht", sagte Louis und schüttelte den Kopf.
„Ich habe dich nicht gefragt, ob du darfst oder nicht. Ich habe dich gefragt, ob du ihn liebst", sagte Niall. „Nein. Ich liebe ihn nicht", sagte Louis und richtete sich auf und streichelte über den Grabstein. „Stimmt. Tust du ganz sicher nicht. Deine Augen leuchten immer so, wie wenn du ihn anschaust und dein Kichern ist auch nicht erst wieder da, seitdem du mit ihm zusammen bist", zählte Niall die offensichtlichen Dinge auf. „Ich bin verheiratet, ich kann mich nicht einfach neu verlieben, als hätte es meinen Mann nie gegeben", sagte Louis.
„Niemand verlangt von dir, dass du so tun sollst, als hätte es Philipp nie gegeben. Aber wir verlangen von dir, dass du glücklich wirst, wenn du die Chance dazu hast. Und Louis, das hätte auch Philipp von dir verlangt. Du sollst nicht so tun, als wärst du nicht verheiratet gewesen, aber du sollst weitermachen. Ich sehe dich seit vier Monaten endlich wieder lachen und strahlen, einfach das Leben genießen. Wirf das nicht einfach weg", sagte er. „Ich habe mich von ihm getrennt", sagte Louis. Niall reichte ihm sein Telefon und Louis blickte auf den geöffneten Chat mit Harry.
‚Sag mir bitte, wo du bist.'
‚Er hat eine Panikattacke und ist auf dem Weg zum Friedhof.'
‚Niall hier.'
‚Von Louis' Telefon.'
„Du hättest die drei Nachrichten auch einfach in eine verpacken können, dafür gibt es schließlich Absätze", sagte Harry, der sich langsam dem Grabstein näherte. Louis sah ihn für einen kurzen Moment an, drehte sich aber sofort wieder um. „Ich lass euch kurz allein", sagte Niall und Louis konnte die sich entfernenden Schritte hören, hörte jedoch ebenso die sich nähernden Schritte. „Hey Lou", sagte er und drehte seinen Körper vorsichtig in seine Richtung.
Louis versuchte ernst zu gucken, versuchte auch, nicht zu weinen. Beides gelang ihm keineswegs, denn die Tränen begannen sein Gesicht entlang zu laufen und sein Blick war in Sehnsucht gehüllt. Er schlang seine Arme um Harry und zog ihn nah an sich. „Es tut mir leid, dass ich das geschrieben habe", sagte er. Harry nickte, erwiderte die Umarmung und streichelte Louis durch die Haare. „Ich hoffe nicht, dass jetzt nach jeder Liebesbekundung eine Trennung ansteht, denn ich hatte vor, es noch sehr oft zu dir zu sagen", sagte Harry.
„Mir was sagen?", fragte Louis. „Dass ich dich liebe. Louis, ich liebe dich. Das wusste ich, als ich dich kennengelernt habe. Ich habe es dir nur nicht gesagt, weil ich dich das Tempo vorgeben lassen wollte", sagte Harry. „Haz, das wird nicht mit letzte Panikattacke gewesen sein", sagte Louis leise. „Davon gehe ich auch aus, aber es ist okay. Nur bitte lass mich dir dabei helfen, dein Päckchen zu tragen. Lauf nicht vor mir weg", sagte Harry. Louis nickte noch immer mit Tränen in den Augen. „Und wie Niall schon sagte, niemand verlangt von dir, dass du so tun sollst, als hätte es Philipp nicht gegeben", sagte er und presste seine Lippen auf die von Louis.
Louis drehte sich in Harry's Armen zum Grabstein. „Philipp, das ist Harry. Wir sind seit wenigen Monaten zusammen. Du würdest ihn mögen, denn er behandelt mich gut und ich mag ihn sehr. Die Kinder mögen ihn auch und er mag hoffentlich auch die Kinder", sagte Louis und drehte sich mit fragendem Blick zu Harry. „Nur, wenn sie mich nicht mitten in der Nacht wecken, weil der Akku vom PlayStation - Controller leer ist", sagte Harry. „Das ist Philpp's Schuld. Er hat manchmal nachts mit Timmy gespielt, wenn beide nicht schlafen konnten", sagte Louis schon beinahe grinsend. „Philipp, ich bin verliebt in ihn", sagte Louis und drehte sich erneut zu Harry.
„Und ich bin verliebt in dich", sagte Harry, gab Louis einen Kuss auf die Wange. „Gott sei Dank", sagte Niall, der hinter einem großen Grabstein hervorkam. „Danke Niall", sagten Harry und Louis im Chor, was sie unvermittelt zum Lachen brachte. „Ich muss jetzt wirklich wieder los. Ich habe die Pressekonferenz verpasst, wenigstens am Interview sollte ich teilnehmen", sagte Harry und gab Louis einen liebevollen Kuss. „Ich liebe dich", flüsterte er gegen Louis' Lippen. „Und ich liebe dich", sagte Louis zufrieden grinsend. „Tschüss Nialler. Tschüss Philipp", sagte Harry und joggte den Weg entlang Richtung Ausgang.
Niall sah zu Louis. „Was ist?", fragte dieser. „Du hast ihn wirklich nicht verdient. Er ist viel zu gut für dich", sagte Niall lachend, fing sich einen Schlag auf den Oberarm, gefolgt von einer herzlichen Umarmung. „Danke Ni, ich wüsste nicht, was ich ohne dich wäre", sagte Louis und küsste die Wange seines besten Freundes unzählige Male. „Verloren", sagte Niall.
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Through the Dark | L.S.
FanfictionDas plötzliche Ableben seines Ehemannes machte Louis zum alleinerziehenden Vater ihrer beiden Adoptivkinder. Für Außenstehende scheint er sich gut zu schlagen, doch die Dunkelheit und die Einsamkeit holen ihn jede Nacht aufs Neue ein. Auf der Suche...