Kapitel 6 - Italienische Nationalmannschaft

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„Ich hasse Kindergeburtstage", sagte Louis, der sich mit Niall hinter dem Haus versteckte, um heimlich eine Zigarette rauchen zu können. „Wenigstens hast du beide an einem Tag erledigt. Du musst das Positive sehen", sagte Niall, der sich mit Louis die Zigarette teilte. „Das macht es nur doppelt so anstrengend", erwiderte Louis, nahm noch einen letzten tiefen Zug, bevor er die Zigarette ausdrückte und mit Niall zurück ins Haus ging.

Louis lief schnurstracks auf Amelia zu. „Ich finde es etwas unbehaglich, dass die neue Freundin meines besten Freundes mich während meines Entzuges begleitet hat", sagte er. „Es ist wirklich unbehaglich. Wollen wir so tun, als würden wir uns gerade erst kennenlernen?", fragte sie. Louis nickte leicht lächelnd. „Wie alt sind denn deine Kinder?", fragte sie weiter. „Meine Tochter ist zehn Jahre, mein Sohn acht Jahre. Woher kennst du Niall?", fragte Louis mit einem Zwinkern. „Er ist mir so zugelaufen", sagte sie lächelnd. „War bei mir damals auch so. Man konnte ihn einfach nicht mehr hergeben", schwärmte Louis. „Schön, dass es dir besser geht", sagte Amelia und stieß mit ihrem Glas an Louis' Glas Wasser.

Mit leuchtenden Augen sah Louis auf die im Garten befindliche Hüpfburg, beobachtete seine Kinder beim Springen. „Hi", sagte Henry, der sich neben Louis setzte. Mit aufgerissenen Augen schellte Louis herum. „Du bist draußen? Und du hast es hier her geschafft?", fragte Louis schon beinahe euphorisch, denn er dachte, Henry würde sich niemals wieder bei ihm melden, obwohl er ihn überraschend gerne mochte. „Ich bin seit gestern frei und wollte wenigstens kurz ‚Hallo' sagen. Muss aber gleich los, deine Kinder haben am selben Tag Geburtstag wie mein Bruder", sagte er. „Ich freue mich wirklich, dich zu sehen", sagte Louis und schloss Henry fest in seine Arme.

Es waren nur vier Wochen, die sie zusammenwohnten, doch er wusste viel über Henry und Henry wusste viel über Louis. Sie vertrauten sich und Louis würde nicht mehr darauf verzichten wollen. „Hast du Lust vorbeizukommen?", fragte Henry. „Bei deinem Bruder?", fragte Louis. Henry nickte, sah erwartungsvoll in Louis' Augen, doch dieser schüttelte nur den Kopf. „Die Feier hier geht vor und morgen trainiere ich wieder die Junioren, da muss ich fit sein", sagte Louis fest entschlossen. „Ich hab noch ein Geschenk für deinen Sohn. Gib es ihm bitte nach ihrem Geburtstag, denn ich hab nur für ihn etwas", sagte Henry lachend. „So ging es mir letztes Jahr auch", scherzte Louis. Es war nicht gelogen, denn er hatte letztes Jahr das Geschenk für seine Tochter vergessen.

Louis warf ein Blick in die Türe, die Henry ihm überreichte. „Guck ruhig rein", sagte Henry, der Louis' irritierten Blick bemerkte. Louis sah auf das Trikot von Manchester United. Auf dem Rücken war der Name ‚Styles' aufgedruckt und dazu die Nummer 57. „Du schenkst meinem Sohn ein Trikot mit deinen Namen?", fragte Louis. „Nein, mit dem Namen von meinem Bruder. Es ist ein originales Trikot von ihm", sagte Henry stolz, doch Louis' Blick wurde nur noch skeptischer. „Henry, ich trainiere eine Manchester Junioren Mannschaft, ich kenne die Spieler der ersten Mannschaft. Und da spielt kein Styles", sagte er.

„Er hat auch erst nächste Woche sein erstes Spiel. Frisch gewechselt aus Italien, da hat er in der Nationalmannschaft gespielt", sagte Henry. Louis' Blick wurde immer skeptischer. „Dein britischer Bruder hat in der italienischen Nationalmannschaft gespielt?", fragte Louis. „Doppelte Staatsbürgerschaft. Er ist erst seit kurzem wieder in England", erklärte Henry. „Wie heißt dein Bruder?", fragte Louis, der sich gedanklich schon auf Google befand. „Harry. Harry Styles", sagte er. Louis nickte beinahe anteilnahmslos. „Harry und Henry also. Da hat aber jemand kreative Eltern", scherzte Louis. „Ich hau jetzt ab, aber wenn du magst, sehen wir uns nächste Woche auf einen Kaffee?", fragte Henry. „Ich freu mich drauf", erwiderte Louis und verabschiedete sich mit einer herzlichen Umarmung von seinem Kumpel.

Louis versteckte sich erneut hinter dem Haus, um seiner Zigarettensucht nachzugehen. Er wollte das Rauchen aufgeben, doch hielt er sich nicht für stark genug, alles auf einmal zu beenden. „Hey", sprach Louis' bester Freund, der sein nicht ganz so heimliches Verschwinden beobachtete. „Zayn hat nach dir gefragt", sprach er weiter. „Warum?", fragte Louis, denn er hatte sich bereits damit abgefunden, künftig eine Starbucks Filiale aufzusuchen. „Er hatte mich vor ein paar Wochen angesprochen, als du in der Klinik warst. Er hat sich Sorgen gemacht. Vielleicht meldest du dich bei ihm", schlug Niall vor. „Ich habe kein Interesse. Er ist attraktiv und lieb, aber nicht das, was ich suche", sagte Louis. „Vielleicht könntest du ihm das auch sagen. Ihm deinen Schwanz in den Mund zu stecken und sich dann zu verpissen ist nicht gerade fair", sagte Niall.

Mit leicht rollenden Augen nickte Louis seinem besten Freund zu. „Außerdem, was Lottie mit dir gemacht hat, ist ziemlich perfekt. Selbst ich würde dich flachlegen", sagte Niall lachend, während er seinen besten Freund von oben bis unten musterte. Er trug ein schwarzes Poloshirt und eine helle Hose, die Haare nach oben gestylt und der Bart ordentlich getrimmt. Er sah gut aus, auch wenn Louis sich selbst immer noch als zu dünn empfand. Noch immer mochte er es nicht, zu essen, war bereits nach wenigen Bissen satt.

Die Nacht trat ein, die Hüpfburg sank in sich zusammen und Louis' Kinder gähnten um die Wette. Er brachte sie ins Bett, gab beiden einen Kuss auf die Stirn und schaltete das Licht aus, bevor er sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen ließ und Zayn anrief. „Hätte nicht gedacht, dass ich von dir nochmal höre", sagte er. Sie unterhielten sich einen kurzen Moment, bis Louis entschied, Zayn zu sich einzuladen.

Er traf nur wenige Minuten später ein und Louis begrüßte ihn mit einem Lächeln. „So sieht das also aus?", fragte Zayn, dem das Lächeln sofort ins Gesicht sprang. „Schön, dass du da bist. Komm rein", sagte Louis und ging ein Schritt zur Seite, um Zayn den Zutritt zu gewähren. „Du wolltest mit mir reden?", fragte er, noch bevor er sich auf die Couch setzte. „Ich war in einer Entzugsklinik", begann Louis das Gespräch. Zayn riss erschrocken die Augen auf. „Alkohol oder Drogen?", fragte er. „Alkohol. Ich habe einen schweren Schicksalsschlag hinter mir. Ich empfand es als meinen einzigen Ausweg", sagte Louis offen. „Möchtest du darüber reden?", fragte er vorsichtig. Louis nickte, erzählte ihm von Philipp.

„Ich wollte dich nicht ausnutzen. Nicht, dass du das denkst. Ich dachte, ich wäre soweit. Aber das war ich nicht. Du bist perfekt, aber scheinbar nicht für mich. Verzeih mir mein Verhalten", sagte Louis. „Ich hätte es gar nicht drauf ankommen lassen sollen. Man hat gemerkt, dass du abwesend warst. Uns trifft also beide die Schuld. Verzeih also auch bitte mein Verhalten", sagte der Schwarzhaarige. Louis nickte, lächelte ihn sanft an und breitete etwas unbeholfen die Arme aus. „Man merkt auf jeden Fall, dass du sowas lange nicht mehr gemacht hast", scherzte Zayn, weshalb Louis laut auflachen musste. Es war schon das zweite Mal, dass er in letzter Zeit lachen musste.

Sie umarmten sich und stießen mit einem
Glas Wasser auf ihre neugewonnene Freundschaft an. „Danke für deine Ehrlichkeit", sagte Zayn, strich sanft über Louis' Oberschenkel. „Papa?", fragte Louis' Tochter. Er schlug sofort Zayn's Hand von seinem Oberschenkel und sprang auf. „Prinzessin, warum schläfst du nicht?", fragte er. Theresa sah verschlafen zu Zayn, der noch immer auf der Couch saß. „Ist das dein neuer Freund?", fragte sie leise. Louis schüttelte den Kopf. „Nein, mein Schatz. Komm, ich bring dich wieder ins Bett", sagte er und sah zu Zayn. „Ich mach mich auf den Heimweg. Wir sehen uns", sagte er.

„Papa, warum hast du keinen Freund?", fragte Theresa, als Louis sich zu ihr ins Bett legte und sie in seinen Armen hielt. „Weißt du, das ist manchmal nicht so einfach", sagte er. „Du vermisst ihn?", fragte sie. Louis nickte. „Sehr sogar", sagte Louis, dem die erste Träne über die Wange lief. „Ich vermisse ihn auch. Aber du brauchst trotzdem einen neuen Freund", sagte sie. „Warum denkst du das? Ich habe doch euch beide". Theresa krabbelte auf den Körper ihres Vaters und schlang die Arme um seinen Hals. „Weil du mit Papa viel glücklicher warst. Vielleicht gibt es noch einen Papa und du bist dann wieder glücklich. Ich mag es, wenn du glücklich bist", sagte sie. „Ich liebe dich, mein kleiner Engel", sagte Louis.

Through the Dark | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt