Als das Spiel begann, war ich noch auf der Bank. Ich sah meine Teamkollegen, die gerade auf den Platz kamen, Sveni trug die Kapitänsbinde, und irgendwie fühlte ich mich stolz, sie lächelte in meine Richtung, strahlte aber richtig als sie sah, wer gleich hinter unsere Ersatzbank stand, Sara und ich hatten Maro eingeladen, um unsere Freundin die Überraschung zu machen. Die kleine Blondine laufte nun mit Überzeugung bis neben Merle. Diese sah ein bisschen mehr gestresst aus, ich wusste aber, dass sie alles gut machen würde, das tat sie (fast) immer.
Lena L. stand auch auf dem Platz. Sie sah so süß aus, wenn sie so konzentriert schaute.
Eigentlich hätte ich spielen wollen, aber ich wusste, dass ich in der zweiten Halbzeit eingesetzt werden sollte, also machte es mir letztendlich nichts aus, ich wusste, ich würde heute mein erstes EM Spiel spielen, und das war ein großartiges Gefühl.
Die erste Halbzeit lief gut, sehr gut, sogar Lena war gut. Ich beobachtete sie die ganzen 45 Minuten lang, was nicht unauffällig viel, Tabea winkte mir vor den Augen und ich schreckte kurz auf, ich dachte schon, ich hätte ein Tor verpasst. Aber nein, es war nur meine Teamkollegin, die mich angrinzte.
- Du weißt schon, dass Martina dich nicht spielen lässt, wenn du dich nicht konzentrieren kannst.
Ich streckte ihr kindisch die Zunge raus.
- Das wird ja immer besser! Wann fragst du dich eigentlich, ob ihr heiraten wollt?
Ich wusste, dass Tabea scherzte, wurde aber Knallrot.
- Was?!? Du hast sie schon gefragt?
- Schrei doch nicht so rum! Und nein. Ich nicht…
- Aber sie! Wie schön! Ich freue mich so für euch!
- Alex, Tabs, könnt ihr aufhören zu plaudern und euch aufwärmen? Ihr spielt in zehn Minuten!
Wir standen auf und ich sah, wie Tabs die Augen rollte, einen Lächeln auf den Lippen.
- Du musst mir danach aber noch so einiges erzählen!
Als ich auf den Platz kam, reichte mir Sveni dir Kapitänsbinde, und ich sah Lenas stolzen Blick. Als ich mein erst Tor in eine EM schoss, war ich… erleichtert. Ich drückte Lena kurz, sie war ja gleich neben mir, da würde es keinen auffallen!
- Tabs weiß es, murmelte ich.
- Tabs weiß was?
- Die Sache mit den Ring.
- Oh…
Da kamen schon die anderen auf uns gestürzt. Das müssten wir wohl noch nach dem Spiel regeln.
Als die 90. Minuten um waren feierten wir noch mit den Fans. Ich lief neben Lena (welch eine Überraschung!). Ich lächelte als ich sah, wie Sveni direkt auf Maro rannte. Wie konnte sie noch so viel Energie haben?! Ich hatte nur 40 Minuten gespielt, und ich war K.O. und sie? Sie konnte noch übers ganze Platz sprinten.
- Muss liebe schön sein, lachte Lina neben uns.
Lena sah zu mir, und ich beugte mich auf sie um sie leicht zu küssen.
- Oh ne, Leute, wir hatten gesagt, kein geknutscher auf den Platz! beschwerte sich Lina.
- Du bist doch nur eifersüchtig, antwortete Lena. Und wir haben gerade gewonnen, da kann ich dich auch mal meine Freundin küssen.
- Das schlimmste ist ja, ich schippe euch total, seufzte Lina mit einen dramatischen Ausdruck.
Da sprang Laura auf ihren Rücken, was Lena und mich auflachen ließ. Meine Freundin nahm meine Hand in ihre.
- Wenn Tabs es schon weiß, könnten wir es den Rest der Mannschaft auch sagen… schlug sie vor.
- Wollten wir doch eh in den nächsten Tagen machen.
- Ich will jetzt keine Ansage oder so machen…
- Verstehe. Wenn du willst, können wir auch einfach aufhören, es zu versteckten.
- Wie meinst du das?
- Naja, ich habe zum Beispiel mein Verlobungsring immer in meine Tasche, aber nie an der Hand… und du auch nicht.
- Ich glaube, ich habe es kapiert. Ja, gute Idee.
- Ich doch immer!
Sie lachte und gab mir einen weiteren Kuss.
- Hört aaaauuuuf! rief Lina uns zu. Die zwei da hinten nerven schon genug!
Sveni und Dzenni waren auch am küssen. Sie waren so eng aneinander gedrückt, dass ich fast Angst hatte, dass sie sich gegenseitig ersticken. Konnte man aber verstehen, sie hatten sich seit mehr als einen Monat nicht gesehen. Da wäre ich genau so gewesen.
- Such dir doch selber jemanden, scherzte Laura.
- Nie im Leben! Ich bin unabhängig und das bleibt auch so!
Ich war mir fast sicher, einen traurigen Blick auf Lauras Gesicht gesehen zu haben, sagte dazu aber nichts.
Als wir uns umziehten, holte ich meinen Ring raus, gleichzeitig wie meine Ohrringe.
Zu erst merkte niemand was ungewöhnlich, bis Syd Sara irgendwas zuflüsterte. Sie sagte es weiter zu Klara, die mich ansah, dann Lena, dann meine Hand.
- Seid ihr verlobt? schrie sie fast.
Dann war es auf einmal Chaos, bis Lena um Ruhe bat.
- Wir wollten keine große Ansage machen, dass können wir jetzt wohl vergessen, aber ja, wir sind verlobt, seit zwei Monaten. Ihr seid natürlich zu Horzeit eingeladen.
Ich kam Lena näher und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.
- Für dieses Mal seid ihr entschuldigt, sagte Lina mit einen Grinsen.
